Visionäre Ideen von Totalüberwachung und Digitalforensik
Mit
„Drohnenland“ legt Tom Hillenbrand einen visionären Science-Fiction Krimi vor,
der durch einen überzeugenden Weltenentwurf besticht. Die Polizei erhält bei
ihrer Ermittlungsarbeit Unterstützung durch eine Künstliche Intelligenz, einen
fortschrittlichen Fahndungscomputer, der mit Hilfe seiner Prädikationssoftware
Verbrechen bereits feststellt, bevor sie begangen werden. Das erinnert ein
wenig an „Minority Report“, aber Hillenbrand geht weit über diese Idee hinaus.
Außer der digitalen Forensik haben Polizei und Geheimdienst auch die
Möglichkeit einer Totalüberwachung mit Hilfe von Drohnen. Und sie können auf
einen Mirrorspace zugreifen, eine kontinuierliche Echtzeitspiegelung, die eine
vierdimensionale Raumzeit holographieren kann. Auf diese Weise lässt sich jeder
Tatort zu jeder beliebigen Zeit und aus verschiedenen Perspektiven nochmals
genau untersuchen. Dieser vom Autor kreierte Weltenentwurf ist in meinen Augen
eine große Leistung, Hillenbrand verfügt über ein großes Register kreativer
Ideen. Wer „Hologrammatica“ kennt, wird feststellen, dass viele Ideen in
Grundzügen schon hier vorhanden sind, z.B. die Idee einer KI, von Holographien
oder von Brillen, die die Umgebung mit digitalen Hilfsmitteln anders erscheinen
lassen kann.
Doch
nicht nur der Weltenentwurf gelingt, Hillenbrand schafft es, eine Atmosphäre zu
erzeugen, die authentisch und futuristisch wirkt. Beim Lesen entstand vor
meinem inneren Auge eine greifbare Zukunftswelt, die bei mir Assoziationen zu
„Blade Runner“ auslösten.
Und
auch die Figuren sind facettenreich und interessant gestaltet. Das
Ermittlerteam, bestehend aus Kommissar Westerhuizen und der Analystin Ava,
konnte mich in seinen Bann ziehen. Eine weitere mysteriöse Figur, deren Handeln
man genauer ergründen möchte, ist der Journalist Johnny Random, der bei mir
Assoziationen zu „Max Headroom“ auslöste.
Das
einzige, was ich an diesem Science-Fiction-Thriller bemängeln kann, ist das
Fehlen einer hohen Spannungsintensität. Erst im Finale auf den letzten 100
Seiten zieht die Spannung spürbar an, so dass man das Buch nicht mehr aus der
Hand legen kann. Und die Auflösung ist auch plausibel, durchdacht und gelungen.
Ich vergebe 4 Sterne.
Fazit:
Ein Science-Fiction-Krimi mit einem gelungenen Weltenentwurf, vielen kreativen Ideen, gut gestalteten Figuren und einer futuristischen Atmosphäre. Er hätte lediglich noch spannender sein können. Dennoch eine klare Leseempfehlung, vor allem auch für Kenner von „Hologrammatica“, die interessante Parallelen entdecken werden.
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