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Freitag, 8. April 2022

Brandhorst, Andreas - Das Bitcoin-Komplott


3 von 5 Sternen


„Geld regiert die Welt“

Was würde passieren, wenn eine verschwörerische Gruppierung versuchen würde, Bitcoin als neue Leitwährung durchzusetzen? Und wer ist Satoshi Nakamoto, der Erfinder der Digitalwährung? Um diese Fragen geht es in den neuen Thriller von Andreas Brandhorst, Titel: „Das Bitcoin-Komplett“. Doch leider kann das aktuelle Werk nicht mit dem fulminanten Thriller „Das Erwachen“ (vgl. dazu eine frühere Rezension) mithalten. Woran liegt das?

Brandhorst hat mich als Leser mit den vielen Personen und Fakten überfordert – im Personenregister sind 44 Figuren aufgeführt (!). Vielleicht mag es anderen LeserInnen anders gehen, aber ich empfand die Gruppierung, die sich um den mysteriösen Magnaten Francis Forsythe versammelt und aus sieben Personen besteht, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen und auf Widerstände stoßen, als zu weitschweifig angelegt. Der Autor gestaltet darüber hinaus zwei parallele Handlungsstränge, die sehr lange keine Berührungspunkte miteinander haben, und stellte mich damit beim Lesen auf eine sehr harte Geduldsprobe. Denn ich wollte wissen, wie nun alles zusammenhängt und nicht immer wieder neue Personen begleiten, deren Handeln mir auch nicht immer gänzlich klar geworden ist. Ich hätte es besser gefunden, wenn man weniger Figuren intensiver begleitet als viele Figuren nur knapp und oberflächlich. V.a. wirkt sich die Anzahl der Figuren auch auf die Qualität der Charakterzeichnung negativ aus, mit Ausnahme von Martin Freeman und Francis Forsythe bleiben die übrigen Figuren sehr flach, das fand ich schade. Ich empfand das dargestellte Katastrophenszenario auch insgesamt als zu abstrakt, mir fehlte eine nachvollziehbare, plastische, lebendige Beschreibung der konkreten Auswirkungen der Krise bzw. Verschwörung auf die Menschen und auf die Gesellschaft.

Die ersten 400 Seiten habe ich beim Lesen als stellenweise sehr zäh erlebt, wobei ich den Strang um Martin Freeman ganz klar als den gelungeneren bewerte. Die letzten 200 Seiten sind dann deutlich angenehmer zu lesen, weil dann klarer wird, worauf es hinausläuft, und weil die Anzahl der Figuren überschaubarer wird. Im letzten Drittel des Romans begleiten wir dann die Figuren auch länger am Stück und springen nicht stets zwischen verschiedenen Handlungsorten umher, so dass man teilweise den Überblick verliert. Grundsätzlich hätte ich mir einfach auch eine stärke Verzahnung zwischen den beiden Handlungssträngen gewünscht.

Was mich beim Lesen ebenfalls anstrengte waren die zahlreichen Fakten zum Bitcoin und zu finanzmarktpolitischen Sachverhalten. So gibt es einen Exkurs zu Cum-Ex und Cum-Cum-Geschäften, um nur ein Beispiel zu nennen. Hier hätte ich es hilfreich gefunden, wenn der Autor mir beim Lesen noch mehr „unter die Arme“ gegriffen hätte, z.B. durch ein Glossar im Nachwort und dazu passende weiterführende Literaturhinweise. Das Interview mit dem Autor fand ich in diesem Zusammenhang nicht ausreichend, ich musste zu viel selbst recherchieren.

Fazit


Ein Thriller, der erst ab Seite 400 gut lesbar wird und der den Leser/ die Leserin durch die vielen Fakten und Figuren sehr stark fordert, deshalb nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, und zwar eher für stark Bitcoin-Interessierte, die auch vor eigener Recherche nicht zurückschrecken.

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