Die Suche nach Gerechtigkeit
Heather ist Mutter zweier Söhne (Theo, 2 Jahre, sowie Finn, der ältere Bruder) und verheiratet mit Liam. Die gegenseitige Nähe und Vertrautheit sind in der langjährigen Ehe bereits verloren gegangen. Es zeigt sich eine klassische Rollenverteilung: Liam arbeitet bis spätabends und Heather kümmert sich um die Kinder. Die elterlichen Aufgaben und häuslichen Pflichten sind ungleich verteilt. Das meiste bleibt an Heather hängen. Liam kriegt seine Kinder selten zu Gesicht. Ein gemeinsames Familienleben findet kaum statt. Die Arbeit vereinnahmt Liam völlig. Schon im ersten Kapitel zeigt sich, wie Heather ihren Familienalltag stemmt. Sie wartet ungeduldig auf ein Lebenszeichen ihres Mannes, der sich seit 15 Uhr nicht mehr bei ihr gemeldet hat. Und Heather weiß nicht, wann Liam die Arbeit beendet und wartet ungeduldig darauf, dass er endlich eintrifft. Irgendwann kommt er dann erschöpft und ausgelaugt nach Hause und beide streiten (mal wieder). Heather macht ihm Vorwürfe. Schließlich schlafen beide getrennt voneinander. Liam verbringt die Nacht auf der Couch. Als Heather am nächsten Tag aufwacht, fühlt sie sich benommen und stellt fest, dass ihr Ehemann ermordet wurde. Doch von wem und warum?
Danach gibt es einen Zeitsprung von 10 Jahren (was ich sehr geschickt finde). Wir sind bei der vorzeitigen Haftentlassung Heathers dabei. Und es wird schnell klar, dass sie alles verloren hat: Ihre beiden Söhne, ihren Mann, ihr Haus, ihre Karriere, ihr Ansehen. Für sie beginnt nun ein völlig neues Leben. Durch den Zeitsprung wird auf zweierlei Art und Weise Spannung erzeugt. Einerseits möchte man wissen, was vor 10 Jahren passiert ist und wie es zur Verhaftung und Verurteilung von Heather kam. Andererseits will man erfahren, wie es nun mit Heather weitergeht. Wird sie es schaffen, ihr altes Leben zurückzugewinnen und ihre Unschuld zu beweisen? Wird sie wieder eine intakte Beziehung zu ihren Söhnen herstellen können?
Wir erfahren im weiteren Handlungsverlauf sowohl etwas über die Vergangenheit als auch über die Gegenwart. So wird die Ermittlungsarbeit zu Heathers Fall in eingeschobenen Kapiteln im Rückblick geschildert. Wir erleben ihre Verhöre und verfolgen mit, wie die Last der Beweismittel immer größer wird. Und auf der Gegenwartsebene sind wir dabei, wie Heather nun eigene Recherchen zu ihrem Fall anstellt. Dabei erhält sie Unterstützung von einem Journalisten, der damals über den Fall berichtet hat. Heathers Eigeninitiative wird aber dadurch erschwert, dass sie bei unbekannten feindlichen Mächten Aufmerksamkeit erregt und Bewährungsauflagen einzuhalten hat (gute Idee!). So darf sie nicht mit Zeugen von früher in Verbindung treten und auch die Kontaktaufnahme zu Familienmitgliedern ist ihr untersagt. Wird sie es trotzdem schaffen, ihre Unschuld zu beweisen?
Das Tempo des Thrillers ist nicht sehr hoch. Im Zentrum steht v.a. die Ermittlungs- bzw. die Recherchearbeit. Die Erkenntnisfortschritte werden recht schleppend vorangetrieben. Das Ende wirkt noch dazu sehr, sehr konstruiert. Ich entwickelte während der Lektüre eine regelrechte Abneigung gegen USB-Sticks und Google-Suchen. Das alles wirkt sich leider auch negativ auf die Spannungskurve aus. Das Buch ähnelt mehr einem wenig packenden Kriminalroman und entwickelt sich nicht in die von mir erhoffte Richtung eines rasanten Psychothrillers. Schade, schade! Damit entfernt sich T. M. Logan auch von seinen früheren Werken, in denen das psychologische Element und das Tempo viel deutlicher ausgeprägt war. Nach meinem Dafürhalten kann „The Mother“ nicht mit „Holiday“ oder „The Catch“ mithalten (vgl. dazu frühere Rezensionen). Insgesamt enthält das Buch auch wenig Innovatives. Es gleicht einem klassischen 0815-Buch, wie man es tausendfach auf dem Markt findet und schon oft gelesen hat. Wo ist die psychologische Spannung hin, die Logans Bücher sonst ausgezeichnet hat? Ich kann nur hoffen, dass sich der Autor in anderen Büchern, die ebenfalls noch ins Deutsche übersetzt werden, nicht ebenfalls dem „Mainstream“ unterordnet. Von mir gibt es dafür 3 Sterne! Es ist einfach Durchschnitt…
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