Paranormal und mystisch
Robert Langdon und seine Begleiterin Dr. Katherine Solomon erwachen im Four Seasons Hotel in Prag. Anlass für den Besuch der tschechischen Hauptstadt ist ein Vortrag, den Katherine im Rahmen einer Vortragsreihe an der Karls-Universität hält. Darin geht es um das menschliche Bewusstsein. Schon bald geraten sie in eine bedrohliche Situation, bei der auch Geheimdienste und undurchsichtige kriminelle Strukturen ihre Finger im Spiel haben, und Langdon muss wieder als cleverer Analytiker agieren…
In einer weiteren Perspektive erfahren wir mehr von einem Täter, der sich selbst der Golem nennt, und die Veranstalterin der Vortragsreihe (Dr. Gessner) ermordet hat. Gessner war Neurowissenschaftlerin und hat an etwas Geheimen geforscht. Anders als Solomon ist sie Materialistin und keine Noetikerin, d.h. sie glaubt v.a. an die Biochemie und Physik, um die Prozesse im Gehirn erklären und verstehen zu können. Doch was hat sie entdeckt? Woran hat sie geforscht? Warum wurde sie getötet?
Darüber hinaus erfahren wir, dass das Manuskript eines Buchs von Katherine Solomon, das kurz vor Veröffentlichung stand und sich auf den Servern des Verlags befand, durch einen Hackerangriff zerstört wird. In dieser Arbeit wollte Katherine ihre Erkenntnisse zum menschlichen Bewusstsein publik machen. Was hat sie nur herausgefunden, dass jemand das Erscheinen verhindern will? Und wer hat es auf die Wissenschaftlerin und ihr Werk abgesehen?
Wie wir es aus Büchern von Dan Brown kennen, wird auch viel Wissenswertes zum Handlungsort in die Handlung eingeflochten (z.B. zu Architektur und Stadtgeschichte Prags). Das hat mir gut gefallen. Der Schreibstil ist bildhaft und flüssig. Man bleibt an den Zeilen haften. Prima! Die Handlung nimmt schnell Fahrt auf, man ist schnell im Geschehen drin. Auch das finde ich lobenswert, schließlich weist das Buch einen Umfang von 800 Seiten auf. Ich hatte im Vorfeld damit gerechnet, dass man lange braucht, um einen Überblick über die Handlung zu gewinnen. Dem ist aber glücklicherweise nicht so. Die Spannung ist stark ausgeprägt, die Neugier wird permanent befeuert. Ich hatte immer wieder offene Fragen im Kopf. Nur das Tempo des Thrillers ist nicht allzu hoch.
Worauf man sich bei diesem Buch einlassen können sollte, ist der Umstand, dass Paranormales und Mystik eine Rolle spielen, so dass der Thriller stellenweise mehr ins „fantasiemäßige“ abdriftet. Man sollte einiges in Zweifel ziehen von dem, was im Hinblick auf wissenschaftliche Erkenntnisse in diesem Buch präsentiert wird. So gibt es diverse Exkurse zu unterschiedlichen Wissensgebieten (z.B. zur Thanatologie etc.), aber das meiste davon ist erfunden! Darüber sollte man sich im Klaren sein. Der Autor verwebt reale Schlagworte und Konzepte aus der Wissenschaft mit fiktiven Ideen und Spekulationen. Nicht immer fällt die Abgrenzung leicht zwischen dem, was real und was fiktiv ist (so ging es mir zumindest). Deshalb hätte ich ein Nachwort interessant gefunden, in dem der Autor darlegt, wovon er sich inspirieren lassen hat und was er wie fiktionalisiert hat.
Auch die letzten 100 Seiten haben mich nicht überzeugt. Eine Wendung in Bezug auf eine Figur fand ich viel zu weit hergeholt und konstruiert. Das war mir dann doch zu abgedreht und in psychologischer Hinsicht absolut unglaubwürdig. Auch zieht die Spannung am Ende nicht spürbar an, sondern sie bleibt auf einem konstanten Niveau. Das alles führt dazu, dass ich diesem Buch keine 5 Sterne geben kann. Ich schwanke zwischen 3 und 4 Sternen und komme so auf 3,5 Sterne.

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