Liebenswert und amüsant
Das
Kinderbuch „Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst“ von Alex Rühle und
illustriert von Axel Scheffler, den man u.a. vom Grüffelo kennt, ist ein
Knaller auf ganzer Linie. Mein Tochter (6 Jahre) war schon lange nicht mehr so
aufmerksam beim Zuhören und konnte gar nicht genug von Zippel kriegen. Denn
Zippel ist ein liebenswertes, unbedarftes Schlossgespenst, das im Türschloss
von Pauls Familie wohnt, und mit Hilfe von Paul die Welt der Menschen für sich
entdeckt. So erklärt ihm Paul, mit dem sich Zippel immer besser anfreundet,
ständig die Welt, was für die jungen Zuhörer sehr amüsant ist, schließlich
stellt sich Zippel dabei immer so herrlich ahnungslos an. So erklärt ihm Paul,
wie man mit einem Kaufladen spielt, dass die Socken von Pauls Vater kein
Schlafsack sind, wie das Schreiben mit Buchstaben funktioniert, wie man isst
und aufs Klo geht (ein Highlight des Buchs!) usw. Auch verteidigt Zippel den
armen Paul in der Schule gegen seine mobbenden Widersacher Tim und Tom. In
diesem Zusammenhang kann man mit den eigenen Kindern wunderbar über das Thema
Konflikte in der Schule oder im Kindergarten sprechen. Am Ende der Geschichte wird
dann ein Geheimnis enthüllt, so dass auch das Ende des Buchs gelungen erscheint.
Diese Geschichte liest man auch als Erwachsener gerne vor, sie ist kurzweilig. Das
Buch wird für Kinder ab 7 Jahren empfohlen, was wohl daran liegt, dass Paul
bereits in die Schule geht. Es eignet sich nach meiner Einschätzung bereits für
Erstklässler gut zum Vorlesen. Die Sprache ist altersangemessen und gut
verständlich. Für sprachliche Abwechslung sorgen auch viele Wortwitze, die
Zippel mit Wortbestandteilen anstellt, so dass man mit dem eigenen Nachwuchs
auch über Sprache nachdenken kann, sowie die Reime, die zwischendurch immer mal
wieder eingebaut werden, wenn Zippel singt. Aufgrund der im Buch angesprochenen
Themen eignet sich das Buch weniger als Zu-Bett-Geh-Geschichte, denn einiges,
was Paul mit Zippel erlebt, will besser nachbesprochen werden. Aufgrund der
sehr liebenswerten Charakterzeichnung von Zippel muss man allerdings keine
Angst haben, dass der Nachwuchs durch das Gespenst verschreckt wird. Was die
Bebilderung des Buchs betrifft, so kommen insgesamt recht wenige Bilder vor, es
gibt durchaus auch längere Textpassagen ohne Bild (21 Bilder auf 143 Seiten,
davon 6 großformatige Bilder, deine eine ganze Seite ausfüllen). Auch das ein
Argument dafür, das Buch eher mit Schulkindern zu lesen. Die Bilder sind, wie
man es von Scheffler kennt, fantasievoll und schön bunt arrangiert, und sie
passen zum Inhalt des Gelesenen.
Fazit:
Ein tolles Kinderbuch mit liebenswerten Charakteren, das vor allem dadurch besticht, dass Paul dem ahnungslosen Gespenst auf amüsante Weise die Menschenwelt erklärt.
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