„Geld regiert die Welt“
Was
würde passieren, wenn eine verschwörerische Gruppierung versuchen würde,
Bitcoin als neue Leitwährung durchzusetzen? Und wer ist Satoshi Nakamoto, der
Erfinder der Digitalwährung? Um diese Fragen geht es in den neuen Thriller von
Andreas Brandhorst, Titel: „Das Bitcoin-Komplett“. Doch leider kann das
aktuelle Werk nicht mit dem fulminanten Thriller „Das Erwachen“ (vgl. dazu eine
frühere Rezension) mithalten. Woran liegt das?
Brandhorst
hat mich als Leser mit den vielen Personen und Fakten überfordert – im
Personenregister sind 44 Figuren aufgeführt (!). Vielleicht mag es anderen
LeserInnen anders gehen, aber ich empfand die Gruppierung, die sich um den
mysteriösen Magnaten Francis Forsythe versammelt und aus sieben Personen
besteht, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen und auf Widerstände stoßen, als
zu weitschweifig angelegt. Der Autor gestaltet darüber hinaus zwei parallele
Handlungsstränge, die sehr lange keine Berührungspunkte miteinander haben, und
stellte mich damit beim Lesen auf eine sehr harte Geduldsprobe. Denn ich wollte
wissen, wie nun alles zusammenhängt und nicht immer wieder neue Personen
begleiten, deren Handeln mir auch nicht immer gänzlich klar geworden ist. Ich
hätte es besser gefunden, wenn man weniger Figuren intensiver begleitet als
viele Figuren nur knapp und oberflächlich. V.a. wirkt sich die Anzahl der
Figuren auch auf die Qualität der Charakterzeichnung negativ aus, mit Ausnahme
von Martin Freeman und Francis Forsythe bleiben die übrigen Figuren sehr flach,
das fand ich schade. Ich empfand das dargestellte Katastrophenszenario auch insgesamt
als zu abstrakt, mir fehlte eine nachvollziehbare, plastische, lebendige
Beschreibung der konkreten Auswirkungen der Krise bzw. Verschwörung auf die
Menschen und auf die Gesellschaft.
Die
ersten 400 Seiten habe ich beim Lesen als stellenweise sehr zäh erlebt, wobei
ich den Strang um Martin Freeman ganz klar als den gelungeneren bewerte. Die
letzten 200 Seiten sind dann deutlich angenehmer zu lesen, weil dann klarer
wird, worauf es hinausläuft, und weil die Anzahl der Figuren überschaubarer
wird. Im letzten Drittel des Romans begleiten wir dann die Figuren auch länger am
Stück und springen nicht stets zwischen verschiedenen Handlungsorten umher, so
dass man teilweise den Überblick verliert. Grundsätzlich hätte ich mir einfach
auch eine stärke Verzahnung zwischen den beiden Handlungssträngen gewünscht.
Was
mich beim Lesen ebenfalls anstrengte waren die zahlreichen Fakten zum Bitcoin
und zu finanzmarktpolitischen Sachverhalten. So gibt es einen Exkurs zu Cum-Ex
und Cum-Cum-Geschäften, um nur ein Beispiel zu nennen. Hier hätte ich es
hilfreich gefunden, wenn der Autor mir beim Lesen noch mehr „unter die Arme“
gegriffen hätte, z.B. durch ein Glossar im Nachwort und dazu passende
weiterführende Literaturhinweise. Das Interview mit dem Autor fand ich in
diesem Zusammenhang nicht ausreichend, ich musste zu viel selbst recherchieren.
Fazit:
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