Das Bobiversum
Die Fortsetzung zu „Ich bin viele“ knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Bob begleitet nach wie vor das Schicksal der Deltaner, die sich noch in einem primitiven Entwicklungsstadium befinden und den Urzeit-Menschen auf der Erde ähneln. Bob beobachtet ihren Fortschritt, erforscht ihre Siedlungsgeschichte und Kultur. Noch dazu mischt er sich in ihre Belange ein und nimmt Einfluss auf ihre Entwicklung, indem er sie unterstützt und berät.
In einem anderen Handlungsstrang begleiten wir die Mehrgenerationenschiffe „Exodus 1“ und „Exodus 2“, die nun bei neuen erdähnlichen Heimatplaneten eintreffen. Die Kolonisten der Erde besiedeln sie und müssen sich dabei in einem neuen Ökosystem behaupten. So werden sie von dinosaurierartigen Wesen und fremdartigen Parasiten bedroht.
Darüber hinaus wird die Entdeckung neuer Sonnensysteme vorangetrieben und auch wird in regelmäßigen Abständen ein Blick auf das irdische System geworfen. Eine Kopie von Bob entdeckt z.B. einen interessanten Wasserplaneten, der keinerlei Landmasse aufweist. Und auf der Erde verübt eine Terrororganisation immer wieder Anschläge, um den Bau neuer Kolonistenschiffe und die Versorgung der Erdbewohner zu sabotieren.
Im weiteren Handlungsverlauf stößt einer der Bobs dann auch auf eine höher entwickelte Alien-Zivilisation. Diese überfällt benachbarte Planetensysteme und baut dort ohne Rücksicht auf vorhandenes Leben Metalle ab. Die fremden Aliens sind Bob technologisch überlegen und werden später zu einer Gefahr für die Erde und die anderen Kolonien. Das forciert die Spannung gut. Hier stellt sich v.a. die Frage, ob Bob einen Weg finden wird, die Bedrohung auszuschalten.
Insgesamt ist das Geschehen weiterhin abwechslungsreich. Immer wieder müssen neue Herausforderungen bewältigt werden. Ständig passiert etwas Neues und die Handlung schreitet dynamisch und ereignisreich voran. So optimiert sich Bob z.B. auch fortflaufend. U.a. entwickelt er eine überlichtschnelle Möglichkeit zur Kommunikation. Das alles ist gelungen! (Der Inhalt des Buchs wäre auch eine perfekte Grundlage für die Entwicklung eines Strategie-Spiels).
Das Einzige, was mich auf Dauer gestört hat, ist die Perspektive von Bob (auch wenn mir seine „nerdige“ Persönlichkeit gefällt). Wir nehmen über das ganze Buch hinweg keinen anderen Blickwinkel ein als die Ich-Perspektive von Bob. Und das ist über viele Seiten hinweg dann doch zu eintönig und gleicht sich, zumal wir immer aus Bobs Position als Beobachter am Geschehen beteiligt sind. Er kommuniziert stets mit einzelnen Vertretern unterschiedlicher Interessensgruppen, aber es ist die ganze Zeit eine große Distanz hinweg spürbar. Hier wäre mehr Abwechslung oder die Einbindung einer anderen Perspektive gut gewesen.
Und noch etwas: Am Ende fand ich die Unterbrechung des Spannungsbogens, wenn es um die technologisch überlegene Alien-Zivilisation geht, nicht immer glücklich. Hier wäre ich gern länger „am Ball geblieben“. Auch hätte ich gern mehr über die Fremden erfahren. Das, was zu ihnen geschildert wird, ist doch recht dürftig. Das fand ich schade. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass der Autor sich hier zu viel für einen Nachfolgeband aufheben wollte, in dem es weiterhin um die fremden Aliens gehen wird.
Für mich hat der zweite Band das Niveau des ersten Bands nicht halten können. Das, was im ersten Band noch faszinierend war, trägt in meinen Augen kein weiteres Buch. Dafür ist Bobs Perspektive auf Dauer dann doch zu einseitig (vielleicht ist es auch sinnvoll, bei der Lektüre der verschiedenen Bände mehr Zeit dazwischen verstreichen zu lassen). Mit zunehmenden Handlungsverlauf verlor ich dementsprechend das Interesse an den Geschehnissen und habe für mich entschieden, dass ich die Reihe (vorerst??) nicht weiterverfolgen werde. So gibt es noch zwei weitere Teile, die bereits erschienen sind. Und der fünfte Band erscheint im Mai 2026. Von mir gibt es 4 Sterne.
Querverweise:
Taylor, Dennis E.: Ich bin viele (dort finden sich weitere Querverweise)

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