Gibt es noch mehr als Alessia?
Erinnerungslos und mit großen Schmerzen wacht Nina (wieder) auf und weiß nicht, wo und wer sie ist. Eine Ärztin namens Melanie begleitet ihren Aufwachprozess und beruhigt sie. Der Anfang ähnelt Band 1. Nina erfährt erneut, dass sie sich für 165 Jahre im Kryonik-Schlaf befunden hat und einige geschichtliche Entwicklungen verpasst hat. U.a. gab es eine große Klima-Katastrophe, die Millionen von Menschen das Leben gekostet hat. Nun leben die Menschen in Städten, die unter Kuppeln geschützt werden und in denen Wasser knapp ist. Nina wird die Möglichkeit offeriert, in der Kuppelstadt „Alessia“ zu leben. Von Melanie wird ihr dieses Dasein als Privileg verkauft. Doch der Preis, den sie zahlen muss, ist die totale Überwachung…
Nina muss erst einmal die zahlreichen neuen Informationen verarbeiten und sich mit der Situation arrangieren. Zu Trainingszwecken durchläuft sie ein Computerprogramm, bei dem sich die Künstliche Intelligenz „Cox“ in ihren Verstand einloggt. Wieder macht sie Bekanntschaft mit Aaron, den wir noch aus dem ersten Band kennen und der ebenfalls aus dem Kryonik-Schlaf aufgeweckt wurde. Er hilft ihr, sich zurechtzufinden. Und dann ereignet sich ein Vorfall, der Nina sehr stark verunsichert. Sie hat sich selbst eine Botschaft zukommen lassen und wird fortan skeptisch, was ihr neues Umfeld angeht. Ab hier beschreitet Band 2 spürbar neue Pfade. Nina wird Melanie und Aaron gegenüber misstrauisch. Bevor es zur geplanten Übersiedlung nach Alessia kommt, flieht sie.
Auf ihrer Flucht ist Nina wieder völlig auf die Hilfe anderer angewiesen und muss Fremden vertrauen. Das fällt ihr aufgrund ihres fehlenden Gedächtnisses besonders schwer. Sie weiß nicht, was um sie herum passiert und wem sie was glauben kann. Diese Verwirrung und Verunsicherung kommen sehr, sehr gut zum Ausdruck. Auf ihrer Flucht erfährt Nina noch mehr über Cox und darüber, wie unfrei die Welt geworden ist. Sie erfährt von einer Widerstandsgruppe, die sich gegen die KI zur Wehr setzt und diese zerstören will. Dabei spielen Nina und ihre Erinnerungen eine Schlüsselrolle. Was wird sie über sich und über die Welt, in der sie lebt, herausfinden?
Das Buch liest sich flüssig und rund. Die Spannung ist sehr stark ausgeprägt, das Tempo ist hoch. Die Handlung vollzieht sich wendungsreich und unvorhersehbar. Die Neugier der Leser wird permanent befeuert, weil ihnen zentrale Informationen vorenthalten werden. Als Leser weiß man genauso wenig wie Nina selbst. Man kann sich sehr gut in sie und ihre ungewisse Situation hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Zu den anderen Figuren konnte ich aber leider keine so gute Verbindung herstellen. Schade!
Ungeduldig war ich auf die Auflösung gespannt. Hier hätte ich noch mehr erwartet. Die oben genannte Frage, was Nina über die Welt, in der sie lebt, herausfindet, hätte nach meinem Geschmack ausführlicher behandelt werden können. Auch wurde es mir am Ende dann fast schon zu temporeich und zu unübersichtlich. Figuren wechseln immer wieder die Seiten und neue Verbindungen kommen ans Licht. Das war mir zu hektisch, so dass keine Sogwirkung aufkam. Ansonsten hat mich das Buch aber wirklich gut unterhalten. Es gefiel mir auch besser als Band 1. Ich komme auf 4 Sterne!
Querverweise:
Pätzold, Oliver: Esomenia. Wiedergeburt.
Pätzold, Oliver: 30 Tage
Pätzold, Oliver: Die Helios-Apokalypse
Ein weiteres Buch, das Kryonik zum Thema hat, ist "Ich bin viele" von Dennis E. Taylor.

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