20.000 Elefanten
Mitten in Berlin nimmt ein Elefantenbulle ein Bad in der Spree, lediglich wahrgenommen von einem Obdachlosen, der glaubt, ihm habe der Alkohol das Gehirn vernebelt. Schnell erregt das Tier weitere Aufmerksamkeit und wird gefilmt. Und schon bald wird klar, dass mehr als nur ein Elefant das Stadtbild verschönert. Anders als anfangs vermutet sind sie aber nicht aus dem Zoo ausgebrochen, sondern sie sind ein Geschenk des Präsidenten Tebogo von Botswana, der sich auf diese Weise für ein Gesetz zum Elfenbeinhandel revanchieren will. Insgesamt befinden sich nun 20.000 Elefanten in und um Berlin…
Die Politik muss sich dieses Problems annehmen. Die Angelegenheit wird zur Chefsache. Bundeskanzler Winkler selbst muss sich darum kümmern. Krisenmanagement ist gefragt. Doch Tebogo mahnt die Akteure, dass den Elefanten kein Leid zugefügt werden dürfe. Schließlich stünden sie unter Artenschutz und ihr Wohlbefinden habe größte Wichtigkeit. Doch was wird man nun unternehmen, um das Problem zu lösen? Das ist die zentrale Frage, die man sich bei der Lektüre stellt.
Zeitsprünge von mehreren Tagen raffen die Handlung, so dass man das Geschehen über einen längeren Zeitraum verfolgt. Die Menschen und die Politik versuchen sich an die neue Situation anzupassen und damit irgendwie umzugehen. Doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr ebbt die anfängliche Faszination ab. Ministerien streiten sich um Zuständigkeiten, was die Verwaltung der Elefanten betrifft. Das Chaos und der wirtschaftliche Schaden, die die Dickhäuter verursachen, nehmen zu. Das Land wird mit neuartigen Herausforderungen konfrontiert. Und irgendwann ereignet sich eine Katastrophe, die die Gemüter erhitzt…
In diesem Buch wird die deutsch-moralische Position zum Elfenbeinhandel der afrikanisch-pragmatischen Haltung gegenübergestellt. Das Geschenk zwingt die deutsche Politik und damit auch die Einwohner des Landes dazu, ihre eigene moralische Überheblichkeit zu überdenken. Botswana handelt aus seiner Perspektive heraus nachvollziehbar. Und die Lektüre fordert dazu heraus, für diese Ansicht Verständnis zu entwickeln, auch wenn sie der eigenen Moralvorstellung widerspricht. Botswana und Deutschland haben jeweils andere Lebensrealitäten, die berücksichtigt werden müssen. Man kann auf diese Weise wunderbar über das Thema "Kulturrelativismus" nachdenken. Letztlich ein interessantes Gedankenspiel, das in diesem Buch thematisiert wird. Potentielle Leserinnen und Leser sollten sich aber auch für Politik interessieren (das Schicksal des Bundeskanzlers ist eng mit dem der Elefanten verknüpft). Von mir gibt es für dieses lohnenswerte Buch 5 Sterne.

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