Dynamisch, unmittelbar und spannend
Arno
Strobel ist einer der Thriller-Autoren, die es bei mir schaffen, mich in einen
Zustand innerer Anspannung zu versetzen und mich von der ersten bis zur letzten
Seite in den Thriller hineinzuziehen. Das schafft er auch dieses Mal mit seinem
Werk „Mörderfinder. Die Spur der Mädchen“, das den Auftakt zu einer neuen Reihe
um den Ermittler Max Bischoff bildet. Doch woran liegt das? Warum verspüre ich
bei Strobel Unruhe, Druck und Nervosität? Warum z.B. lässt mich ein Thriller
von Alexander Hartung, der einen ähnlich temporeichen und ereignishaften Stil
wie Strobel hat, hingegen ziemlich kalt? Diese Fragen haben mich sehr
beschäftigt. Hier kommt nun die Antwort.
Es
liegt in meinen Augen an den folgenden Zutaten: Tempo, Figurenzeichnung und
Dialoge. Zunächst zum Tempo. Dieses wird erzeugt durch eine schnell getaktete Ereignishaftigkeit
und durch eine hohe Anzahl von unmittelbaren Dialogen. Der Autor hält sich
nicht auf mit langatmigen Beschreibungen, Erzählerberichten oder „entschleunigenden“
Rückblenden. Stattdessen passiert ständig etwas Neues, es gibt kaum Pausen zum
Durchatmen, ein Ereignis folgt aufs nächste. Und es wird viel geredet. Es
herrscht eine hohe Dialoghaftigkeit (Was wäre der Autor nur ohne die Erfindung
des Telefons?). Und der vom Autor erdachte Dialog erzeugt das Gefühl von
Schnelligkeit und Direktheit. Wir sind nah dran am Geschehen, es entsteht ein
hoher Aktivitätsgrad, Handlung folgt auf Handlung. Stillstand? Nicht mit
Strobel! Das ist einfach hervorragend arrangiert.
Und
noch einen Vorteil hat die hohe Dialoghaftigkeit: Die Figurenzeichnung ergibt
sich aus dem Gesagten. Anhand des gesprochenen Worts wird klar, wie die Figur
tickt. Es wird nicht lang und breit etwas beschrieben oder erzählt. Das Bild
der Charaktere entsteht auf diese Weise direkt vor den Augen der Leser:innen.
Und das ist elegant und gelungen. Kurzum: Ich schätze die Schreib- und Erzählweise
des Autors sehr. Nennt mir bitte einen Autor, der ein ähnlich getaktetes Tempo
hat und bei dem gleichzeitig die Figuren nicht zu kurz kommen! Ich bin
gespannt. Nennt mir einen Autor, der es schafft, seine Dialoge ebenso auf den
Punkt zu bringen, wie Strobel es schafft. Ich will es wissen.
Fazit:
So geht Thriller! Strobel greift auf drei Zutaten zurück, die seinen Thriller
zu etwas Besonderem machen: Tempo, Figurenzeichnung und Dialog. Und genau diese
drei Zutaten erzeugen bei mir die Wirkung, wie ich sie von Thrillern erwarte
und wie ich sie mag. Das ist natürlich höchst subjektiv. Es mag Leser:innen
geben, die mit temporeichen Werken nichts anfangen können und andere Zutaten
benötigen, um auf ihre Kosten zu kommen. Das muss jeder für sich selbst
herausfinden. Ich gebe auf jeden Fall 5 Sterne und werde noch mehr von Strobel
lesen. Jetzt brauche ich aber erst einmal eine Pause zum Durchatmen.
2 Kommentare:
Arno Strobel gehört zweifellos zur Beletage der deutschen Krimiautoren. Er schreibt rasant und authentisch ohne Schnörkel. Du hast eine Bewertung abgegeben, die Strobel für seinen 1. Band der Mörderfinder-Serie verdient hat.
Deine Kommentare lesen sich pointiert und trotzdem aufschlussreich.
Danke dir für die freundlichen Worte!
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