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Montag, 24. Juli 2023

Hoover, Colleen - Layla




Seelenverwandt

 

„Unser Leben und das, was danach kommt, umfasst mehr, als wir begreifen können (…)“, S. 375.

 

Immer wieder bin ich auf begeisterte Leser:innenstimmen zu Colleen Hoover gestoßen. Das hat mich neugierig gemacht. Und auch die Biographie dieser Autorin fand ich äußerst spannend (Recherche im Internet empfohlen!). Ist sie etwa ein Beispiel dafür, dass sich schriftstellerische Qualität mit der Zeit von selbst irgendwann durchsetzt? Ich wollte mir hierzu ein Urteil bilden. Bisher habe ich noch nichts von dieser Autorin gelesen und das erste Buch, das ich von ihr rezensieren möchte, trägt den Titel „Layla“.

 

Und eines kann ich direkt einleitend sagen: Das Werk liest sich sehr flüssig, der Stil ist eingängig, die Übersetzung definitiv gelungen (ich weiß nicht, wie sich das englischsprachige Original liest). Und schon den Einstieg fand ich kreativ. Der Roman beginnt mit einem interessanten Kontrast. Auf der einen Seite erzählt Leeds einer mysteriösen, namenlosen Figur, die nur als Detektiv bezeichnet wird, dass die Situation mit Layla außer Kontrolle geraten sei (als Leser wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was los ist). Und auf der anderen Seite wird im Rückblick das Kennenlernen von Layla und Leeds geschildert. Zwischen beiden ist es Liebe auf den ersten Blick, der Funke springt sofort über. Beide stürzen sich in eine feurige Liebesaffäre. Wir haben also den glücklichen Start in die Beziehung einerseits und die mysteriöse Katastrophe innerhalb der Beziehung auf der anderen Seite. Doch was ist dazwischen passiert? Wie konnte es soweit kommen? Das weckt sofort Interesse. Sehr geschickt!

 

Die Autorin erzeugt auch gekonnt Tempo, indem sie passende Zeitsprünge und Handlungsraffungen einsetzt. Die Handlung wird ereignisreich und spannend vorangetrieben. Das hat mir gut gefallen. Und auch die Figurenzeichnung ist gelungen, die Charakterzüge ergeben sich aus den Worten und Handlungen. Nicht zuletzt ist das Werk wendungsreich. Immer wieder gibt es Überraschungen und die Erwartungen der Leser:innen werden durchbrochen. Das alles überzeugt. Was mir besonders gut gefallen hat: Das Werk zeugt von Kreativität. Viele einfallsreiche Ideen sind erkennbar. Und das Werk lässt sich nicht so leicht in eine Schublade stecken: Ist es ein Psychothriller? Ein Mystery-Thriller? Eine Liebesgeschichte? Ist es gar Fantasy? Es ist von allem etwas. Und so etwas mag ich!

 

Allerdings sollte man sich darauf gefasst machen, dass sich das Werk ab einem bestimmten Punkt in eine Richtung entwickelt, auf die man sich einlassen muss. Plötzlich tauchen paranormale Elemente auf, mit denen ich im Vorfeld nicht gerechnet habe. Ich konnte mich darauf einlassen, aber ob jede/r Leser:in das kann, wage ich zu bezweifeln. Im Buch selbst wird auf den Film „Ghost – Nachricht von Sam“ Bezug genommen (eine treffende Referenz!). Mit so einer Art von Thematik sollte man sich also anfreunden können.

 

Und noch etwas ist mir aufgefallen: Die Gestaltung von Leeds ist eigentümlich. Sein moralischer Kompass ist in meinen Augen total verschoben. Leider kann ich nicht genauer darauf eingehen, ohne zu spoilern. Aber sein Handeln gegenüber Layla ist höchst fragwürdig und unehrlich. Später agiert Leeds auch sehr widersprüchlich. Er berichtet z.B. freimütig über seine Verfehlungen gegenüber Layla, zeigt auch ansatzweise ein schlechtes Gewissen, ändert sein Verhalten aber nicht. Er macht einfach weiter. Diese Form der Gestaltung ist interessant. Hier zeigt sich das Geschick der Autorin. Sie lenkt das Urteil der Leser:innen zu den Figuren mal in die eine, mal in die andere Richtung, indem sie neue Informationen in die Handlung integriert. Dies wird besonders am Ende deutlich. Ich will hier nicht zu viel verraten.

 

Ein weiterer spannungserregender Impuls entsteht durch die Figur des Detektivs: Wird er Layla und Leeds helfen? Was hat er im Sinn? Welchen Plan verfolgt er? Er verrät unheimlich wenig über sich selbst und gerade das macht ihn interessant. Nach meinem Empfinden hätte man sogar noch mehr daraus machen können. Für mich hätte der Detektiv noch aktiver in das Geschehen eingreifen oder mehr Hintergrundwissen offenbaren können. Das fand ich etwas schade.

 

Eine weitere auffällige Besonderheit des Werks: Der Aspekt der Körperlichkeit wird sehr stark betont. Das, was die Beziehung zwischen Leeds und Layla ausmacht, ist in erster Linie Sex und Verlangen. Die Beziehung der beiden hat viel zu wenig andere Schattierungen. Attraktivität und gutes Aussehen sind wichtig. Naja,… Sollte man mögen. Ich fand es etwas zu einseitig.

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