Ausgefallen und durchdacht
Der
Einstieg in den Thriller „Todesfrist“ von Andreas Gruber ist heftig. Der
dargestellte Sadismus des Täters ging mir ganz schön unter die Haut. Die
Vorstellung, dass jemand lebendig einbetoniert wird, ist sehr verstörend. Ich
war froh, dass dies die grausamste Stelle im ganzen Buch war und nicht noch
weitere folgten. Ich bin eigentlich kein Freund solch drastischer
Darstellungen, hier war es für mich noch gerade an der Grenze des Lesbaren/Aushaltbaren.
Der
Rest des Buchs ist solide bis gut, aber nicht herausragend. Es enthält viele
wichtige Zutaten, die ein guter Thriller benötigt: Ein interessantes
Ermittler-Team mit Ecken und Kanten (v.a. der kiffende Holländer mit
Cluster-Kopfschmerzen, Maarten S. Snejder, der sich als übellauniger, direkter
Zyniker entpuppt), eine ausgefallen-konstruierte Mordserie und eine durchdacht
gestaltete psychologische Seite. Für mich war v.a. die Schilderung der
Therapiegespräche mit dem Mörder das Highlight des Buchs. Hier merkt man dem
Roman eine gute Recherche an. Snejder hingegen war mir fast schon zu
überzeichnet.
Was
auch auffällt: Die Figuren besitzen allesamt eine gewisse Tiefe und sind nicht
holzschnittartig. Das hebt diesen Thriller schon einmal wohltuend von vielen
anderen Büchern dieses Genres ab. Und allein deswegen ist es nicht nur reiner
Durchschnitt. Ich gebe 4 Sterne. Für 5 Sterne fehlte es mir an Spannung und
Tempo. Der Thriller hat mich nicht mitgerissen und gepackt, wie ich es mir
gewünscht hätte. Ich habe es nicht „inhaliert“. Dafür gab es zu viele
entschleunigende Passagen.
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