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Donnerstag, 7. April 2022

Fitzek, Sebastian - Die Therapie


3 von 5 Sternen


Eine klischeehafte und konstruierte Krankengeschichte mit durchschnittlichem Spannungsniveau

Von Sebastian Fitzek habe ich bisher noch nichts gelesen, da er im Bereich Thriller sehr gelobt wird, führt an ihm eigentlich kein Weg vorbei. Ich habe mich für die Lektüre seines Debutthrillers „Die Therapie“ entschieden, um mir einen ersten Eindruck zu machen. Leider fand ich den Inhalt nicht so überzeugend wie erhofft, denn eigentlich ist schon von Anfang an klar, dass mit Viktor Larenz etwas nicht stimmt, man ahnt als Leser auch recht schnell, was das ist. Das fand ich schade. Man ist beim Lesen vor allem auf der Suche nach Belegen für die eigenen Hypothesen. Und man fühlt sich als Leser im Verlauf der Lektüre ein bisschen wie Viktor, denn man weiß nicht genau, was los ist und was mit ihm passiert. Man will das Rätsel lösen. Man will die vergangenen Ereignisse rekonstruieren. Trotzdem fand ich das Spannungslevel eher durchschnittlich und die Auflösung hat mich am Ende auch nicht so recht überzeugt.

[AB HIER SPOILERWARNUNG] Zu Beginn war das anders, da fand ich die Symptome von Viktor noch gut beschrieben. Er erkennt zufällige Parallelen zwischen zwei Fällen, denen er Bedeutung beimisst. Er sieht Zusammenhänge, wo keine sind. Das von Anna Spiegel Erzählte bezieht er ständig auf sich selbst. Charlotte und Josy verschmelzen für Viktor zu ein- und derselben Person. Man merkt, dass ihm das Gespräch mit Anna Spiegel nicht gut tut, er wahrt keine professionelle Distanz. Man fragt sich beim Lesen auch, wer ist Anna Spiegel und was will sie von Dr. Larenz. Warum gerade von ihm? Irgendwann im Laufe des Buchs fragt man sich dann immer stärker, wie es um Viktors Geisteszustand bestellt ist und ob er halluziniert und sich Personen nur einbildet. Sein Misstrauen gegenüber seiner Umwelt wächst und sein geistiger Zustand verschlechtert sind. Er glaubt, Anna hätte des Rätsels Lösung, was mit seiner Tochter passiert ist. Gleichzeitig verhindert v.a. die Figur des Bürgermeisters den Eindruck, dass Anna evtl. nicht real ist. Bis man sich als Leser irgendwann dann auch fragt, ob vielleicht alles, was Viktor wahrnimmt, nur Einbildung ist. Und das finde ich dann doch etwas klischeehaft gelöst, v.a. die Idee, dass sich Viktor in seiner Phantasie selbst therapiert, nachdem er die Tabletten abgesetzt hat, und sich dann lieber wieder in seine Traumwelt zurückzieht, nachdem er den Fall gelöst hat. Das ist in meinen Augen einfach zu weit hergeholt. Und schon die Schizophrenie von Anna Spiegel kommt klischeehaft daher. Aber nun gut, Fitzek legt in einem Thriller womöglich nicht viel Wert auf medizinische Genauigkeit, er ist schließlich kein Fachmann und schon lange kein Georg Büchner (auch wenn die verwendete Wetterbeschreibung von ihrer Symbolik sehr an „Lenz“ erinnert), aber durch die Auflösung wirkt das ganze Buch auf mich arg konstruiert.

Erzähltechnisch wiederum ist das Buch schon gut gemacht, die Geschehnisse auf Parkum werden countdownartig im Rückblick erzählt. Als weitere Zeitebene kommt die Gegenwart hinzu, in der Dr. Larenz mit seinem behandelnden Arzt, Dr. Roth, spricht. Durch die Zeitebenenwechsel will man als Leser genauer wissen, was in der Vergangenheit nun passiert ist. Das ist gelungen.

Fazit:

Ein Thriller, der ein durchschnittliches Spannungsniveau aufweist und der etwas klischeehaft mit den Krankheitsbildern umgeht, so dass die Auflösung sehr konstruiert wirkt.

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