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Dienstag, 5. April 2022

Eschbach, Andreas - Das Marsprojekt Bd. 5. Die schlafenden Hüter


5 von 5 Sternen

Würdiger Abschluss der Mars-Saga

Im fünften, finalen Band der Saga um die fünf jugendlichen Marsbewohner Carl, Elinn, Urs, Adriana und Ronny werden die verschiedenen Erzählstränge der vorherigen vier Bücher plausibel fort- und zusammengeführt. Zudem wird die Handlung politisch aufgeladen, da die Heimwärtsbewegung und ihre verschwörerischen Machenschaften um Senator Hjalmar Bjornstadt nun ebenfalls ausführlicher thematisiert werden. Zu Beginn gibt es zunächst zwei parallele Handlungen: Während Elinn, Carl und Urs zusammen mit dem Unternehmer Yules Whitehead an Bord des Raumschiffs Sagittarius Alpha in geheimer Mission auf dem Rückweg zum Mars sind und darüber absolutes Stillschweigen bewahren sollen, stellt sich auf dem Mars um den neuen provisorischen Statthalter Yin Chi heraus, wer hinter dem Namen Curly steckt, was neue Hoffnung bei Familie Faggan weckt. Dieses Ereignis führt zudem dazu, dass eine Mission ins Leben gerufen wird, die auch neue Erkenntnisse zu den Außerirdischen in den Sarkophagen zutage fördert. Im Verlauf des Buches rückt dann ein weiterer Erzählstrang ebenfalls immer mehr in den Mittelpunkt: die Pläne der Heimwärtsbewegung, ihre zerstörerischen Ziele mit Nachdruck zu verfolgen, und das mitten auf der Marsstation.

Wie schon in den vorherigen Bänden gelingt es dem Autor durchweg, die Spannung hochzuhalten, zudem wird die Handlung durch den Erzählstrang um die Heimwärtsbewegung nicht nur komplexer, sondern auch politischer, was mir gut gefallen hat. Dafür rücken die Figuren Elinn, Carl und Urs, die im vierten Band viel Raum bekommen haben, wieder stärker in den Hintergrund. Als erzählerischen Höhepunkt habe ich empfunden, als weitere Geheimnisse um die Außerirdischen und Hintergründe zur Entstehung der Artefakte gelüftet werden. Zudem fand ich die Gestaltung der Verschwörung der Heimwärtsbewegung reizvoll. An diesen Stellen konnte ich kaum aufhören zu lesen. Wie schon in den vorherigen Bänden kann der Autor durch die schnellen und vielen Perspektivwechsel zwischen den verschiedenen Figuren ein dichtes und vielschichtiges Bild der Handlung erzeugen, auch findet bei einzelnen Charakteren eine Entwicklung statt, was ich als besonders positiv hervorheben möchte. Dieses Mal wandelt sich beispielsweise der abgesetzte Statthalter Tom Pigrato, der in den früheren Bänden eher als wenig empathischer Bürokrat daherkam, hin zu einem sympathischen, fürsorglichen, und risikofreudigen Missionsteilnehmer, der sich ernsthaft Sorgen um die übrigen Leute der Crew macht. Auch Adriana gewinnt an Tiefe. Was meiner Meinung nach ebenfalls überzeugt ist die detailliertere Ausgestaltung von Figuren wie Hjalmar Bjornstadt, Yules Whitehead, Yin Chi oder Michael Visilakis, die in früheren Bänden zwar Erwähnung gefunden, in ihren Charakterprofilen nicht aber weiter ausgeschärft wurden. Sie fügen sich alle plausibel in die verschiedenen Handlungsstränge ein, und die vom Autor entwickelte Personenkonstellation wird dadurch komplexer. Abschließend lässt sich konstatieren, dass es sich nach meinem Dafürhalten um einen würdigen Abschluss der Marssaga handelt, in der offengelassene Leerstellen vorheriger Bände sinnvoll aufgelöst werden. Und das offene Ende der Saga lässt sogar noch Raum zum Grübeln über eine mögliche Fortsetzung.

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