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Samstag, 1. Juli 2023

Strobel, Arno - Mörderfinder


5 von 5 Sternen



Dynamisch, unmittelbar und spannend


Arno Strobel ist einer der Thriller-Autoren, die es bei mir schaffen, mich in einen Zustand innerer Anspannung zu versetzen und mich von der ersten bis zur letzten Seite in den Thriller hineinzuziehen. Das schafft er auch dieses Mal mit seinem Werk „Mörderfinder. Die Spur der Mädchen“, das den Auftakt zu einer neuen Reihe um den Ermittler Max Bischoff bildet. Doch woran liegt das? Warum verspüre ich bei Strobel Unruhe, Druck und Nervosität? Warum z.B. lässt mich ein Thriller von Alexander Hartung, der einen ähnlich temporeichen und ereignishaften Stil wie Strobel hat, hingegen ziemlich kalt? Diese Fragen haben mich sehr beschäftigt. Hier kommt nun die Antwort.

 

Es liegt in meinen Augen an den folgenden Zutaten: Tempo, Figurenzeichnung und Dialoge. Zunächst zum Tempo. Dieses wird erzeugt durch eine schnell getaktete Ereignishaftigkeit und durch eine hohe Anzahl von unmittelbaren Dialogen. Der Autor hält sich nicht auf mit langatmigen Beschreibungen, Erzählerberichten oder „entschleunigenden“ Rückblenden. Stattdessen passiert ständig etwas Neues, es gibt kaum Pausen zum Durchatmen, ein Ereignis folgt aufs nächste. Und es wird viel geredet. Es herrscht eine hohe Dialoghaftigkeit (Was wäre der Autor nur ohne die Erfindung des Telefons?). Und der vom Autor erdachte Dialog erzeugt das Gefühl von Schnelligkeit und Direktheit. Wir sind nah dran am Geschehen, es entsteht ein hoher Aktivitätsgrad, Handlung folgt auf Handlung. Stillstand? Nicht mit Strobel! Das ist einfach hervorragend arrangiert.

 

Und noch einen Vorteil hat die hohe Dialoghaftigkeit: Die Figurenzeichnung ergibt sich aus dem Gesagten. Anhand des gesprochenen Worts wird klar, wie die Figur tickt. Es wird nicht lang und breit etwas beschrieben oder erzählt. Das Bild der Charaktere entsteht auf diese Weise direkt vor den Augen der Leser:innen. Und das ist elegant und gelungen. Kurzum: Ich schätze die Schreib- und Erzählweise des Autors sehr. Nennt mir bitte einen Autor, der ein ähnlich getaktetes Tempo hat und bei dem gleichzeitig die Figuren nicht zu kurz kommen! Ich bin gespannt. Nennt mir einen Autor, der es schafft, seine Dialoge ebenso auf den Punkt zu bringen, wie Strobel es schafft. Ich will es wissen.

 

Fazit

So geht Thriller! Strobel greift auf drei Zutaten zurück, die seinen Thriller zu etwas Besonderem machen: Tempo, Figurenzeichnung und Dialog. Und genau diese drei Zutaten erzeugen bei mir die Wirkung, wie ich sie von Thrillern erwarte und wie ich sie mag. Das ist natürlich höchst subjektiv. Es mag Leser:innen geben, die mit temporeichen Werken nichts anfangen können und andere Zutaten benötigen, um auf ihre Kosten zu kommen. Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Ich gebe auf jeden Fall 5 Sterne und werde noch mehr von Strobel lesen. Jetzt brauche ich aber erst einmal eine Pause zum Durchatmen.

2 Kommentare:

Volker Kaiser hat gesagt…

Arno Strobel gehört zweifellos zur Beletage der deutschen Krimiautoren. Er schreibt rasant und authentisch ohne Schnörkel. Du hast eine Bewertung abgegeben, die Strobel für seinen 1. Band der Mörderfinder-Serie verdient hat.
Deine Kommentare lesen sich pointiert und trotzdem aufschlussreich.

Anonym hat gesagt…

Danke dir für die freundlichen Worte!

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