Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 22. Mai 2025

Pätzold, Oliver - Die Helios-Apokalypse


Kampf ums Überleben



Was wäre, wenn die Erde von heftigen Sonnenstürmen heimgesucht würde, die massive Auswirkungen auf das Leben der Menschen hätten und zu einer Katastrophe führten? Zunächst werden Kommunikationssysteme und Stromanlagen gestört, dann kommt der Flugverkehr zum Erliegen und es folgen starke Hitzewellen in Osteuropa, die sich nach und nach ausbreiten. Das alles erleben wir am Beispiel einer Familie, die gerade Urlaub in Österreich macht.






Das Katastrophenszenario wird zunehmend bedrohlicher und nimmt einen schrecklichen Verlauf. Mia muss mit ihren Eltern in ein nahegelegenes Bergwerk flüchten, um sich vor den massiven Auswirkungen der Sonnenwinde zu retten. Dort treffen sie auf andere Menschen, die die gleiche Idee hatten. Und was die Spannung anheizt, ist der Umstand, dass keiner weiß, wie lange das Phänomen anhalten und wie heftig es noch ausfallen wird.




Auch fragt man sich, was außerhalb des Bergwerks vor sich geht, während die wenigen Überlebenden in ihrem Schutzraum ausharren. Die Ressourcen sind begrenzt, was den Druck erhöht und die Situation noch einmal zusätzlich verschärft. Wie lange müssen Mia und die anderen durchhalten? Werden sie überleben? Und wenn ja, wie? Das sind zentrale Fragen, die man sich stellt. Und die Spannung zieht noch einmal deutlich an, als die Gruppe entscheiden muss, ob sie das schützende Bergwerk verlässt oder eben nicht. Was werden sie draußen vorfinden?




Es wird gut deutlich, welche psychischen und physischen Auswirkungen die Katastrophe auf die wenigen Überlebenden im Bergwerk hat. Die Nerven liegen blank. Es kommt zu Reibereien und Rivalitäten. Der Verlust von Menschlichkeit wird thematisiert. Aber auch der Überlebenswille, die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt der Gruppe kommen gut zum Ausdruck. Kurzum: Die zwischenmenschliche Dynamik wird nach meinem Empfinden gut eingefangen. Es zeigt sich spürbar, wie sehr Menschen in Notsituationen in der Lage sind, Leid auszuhalten und sich an widrige Bedingungen anzupassen. Das alles hat mich absolut überzeugt.




Die Schilderungen der Katastrophe sind eindringlich und fesselnd. Die Überlebenden schwanken zwischen den Gefühlen Hoffnung und Angst. Und sie müssen unter Tage stets neue Herausforderungen bewältigen. Sie planen nur noch von Tag zu Tag. Der Hunger ist allgegenwärtig. Die niedrigen Temperaturen in der Höhle zehren an den Kräften. Einfache Krankheiten können schnell lebensgefährlich werden, weil es an einer entsprechenden medizinischen Versorgung fehlt.




Die Spannungskurve ist sehr gut und packend gestaltet worden. Ich habe das Schicksal der Überlebenden durchweg mit Anspannung begleitet und mich gefragt, was aus ihnen wird. Auffällig ist, dass man nicht alle neun Personen, die sich im Bergwerk aufhalten, gleich gut kennen lernt. Einige Figuren rücken in den Vordergrund (was gut ist!). Mit ihnen fiebert man aus diesem Grund auch mehr mit. Das Schicksal von Mia hat mich noch am meisten berührt.




An einigen Stellen sind Zeitsprünge eingebaut worden, was ich sehr gelungen finde. So stagniert die Handlung nicht zu sehr und man begleitet die Gruppe auf diese Weise über einen längeren Zeitraum. Der Thriller wird geradlinig erzählt und verzichtet (mit Ausnahme des Beginns) auf Perspektivwechsel. Schade! Denn durch wechselnde Blickwinkel hätten auch noch weitere Aspekte oder Hintergründe der Katastrophe in den Blick gerückt werden können. Der Blick auf das Geschehen wäre dann etwas weiter gewesen. Ein paar mehr Informationen zum Inferno hätte ich gerne noch erfahren.




Abschließen möchte ich meine Rezension mit der Bemerkung, dass die dargestellte Katastrophe in der beschriebenen Form nicht eintreten kann (das ergab meine Recherche). Das sollte man sich bewusst machen. Das Magnetfeld und die Atmosphäre schützen die Erde vor den Auswirkungen von Sonnenwinden. Starke Eruptionen können höchstens einmal dazu führen, dass es zu elektromagnetischen Störungen kommt, die sich auf Strom- und Kommunikationsnetze negativ auswirken können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen