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Donnerstag, 4. Dezember 2025

Taylor, Dennis E. - Wir sind Götter



Das Bobiversum




Die Fortsetzung zu „Ich bin viele“ knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Bob begleitet nach wie vor das Schicksal der Deltaner, die sich noch in einem primitiven Entwicklungsstadium befinden und den Urzeit-Menschen auf der Erde ähneln. Bob beobachtet ihren Fortschritt, erforscht ihre Siedlungsgeschichte und Kultur. Noch dazu mischt er sich in ihre Belange ein und nimmt Einfluss auf ihre Entwicklung, indem er sie unterstützt und berät.


In einem anderen Handlungsstrang begleiten wir die Mehrgenerationenschiffe „Exodus 1“ und „Exodus 2“, die nun bei neuen erdähnlichen Heimatplaneten eintreffen. Die Kolonisten der Erde besiedeln sie und müssen sich dabei in einem neuen Ökosystem behaupten. So werden sie von dinosaurierartigen Wesen und fremdartigen Parasiten bedroht.


Darüber hinaus wird die Entdeckung neuer Sonnensysteme vorangetrieben und auch wird in regelmäßigen Abständen ein Blick auf das irdische System geworfen. Eine Kopie von Bob entdeckt z.B. einen interessanten Wasserplaneten, der keinerlei Landmasse aufweist. Und auf der Erde verübt eine Terrororganisation immer wieder Anschläge, um den Bau neuer Kolonistenschiffe und die Versorgung der Erdbewohner zu sabotieren.


Im weiteren Handlungsverlauf stößt einer der Bobs dann auch auf eine höher entwickelte Alien-Zivilisation. Diese überfällt benachbarte Planetensysteme und baut dort ohne Rücksicht auf vorhandenes Leben Metalle ab. Die fremden Aliens sind Bob technologisch überlegen und werden später zu einer Gefahr für die Erde und die anderen Kolonien. Das forciert die Spannung gut. Hier stellt sich v.a. die Frage, ob Bob einen Weg finden wird, die Bedrohung auszuschalten.


Insgesamt ist das Geschehen weiterhin abwechslungsreich. Immer wieder müssen neue Herausforderungen bewältigt werden. Ständig passiert etwas Neues und die Handlung schreitet dynamisch und ereignisreich voran. So optimiert sich Bob z.B. auch fortflaufend. U.a. entwickelt er eine überlichtschnelle Möglichkeit zur Kommunikation. Das alles ist gelungen! (Der Inhalt des Buchs wäre auch eine perfekte Grundlage für die Entwicklung eines Strategie-Spiels).


Das Einzige, was mich auf Dauer gestört hat, ist die Perspektive von Bob (auch wenn mir seine „nerdige“ Persönlichkeit gefällt). Wir nehmen über das ganze Buch hinweg keinen anderen Blickwinkel ein als die Ich-Perspektive von Bob. Und das ist über viele Seiten hinweg dann doch zu eintönig und gleicht sich, zumal wir immer aus Bobs Position als Beobachter am Geschehen beteiligt sind. Er kommuniziert stets mit einzelnen Vertretern unterschiedlicher Interessensgruppen, aber es ist die ganze Zeit eine große Distanz hinweg spürbar. Hier wäre mehr Abwechslung oder die Einbindung einer anderen Perspektive gut gewesen.


Und noch etwas: Am Ende fand ich die Unterbrechung des Spannungsbogens, wenn es um die technologisch überlegene Alien-Zivilisation geht, nicht immer glücklich. Hier wäre ich gern länger „am Ball geblieben“. Auch hätte ich gern mehr über die Fremden erfahren. Das, was zu ihnen geschildert wird, ist doch recht dürftig. Das fand ich schade. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass der Autor sich hier zu viel für einen Nachfolgeband aufheben wollte, in dem es weiterhin um die fremden Aliens gehen wird. 


Für mich hat der zweite Band das Niveau des ersten Bands nicht halten können. Das, was im ersten Band noch faszinierend war, trägt in meinen Augen kein weiteres Buch. Dafür ist Bobs Perspektive auf Dauer dann doch zu einseitig (vielleicht ist es auch sinnvoll, bei der Lektüre der verschiedenen Bände mehr Zeit dazwischen verstreichen zu lassen). Mit zunehmenden Handlungsverlauf verlor ich dementsprechend das Interesse an den Geschehnissen und habe für mich entschieden, dass ich die Reihe (vorerst??) nicht weiterverfolgen werde. So gibt es noch zwei weitere Teile, die bereits erschienen sind. Und der fünfte Band erscheint im Mai 2026. Von mir gibt es 4 Sterne.


Querverweise:
Taylor, Dennis E.: Ich bin viele (dort finden sich weitere Querverweise)



Mittwoch, 3. Dezember 2025

Taylor, Dennis E. - Ich bin viele



Projekt Heaven




Kaum hat Bob Johansson bei der Firma CryoEterna in einem Vertrag festgelegt, seinen Kopf nach dem Tod einfrieren zu lassen, da wird er einen Tag später von einem Auto überfahren und stirbt. 100 Jahre später, im Jahr 2133, wacht er wieder auf, und zwar als Künstliche Intelligenz. Er fühlt sich empfindungs- und orientierungslos. Alles fühlt sich fremdartig an. Und der Arzt Dr. Landers klärt ihn darüber auf, dass er „nur“ eine Kopie des Verstandes von Bob Johansson ist. Er ist also nur ein Programm, das glaubt, Bob zu sein.


Bob hat wichtige geschichtliche Entwicklungen verpasst. Amerika ist nun eine Theokratie, in der Kritik an der Regierung mit Umerziehung bestraft wird. Maschinen, die sich kritisch äußern, werden deaktiviert. Im Zuge der Errichtung der neuen Gesellschaftsform wurden alle kryonischen Labore abgeschafft und die Eingefrorenen für tot erklärt. Bob gehört ab sofort der Firma „Applied Synergetics Inc. und hat einiges zu verdauen, was sein neues Dasein betrifft. Schließlich ist ihm sein Leben und seine Freiheit genommen worden. Die Aufgabe von Dr. Landers besteht darin, Bob das „richtige“ Denken beizubringen, damit er ein guter Diener des Staates wird. Und Bob versucht sich mit seinem Schicksal zu arrangieren und das Beste daraus zu machen. Schließlich ist er nun unsterblich…


Zusammen mit Dr. Landers durchläuft er ein Trainingsprogramm. So lernt er seine neuen Fähigkeiten kennen und sie kontrollieren. Ab und zu wird er dabei von einem Vertreter des Wahrheitsministeriums (Orwell lässt grüßen) überprüft. Auch muss sich Bob immer wieder gegen Bedrohungen behaupten. Des Öfteren droht ihm die Abschaltung. Seine Existenz wird zu einem Politikum. Ihm wird die Menschlichkeit abgesprochen. Und unterschiedliche politische Lager stehen Bob mehr oder weniger kritisch gegenüber.


Im weiteren Handlungsverlauf wird klar, dass Bob darauf vorbereitet wird als sog. „Von-Neumann-Sonde“ das Universum zu erforschen und es nach fremdem Leben sowie einer zweiten Erde abzusuchen. Die Idee ist, dass die Sonde sich im Laufe der Reise selbst reproduziert und exponentiell vermehrt (so ergibt der Titel des Buchs auch Sinn). Um das Zeitproblem der interstellaren Reisen zu lösen, kann Bob seine subjektive Wahrnehmung von Zeit steuern. Sein erstes Ziel wird das Sonnensystem „Epsilon Eridani“. Auf seiner Reise optimiert sich Bob fortlaufend selbst und hält weiterhin Kontakt zur Erde.


Um die Handlung etwas spannender und abwechslungsreicher zu gestalten, ist Bob nicht die einzige Sonde, die von der Erde losgeschickt wird. Auch andere Nationen starten „Von-Neumann-Sonden“. Gegen diese muss Bob sich immer mal wieder behaupten und einen Weg finden, sie auszuschalten. Die brasilianische Sonde besitzt z.B. Waffen, um mögliche Konkurrenten auszuschalten. Während der Lektüre stellt man sich v.a. folgende Fragen: Was wird Bob entdecken? Wird er auf intelligentes Leben und eine zweite Erde stoßen? Und was ereignet sich in der Zeit seiner Abwesenheit auf der Erde?


Das Setting und die gesamte Idee des Buchs sind kreativ, ereignisreich und unterhaltsam umgesetzt worden. Bei mir kam zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. Und die Idee, dass sich Bob reproduzieren kann, ist genial. Wir haben es immer mit der gleichen Person zu tun, aber durch Perspektivwechsel erfahren wir stets, wie es mit den verschiedenen Bobs und ihren Missionen weitergeht. Bob kann sich die Arbeit aufteilen und zusammen mit den Sonden erschließt sich der Leser verschiedene Sonnensysteme. Das belebt die Handlung ungemein. Und wer befürchtet, dass die Handlung dadurch zu sehr „zerfasert“, den kann ich beruhigen: Der Autor konzentriert sich im Wesentlichen auf zwei zentrale Stränge, die weiterentwickelt werden. 


Es wird darüber hinaus deutlich, dass der Autor Erkenntnisse zur Exoplaneten-Forschung sowie Wissen aus der Biologie, was die Entstehung und Entwicklung von Leben angeht, einfließen lässt. Das alles liest sich sehr faszinierend. Das Ende ist offen gestaltet, so dass man direkt den nächsten Band lesen möchte. Dabei ist die Richtung, in die es gehen wird, klar. Ich freue mich schon auf weitere Inhalte aus dem „Bobiversum“ und werde sicherlich zeitnah „Wir sind Götter“ lesen. Ein klares 5-Sterne-Buch.


Querverweise:
Exoplaneten (Sachbuch)
Astrobiologie (Sachbuch)
Ein futuristischer Thriller, in dem Kryonik ebenfalls eine Rolle spielt, ist "Esomenia" von Oliver Pätzold


Dienstag, 2. Dezember 2025

Brandhorst, Andreas - Zeta


Zu wenig „science“




Wir sind im Jahr 2150. Die Menschheit hat ihr eigenes Sonnensystem weitestgehend erschlossen und besiedelt. Die Suche nach intelligentem extraterrestrischem Leben blieb bislang erfolglos. Mit dem Raumschiff Excelsior bereitet man sich auf einen interstellaren Flug zum Stern Proxima Centauri vor. Die Konstruktion des Schiffs ist fast abgeschlossen.


Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Als ein Signal auftaucht, das vom Rande des Sonnensystems gesendet wird, will man die Excelsior dorthin schicken. Das Schiff soll das Objekt, von dem das Signal stammt und das auf den Namen „Zeta“ getauft wird, genauer erforschen.


Und auch in anderen Kolonien entdeckt man das Signal, d.h. sowohl auf dem Mars als auch auf dem Saturnmond Titan. Die Kolonisten entsenden ebenfalls jeweils ein eigenes Schiff mit einer Besatzung, um das 400 km große Objekt zu untersuchen. Eine Erstkontakt-Situation steht bevor, bei der verschiedene Interessensgruppen miteinander in Konkurrenz stehen…


In der ersten Hälfte des Buchs habe ich den Inhalt mit Faszination gelesen und fand die Gestaltung der Spannungskurve gelungen. Die Kapitel sind pointiert, ereignisreich und nicht zu ausschweifend. Die Anzahl der Blickwinkel und der Figuren ist überschaubar und ich konnte dem Geschehen gut folgen.


Doch meine aufgebaute Erwartungshaltung, was den Erstkontakt betrifft, ist im weiteren Handlungsverlauf enttäuscht worden. Spätestens nachdem man das Objekt erreicht hat und damit beginnt, das Innere zu erforschen, wird es spürbar langatmiger und zudem sehr fantasievoll (auch wenn die Wechsel der Blickwinkel weiterhin gut für Abwechslung sorgt). Für mich lässt sich der Autor zu viel Zeit, um das Rätsel um „Zeta“ zu lösen (oder ich bin zu ungeduldig). Es war mir insgesamt auch zu viel (teils abgedrehte) „fiction“ und zu wenig „science“. Und noch etwas: Der Handlungsstrang, der sich zeitgleich auf der Erde zuträgt, hat mich leider nicht mitgerissen. So komme ich auf durchschnittliche 3 Sterne, v.a. weil die ersten 300 Seiten gelungen waren.


Querverweise:
Brandhorst, Andreas: Das Erwachen
Brandhorst, Andreas: Die Eskalation
Brandhorst, Andreas: Splitter der Zeit
Brandhorst, Andreas: Das Bitcoin-Komplott
Brandhorst, Andreas: Der Riss
Weitere Science-Fiction-Bücher mit dem Thema "Erstkontakt": z.B. Ralph Edenhofer (Antares), Christoph Dittert (Fallender Stern), Stephen Baxter (Die Wiege der Schöpfung), Edward Ashton (Antimatter Blues)


Montag, 1. Dezember 2025

Ashton, Edward - Mal goes to war



Enttäuschend...




Es herrscht Krieg. Zwischen den sog. „Federals“ und den sog. „Humanisten“. Die Federals sind Menschen, die sich mit Hilfe von technologischen Implantaten und genetischen Modifikationen optimiert haben. Die Humanisten lehnen solche Veränderungen strikt ab und bekämpfen sie.


Und die freie KI „Mal“ (Abkürzung von „Malware“), die im sog. „Infospace“ lebt, beobachtet das Kampfgeschehen zunächst aus sicherer Distanz. Eigentlich mischt sich Mal nicht in die Belange der Menschen ein. Doch als er bei einem Angriff vom Infospace getrennt wird und seine Auslöschung droht, flüchtet er in den toten Körper einer Cyber-Soldatin.


Die Soldatin wird begleitet von einem jungen Mädchen, welches sie beschützen sollte: Kayleigh. Mal beschließt diese Mission fortzuführen und Kayleigh in Sicherheit zu bringen. Doch ohne Verbindung zum Infospace ist Mal ziemlich „aufgeschmissen“. Er kann keine Daten abrufen, die ihm dabei helfen würden, sich inmitten dieses Kriegs zu orientieren…


Wie wir es schon aus anderen Büchern von Ashton kennen, ist der Schreibstil locker und beschwingt, d.h. ironisch und sarkastisch. Das gefällt mir eigentlich gut, aber dieses Mal wird dadurch die Dramatik des Krieges konterkariert. Bei „Mickey 7“ und „Antimatter Blues“ passte dieser Erzählton irgendwie besser. Auch kaufe ich einer Künstlichen Intelligenz nicht ab, dass sie so flapsig interagiert...


Auch ist man schnell im Geschehen drin. Die Handlung entfaltet sich direkt und nimmt nicht lange „Anlauf“. Allerdings hätte ich mir auch mehr Informationen zu dem Bürgerkrieg gewünscht. Man erfährt sehr wenig über die Hintergründe. Das Wordbuilding hätte auf den ersten Seiten ausführlicher sein können…


Ungewöhnlich ist sicherlich, dass man bei der Lektüre die meiste Zeit in der Gedankenwelt der KI ist. Diese ist nicht an eine körperliche Existenz gebunden, sondern kann sich relativ frei bewegen, indem sie sich in verschiedene Objekte mit Technologie transferiert. Ich konnte damit aber immer weniger anfangen, je weiter ich las. Vieles war mir zu abgedreht.


Insgesamt entfaltet sich die Handlung für mich ziellos. Das hat mich am meisten am Buch gestört. Man weiß nicht, zu wem Kayleigh gehört, zu wem sie zurückkehren möchte, an welche Gruppe sie ggf. angebunden ist und was evtl. deren Ziel ist. Sie gibt überhaupt keine Auskunft zu sich und ihrer Mission. Über die tote Soldatin erfährt man auch nichts. Über Mal bleibt ebenfalls viel im Dunkeln. Wie sind freie KIs überhaupt entstanden? Was ist ihr Sinn und Zweck und was ihr Ziel? Für mich bleibt auf den ersten Seiten einfach zu Vieles offen. Auch der sog. Infospace wird nicht ausführlicher beschrieben.


Kurzum: Der Inhalt packt mich nicht. Die vielen Fragen, die nicht beantwortet wurden, störten mich massiv beim Lesen. Der geschilderte Kontext bleibt im ersten Drittel einfach zu dünn. Das Worldbuilding überzeugt nicht (wie oben schon erwähnt). Aus diesem Grund habe ich „Mal goes to war“ nach 170 Seiten beendet. Vielleicht verpasse ich ja nun auch etwas, aber wenn ich im ersten Drittel nicht irgendwann mitgerissen werde und Vieles offenbleibt, dann macht es in meinen Augen keinen Sinn mehr, das Buch weiterzulesen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Autor noch die Kurve kriegen wird…


Querverweise:
Ashton, Edward: Antimatter Blues 
Ashton, Edward: Mickey 7
Weitere zentrale Autoren, die in ihren futuristischen Thrillern KI zum Thema haben: Karl Olsberg (z.B. Virtua) oder Andreas Brandhorst (z.B. "Das Erwachen")



Dienstag, 18. November 2025

Star Trek - Strange New Worlds (Staffel 3)





Folge 1 - Hegemonie, Teil 2


Die dritte Staffel von „Strange New Worlds“ (vgl. auch frühere Rezensionen zu Staffel 1 und 2, s. unten) knüpft direkt an die vorherige an. Die Enterprise ist mitten im Kampf mit den Gorn. Der junge Scotty wird als Figur ausführlicher eingeführt. Er hat eine Tarnvorrichtung entwickelt, die die Besatzung der Enterprise vor den Gorn schützen soll. Ein Außenteam befindet sich auf einem Gornschiff und wartet zusammen mit Kolonisten auf Rettung. Die Spezies der Gorn ähnelt stark der Konzeption von Alien. Sie nutzen z.B. Menschen als Wirte, um sich zu vermehren.


Die Gorn kennt man eigentlich aus der Originalserie von Raumschiff Enterprise. In der 18. Folge der ersten Staffel (dt. Titel: „Ganz neue Dimension“) kämpft Captain Kirk gegen einen Captain der Gorn. Die Kampfszene ist heute Kult, weil sich der Gorn dort so langsam bewegt. Doch mit den ursprünglichen Gorn haben die Gorn aus Strange New Worlds nicht mehr viel zu tun. Man hat sie vollständig modernisiert. Technologisch befinden sie sich mit der Föderation auf derselben Stufe. Sie wirken nun furchteinflößender. Die Atmosphäre ist viel düsterer.


Folge 2 – Hochzeitsglocken Blues


Spock und Schwester Chapel stehen im Zentrum dieser Folge. Spock wird mit einem Nebenbuhler konfrontiert: Dr. Korby. Diese Figur dürfte den meisten ebenfalls aus der Original-Serie bekannt sein (vgl. Folge 7, Staffel 1, dt. Titel: „Der alte Traum“), wo Chapel und Korby ebenfalls aufeinandertreffen. In „Hochzeitsglocken Blues“ erleben wir nun die Anfänge der Beziehung von Korby und Chapel mit. Spock muss mit der Zurückweisung durch Chapel umgehen lernen. Er flüchtet sich in eine Wunschvorstellung. Und ein Wesen aus dem Q-Kontinuum taucht auf. Es gibt also weitere Referenzen auf Folgen von Star Trek TNG. Und auch ein Bezug zur 2. Folge der 1. Staffel von Raumschiff Enterprise lässt sich herstellen (dt. Titel: „Der Fall Charly“). Dort ist es der Tarsianer Charly, der der Crew der Enterprise seinen Willen aufzwingt.


