Der SF-Wirtschaftsthriller um die Kleinkriminelle Jazz
Bashara hat mich durchgängig gefesselt und begeistert. Der Autor entwirft eine sehr
sympathische und interessante Hauptfigur, an der wir wir durch die Wahl der Ich-Perspektive ganz nah dran sind. Wie schon in seinen anderen Büchern begeistert mich Weir mit seinen vielen
kreativen Ideen, vor allem was die Darstellung der Mondstadt angeht. Er schafft es, ein sehr detailliertes Bild von der Stadt auf dem Mond zu
entwerfen, so dass sie sehr plastisch und greifbar wirkt. Ich konnte mir gut
vorstellen, wie es wohl in Artemis aussieht. Insbesondere das Ende, also die letzten 100 Seiten des Romans, haben eine
ungeheure Sogkraft auf mich entfaltet.
Nochmal
zur Hauptfigur: Jazz Bashara. Der Autor beherrscht die Kunst, einen Charakter
tiefgründig und interessant zu gestalten. Das wurde schon in seinen anderen beiden Büchern deutlich, wo Ryland Grace bzw. Mark Watney
im Mittelpunkt standen. Und auch in diesem
Wirtschaftsthriller um die Kleinkriminelle Jazz ist das so. Mit ihrer
offenherzigen, teils frechen, intelligenten Art wächst sie einem sehr ans Herz.
Sie scheut kein Risiko, hat eine schnelle Auffassungsgabe, beweist Tatkraft sowie
Entschlussfreudigkeit und noch etwas: Sie bewahrt sich trotz ihrer kriminellen
Energie ihren moralischen Kompass. Hinzu kommt eine Prise Selbstironie und
Humor, wie wir es schon von anderen Figuren aus der Feder des Autors kennen.
V.a. die direkten Leseransprachen haben mich gut unterhalten und auch mal beim Lesen schmunzeln
lassen. Ebenso gelungen fand ich die eingebauten E-Mails an den
Schmuggelpartner auf der Erde: Kelvin. Dies bringt auch erzählerisch noch etwas
Abwechslung hinein und offenbart uns als Leser auch eine ernstere Seite von
Jazz.
Und es ist nicht nur die Hauptfigur, die gefällig gestaltet wurde, auch die Nebencharaktere sind nicht flach, sondern zeigen klare individuelle Konturen. Da haben wir beispielsweise den Nerd Svoboda, den gläubigen und aufrechten Vater Ammar, den kauzigen und strengen Bob und nicht zuletzt den loyalen und zuverlässigen Dale. Alles in allem ist das Figurentableau stimmig entworfen worden. Ich gebe für diesen rundum gelungenen SF-Thriller volle 5 Sterne, denn ich habe wirklich nichts zu bemängeln und wurde super unterhalten.

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