Mitreißend und clever gestaltet
Der
Thriller startet also unmittelbar, der Autor hält sich nicht lange damit auf,
erst die Figuren und die Beziehungen der Figuren zueinander einzuführen oder relevante
Kontextinformationen (künstlich und umständlich) vorzuenthalten. Man ist
von der ersten Seite an mittendrin im Geschehen (so wie ich es mag). Und durch
den Besuch im Gefängnis entsteht auch sofort Neugier. Wir wissen nicht, woher
die Schwägerin das Foto hat. Handelt es sich wirklich um den totgeglaubten
Sohn? Und was wird David in der Haftanstalt nun anstellen, um seine Unschuld zu
beweisen? All diese Fragen entstehen schon auf den ersten Seiten und regen zum
Weiterlesen an.
Das
Leben in der Haftanstalt und die Gespräche zwischen den Insassen sind lebendig
und interessant gestaltet worden. Es treffen einige Psychopathen aufeinander.
Provokation und Handgemenge sind dort an der Tagesordnung. Eine besondere
Bedrohungssituation entsteht dadurch, dass es in der Haftanstalt jemand auf
David abgesehen hat. Und auch die später einsetzende Ermittlungsarbeit ist
mitreißend konzipiert worden. Verhöre und Zeugenbefragungen sind durchdacht,
clever und kreativ. Die Ermittler sind nicht auf den Kopf gefallen und
verhalten sich aufgeweckt (kein Einheitsbrei!).
Kurzum:
Ich empfand den Schreibstil von Coben als sehr elegant. Der Thriller liest sich
flüssig, die Dramatik muss nicht künstlich von außen erzeugt werden, sondern
sie ergibt sich aus der Handlung von selbst heraus. Der Inhalt wird wendungs-
und ereignisreich vorangetrieben. Das Tempo ist hoch. Es gibt immer wieder neue
Entwicklungen, die Handlung stagniert nicht und schlägt immer wieder neue
Richtungen ein. All das hat mir sehr gut gefallen. Das einzige, wofür ich einen
Stern abziehen muss, ist das Ende. Das ist mir dann doch zu weit hergeholt
(schade, schade!). Wäre die Auflösung etwas glaubwürdiger ausgefallen, hätte
ich 5 Sterne gegeben, so aber komme ich auf 4 Sterne.
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