Erzählerische Vermittlung von Erkenntnissen der Kosmologie
Was
wäre, wenn Überlichtgeschwindigkeitsreisen möglich wären? Und was wäre, wenn
man versuchen würde, das Universum zu umrunden? Der Roman „Paradox 2 – Jenseits
der Ewigkeit“ von Philipp P. Peterson
führt uns genau an solche Grenzen des Vorstellbaren und vermittelt beiläufig
Erkenntnisse der Kosmologie. Es handelt sich letztlich um ein gelungenes
Gedankenexperiment, bei der die Handlung nur Mittel zum Zweck ist, um
theoretische Hintergründe lesbar einzubetten. Es handelt sich also um
klassische Hard-Science-Fiction, Spannungserzeugung steht dieses Mal nicht im
Vordergrund. Und es ist auch weitaus theoretischer als andere Bücher, die ich
von Peterson gelesen habe. Eine klare Stärke des Autors besteht aber darin, die
kosmologischen Hintergründe verständlich und plastisch näherzubringen: Nach
Lektüre des Buchs weiß man etwas über Quantenteleportation, über Hypothesen
bezüglich der Geometrie des Universums, über die Begriffe der „kosmischen
Inflation“ oder des „Dark Flow“, über Defekte in der Raumzeit und
Domänengrenzen sowie über das theoretische Konstrukt von Wurmlöchern. Mir hat
das tatsächlich sehr gefallen, doch nicht jedem wird ein solches Buch zusagen,
zumal auch die Charakterzeichnung und -entwicklung ziemlich auf der Strecke
bleibt, und das, obwohl Peterson in seinem ersten Band, „Paradox“, noch sehr
viel wert genau darauf gelegt hat (vgl. meine Rezension zu Paradox 1). David,
Ed, Grace und Wendy bleiben dieses Mal statisch und blass. Und Ed mutiert zu
einem nervigen Choleriker, der mich als Leser mit der Zeit einfach nur noch
genervt hat. Der Autor verlässt sich letztlich völlig auf das, was er im ersten
Band zugrunde gelegt hat, er entwickelt sein Figurentableau nicht weiter. Das
fand ich schon schade, es hängt aber wohl mit der inhaltlichen Ausrichtung des
Romans zusammen, die ich bereits erwähnt habe.
[Ab
hier Spoilerwarnung] Auch die Idee mit Albert Einstein als zusätzlichem
Crewmitglied fand ich zwar interessant, aber ziemlich platt umgesetzt. Die
Figur besitzt keine charakterliche Tiefe, sie ist austauschbar, sie bietet
keinen inhaltlichen „Mehrwert“, sie trägt nichts zur Handlung bei, was die
anderen Figuren nicht auch geschafft hätten. Es hätten also genauso gut Jack
Sparrow oder Patrick Stewart mitreisen können. Es ist also keinesfalls so, dass
die Figur der realen historischen Person nachempfunden wurde, aber das wäre wohl
auch zu viel verlangt bei einem Hard-Science-Fiction-Roman.
Das
Ende des Romans kann auch bei Weitem nicht mithalten mit den spannenden letzten
100 Seiten des ersten Teils. Es ist sogar so, dass für mich nicht alles logisch
aufgelöst wurde.
Fazit:
Ein Hard-Science-Fiction-Roman, in dem die Handlung nur Mittel zum Zweck ist, das vermittelte kosmologische Wissen ist interessant und verständlich aufbereitet, aber es wäre deutlich mehr drin gewesen, vor allem was Charakterzeichnung und -entwicklung betrifft. Der erste Teil war deutlich besser gestaltet.
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