Eine schicksalhafte Nacht
Sami Kierce lernt in einem Club Anna kennen. Sie verbringen gemeinsam einige Tage im Liebesrausch. Beide führen ein ausgelassenes Leben, konsumieren Drogen und stürzen sich nachts in Partys. Doch eines Morgens erwacht Sami neben der toten Anna. Und in der Hand hält er ein blutverschmiertes Messer…
Danach ereignet sich ein Zeitsprung von 22 Jahren. Sami ist nun Privatermittler und hilft einer Ehefrau dabei, deren untreuen Ehemann zu stellen. An einer Abendschule gibt er Kurse in Kriminalistik, um andere Detektive zu schulen (z.B. in Techniken der Beschattung). Mitten im Unterricht glaubt er plötzlich, die verstorbene Anna in der Tür stehen zu sehen. Er ist sich selbst nicht sicher, ob er halluziniert. Als Leser fragt man sich direkt, wie es um den Geisteszustand von Sami bestellt ist. Als sie hastig den Seminarraum verlässt, folgt er ihr. Doch er verliert sie schließlich aus den Augen. Wird er sie wiederfinden?...
Der Start in den Thriller erfolgt unmittelbar. Man ist sofort in der Handlung. Genau das mag ich an den Thrillern von Coben. Und meine Neugier wurde auch direkt befeuert. Ich wollte wissen, was sich in der Vergangenheit ereignet hat und ob Sami einer Sinnestäuschung erlegen ist oder ob sich sein Verdacht, was Anna betrifft, bestätigt. Zudem verleiht ein weiteres Ereignis der Handlung „Triebkraft“. Sami erfährt, dass ein Sträfling, der damals seine Frau umgebracht hat (nicht Anna!), entlassen wird (Tad Grayson). Dieser behauptet, dass er 20 Jahre zu Unrecht im Gefängnis saß und will mit Sami in Kontakt treten, um ihn von seiner Unschuld zu überzeugen und dazu zu bringen, neue Ermittlungen anzustellen. Was für ein Zufall! Hängen die Freilassung von Grayson und das Wiederauftauchen von Anna irgendwie zusammen? Und ist es ebenfalls nur ein Zufall, dass Sami zwei Frauen verloren hat?
Eine Stärke von Coben ist in meinen Augen auch die Dialoggestaltung in seinen Thrillern. Diese wirken äußerst lebendig und lebensecht, aber dennoch aufs Relevante zugespitzt. In ihnen spiegeln sich die Emotionen der Figuren wider. Sie sind alles andere als hölzern und stereotyp. Kein Wunder, dass seine Thriller schon häufig verfilmt worden sind. Trotzdem kann ich diesem Buch keine 5 Sterne geben. Dafür wirkte mir der Plot etwas zu weit hergeholt, zu bemüht, zu konstruiert, zu unglaubwürdig. Coben hat in meinen Augen schon Besseres geschrieben (z.B. "Nur für dein Leben" oder "Ich finde dich"). Nach den ersten 100 Seiten flacht die Spannungskurve ganz schön ab. Der Mittelteil lässt zu wünschen übrig. Schade! Stellenweise wirkt die Handlung auf mich auch improvisiert. Sie entwickelt sich mal in die eine, mal in die andere Richtung. Es wirkte auf mich oft ziellos und nicht durchkonstruiert. Erst das letzte Drittel kann, was die Spannung betrifft, wieder überzeugen. Allerdings hat mich die Auflösung inhaltlich nicht restlos überzeugt. Ein Detail störte mich schon massiv. Und der Strang um Tad Grayson hat mich auch nicht gepackt. Er spielt vordergründig kaum eine Rolle. So komme ich auf durchschnittliche 3 Sterne.

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