In den Tiefen des Meeres
Nach den Diskussionen um die vom ZDF produzierte Miniserie „Der Schwarm“, die ich bisher noch nicht gesehen habe, wollte ich unbedingt den gleichnamigen Roman von Frank Schätzing lesen, um mir später ein Urteil zu der Serie bilden zu können.
Der Einstieg ins Werk hat bei mir auf jeden Fall direkt Interesse geweckt: Ein Fischer in Peru, der auf seinem Boot plötzlich von einem riesigen Schwarm Fische umschwommen wird, erzeugt Neugier. Hinzu kommt ein Forscher, der in 700 Metern Tiefe eine neue Wurmart entdeckt. Da sich die Firma, die für die Ölbohrungen verantwortlich ist, nicht vorwerfen lassen will, dass sie die Biodiversität des Lebensraums gefährdet, werden weitere Forschungen zu der neuen Wurmart in Auftrag gegeben.
In einem weiteren Handlungsstrang wird uns ein Walforscher vorgestellt, der die Intelligenz von Beluga-Walen erforscht und Verhaltensexperimente mit ihnen durchführt. Als Wale plötzlich Boote angreifen und Menschen verletzen, erfordert dies seine Aufmerksamkeit. Was ist der Grund für das Verhalten der Tiere?
Und es kommt zu vielen weiteren Anomalien: Es tauchen auf einmal hochgiftige Quallenarten an den Küsten Südamerikas und Australiens auf. Und im Pazifik befallen toxische Algen Hummer und führen bei Menschen zu Vergiftungen. Das Ausmaß der Katastrophen nimmt immer größere Ausmaße an. Und über allen Ereignissen schwebt die Frage: Hängen die Vorkommnisse miteinander zusammen? Was ist die Ursache für die verschiedenen Unglücksfälle? Die Forscher tappen im Dunkeln und wissen nicht, wie sie die Menschheit schützen können. Welche Gegenmaßnahmen sind zu ergreifen? Wer ist der Feind? Hinter den Zerstörungen scheint eine intelligente Strategie zu stecken: Die Auslöschung der Menschheit. Gibt es womöglich eine weitere Spezies auf dem Planeten Erde, die den Menschen die Vormachtstellung streitig macht? Wie kann man mit den Anderen in Kontakt treten? Ist eine friedliche Lösung des Konflikts möglich? Um all diese Fragen geht es in dem Roman, der mir sehr gut gefallen hat. Und ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Die Beschreibung der fremden Intelligenz fand ich ebenfalls äußerst gelungen und kreativ.
Beiläufig wird viel Wissen über die verschiedenen Forschungsprojekte und auch über die Arbeit von Wissenschaftlern integriert. Man lernt einiges über die Hintergründe der Ölförderung vor Norwegen sowie über die Verhaltens- und Intelligenzforschung von Walen dazu. Insgesamt ist die Darstellung sehr detailliert, v.a. technische Abläufe werden sehr kenntnisreich und nachvollziehbar geschildert. Ein Genuss für alle wissenschaftsinteressierten Leser:innen!
Besonders interessant fand ich die Ausführungen zum Methanhydrat. So könnte die Erwärmung der Meere um nur 1 Grad Celsius das Hydrat instabil werden lassen. Eine erschreckende Vorstellung! Denn was ist die Auswirkung auf das Weltklima, wenn Tiefsee-Methan entweicht? Dazu wird einiges Wissenswertes vermittelt (Methan fördert den Treibhauseffekt z.B. 30-mal stärker als CO2). Ist das eingeschlossene Gas eine noch unerschlossene Energiereserve oder eine tickende Zeitbombe? Eine spannende, kontroverse Frage. Und was offensichtlich ist: Die Interessen von Wissenschaft und Industrie widersprechen sich. Ein weiteres Thema, das ich spannend fand: Die Ausführungen zur Intelligenzforschung bei Tieren. Was ist Intelligenz und wie misst man sie bei Tieren? Was sind die Grenzen der Erforschbarkeit? Sehr spannend!
2 Kommentare:
Hallo Tobias,
deine Rezension ist sehr ausführlich und präzise detailliert. Das gefällt mir sehr gut. Ich wollte das Buch auch erst lesen, habe dann aber wieder Abstand davon genommen, nachdem ich die Serie im TV gesehen habe. Evtl. war es auch zu schwierig, den Stoff in eine Serie mit bewegten Bildern umzusetzen.
VG Volker
Dankeschön!! Ich bin auf die filmische Umsetzung gespannt.
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