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Donnerstag, 15. Mai 2025

Strobel, Arno - Das Wesen


Bernd Menkhoff und die Schatten der Vergangenheit

 



Ein anonymer Hinweis führt dazu, dass Kommissar Menkhoff und sein Partner Seifert (aus dessen Sicht erzählt wird) nach einem vermissten Mädchen suchen. An der Adresse, zu der sie vom unbekannten Anrufer gelotst wurden, stoßen sie auf einen alten Bekannten: den Psychiater Dr. Joachim Lichner. Bei dem vermissten Mädchen soll es sich um dessen eigene Tochter handeln. Doch Lichner streitet ab, überhaupt eine Tochter zu haben. Er behauptet, man wolle ihm etwas anhängen, so wie schon vor einigen Jahren. Dazu muss man wissen, dass der Psychiater früher bereits in einem Indizienprozess wegen eines Mords an einem vierjährigen Kind (Juliane) zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde und erst seit zwei Jahren wieder auf freiem Fuß ist. Von diesem Fall (Seiferts erster Mordfall überhaupt) wird in Rückblicken erzählt. Erzählt wird also auf zwei Zeitebenen. Die Schilderungen zum Mordfall von 1994 und die auf der Gegenwartsebene wechseln einander stetig ab.

 

Kommissar Menkhoff dürfte dem ein oder anderen aus der Mörderfinder-Reihe bekannt sein (vgl. dazu frühere Rezensionen). Dort ist er ein wichtiger Ansprechpartner von Max Bischoff. Beide verbindet eine gemeinsame Vergangenheit beim KK11 in Düsseldorf. In diesem vorliegenden Thriller wird Menkhoff als hitzköpfig und aufbrausend beschrieben. Es fällt ihm nicht leicht, einen kühlen Kopf und professionelle Distanz zu bewahren. Seine Gefühle kochen schnell hoch. Seifert hingegen ist das genaue Gegenteil. Er bleibt ruhig und betrachtet das Geschehen kühl-distanziert. Gleichzeitig ist Menkhoff der Erfahrenere von beiden, der oft nach intuitivem Bauchgefühl handelt. Die Partner gehen in der Sache hart, aber herzlich miteinander um, geigen sich auch mal gegenseitig die Meinung. V.a. bei den Ermittlungen zum Fall von 1994 werden Meinungsverschiedenheiten zwischen Menkhoff und seinem Partner Seifert deutlich. Das hat mir gut gefallen. Dr. Lichner fordert die beiden bei ihren Ermittlungen heraus und provoziert sie. Er verhält sich bei den Befragungen herablassend und arrogant. Auf diese Weise treibt er Menkhoff oft genug zur Weißglut. Zwischen beiden entspinnt sich ein Psychoduell. Das ist gut arrangiert. Dabei wird auch sehr gut deutlich, dass Menkhoff dem Psychiater nicht unvoreingenommen begegnet. Für ihn ist Lichner ganz klar schuldig und er sucht mit Nachdruck nach den passenden Beweisen, um ihn zu überführen. Als Leser hatte ich oft das Gefühl, dass Menkhoff in seinen Urteilen oft zu vorschnell ist.

 

Insgesamt ist dieser Fall spannend konstruiert worden. Man fragt sich fortlaufend, ob Dr. Lichner nicht vielleicht doch die Wahrheit sagt und jemand ihm etwas anhängen möchte.  Die Handlung ist durchdacht und der Thriller hat mich von Anfang bis Ende bei der Lektüre gefesselt. Viel Raum nimmt die Vernehmung von Zeugen ein. Doch diese Passagen sind nie langatmig, sondern äußerst abwechslungsreich und interessant gestaltet worden. Es kommen auch immer wieder neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Auch die Dynamik zwischen den Figuren ist geschickt angelegt. Und die Unzuverlässigkeit von Aussagen kommt gut zum Ausdruck. Nur an einer einzigen Stelle bin ich etwas stutzig geworden. Da waren mir Verhaltensweisen auch mal zu wenig nachvollziehbar und nicht glaubwürdig genug. Auch das Ende war mir teils etwas zu stark konstruiert. Aus diesem Grund kann ich keine 5 Sterne geben. Ansonsten hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten und ist auf jeden Fall eine Lektüre wert.

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