Folge 3 – Shuttle nach Kenfori


Die Enterprise dringt in dieser Folge in klingonisches Gebiet vor, um ein medizinisches Heilmittel zu beschaffen. Die Atmosphäre ist erneut sehr düster und beklemmend. Es kommt zur Begegnung und Auseinandersetzung mit einem klingonischen Schlachtkreuzer und dessen Crew. Im weiteren Verlauf der Folge driftet die Handlung ins horrormäßige ab. Es kommen zombieartige Wesen vor, die sowohl ein Außenteam der Klingonen als auch eines der Enterprise bedrohen. Der Schiffsarzt tritt hier erneut als sehr guter Kämpfer auf und ist damit ein Gegenentwurf zu den bisherigen Ärzten, die man aus alten Star Trek-Folgen kennt (z.B. Dr. Leonard McCoy, Dr. Beverly Crusher, Dr. Julian Bashir, Phlox, Der Doktor).


Folge 4 – Weltraumabenteuerstunde


In dieser Folge wird das Holodeck als neuartige Entwicklung eingeführt. Dieses kennt man eigentlich erst aus Star Trek TNG. Hier wird es als experimenteller Prototyp vorgestellt. La’An Noonien-Singh soll es testen. Sie durchlebt dabei einen Kriminalfall und agiert als Ermittlerin. Insgesamt wieder ein kreatives Setting mit tollen Kostümen. Die Schauspieler können eine andere Seite von sich zeigen und ihr Talent auch in anderen Rollen beweisen. Es lassen sich wieder Referenzen entdecken. Holodeck-Folgen sowie kriminalfallähnliche Folgen kennt man ja auch aus anderen Star Trek-Serien. Oft wird die Simulation dabei zu einer realen Gefahr. So auch hier. Ich konnte mit dieser Art von Episoden aber leider nie viel anfangen. So auch mit dieser hier nicht…


Folge 5 – Durch die Linse der Zeit


Der wechselhafte Episodenstil, den man ja bereits aus der vorangegangenen 2. Staffel kennt, wird auch hier beibehalten. Dieses Mal wird der Inhalt wieder düster dargelegt. Wir begleiten eine Außenmission, bei der eine historische Stätte auf einem fremden Planeten erforscht wird. Geleitet wird die Mission von Korby und Chapel, begleitet wird die Crew von einem Dokumentarfilmer. Schnell wird die Erkundung zu einer bedrohlichen Situation. Mir kamen Assoziationen zu Indiana Jones. Eine inhaltliche Referenz wird auch wieder zu Star Trek TNG deutlich. Man denke an die Ikonianer…


Folge 6 – Der Sehlat, der sich in den Schwanz biss


Die Enterprise eilt dem Schiff Farragut zu Hilfe, als dieses bei der Erforschung eines fremden Planeten mit einem unbekannten Gegner in Kontakt gerät, der übermächtig erscheint. Auf der Farragut dient Kirk als 1. Offizier und kann erste Kommandoerfahrung sammeln, weil der Captain ausfällt. Schnell werden Kirks Fähigkeiten deutlich, auch in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren, schwierige Situationen zu meistern und dabei große Risiken einzugehen. Es kommt zu einer ersten Zusammenarbeit von Kirk, Spock, Uhura, Scotty und Chapel. Ein schöner Vorgriff auf die Zukunft…


Folge 7 – Was ist die Sternenflotte?


Dieses Mal wieder eine eher experimentell-kreative Folge. Im Stil einer Dokumentation (= Kameraführung, Schnitt, eingeschobene Interviewpassagen) werden uns die Enterprise und die Sternenflotte nähergebracht, und das auf eine kritische Art und Weise. V.a. das Thema der Gewaltanwendung durch Föderationsoffiziere sowie die strikte Hierarchie der Befehlskette werden problematisiert. Eine Missionsausübung der Enterprise wird aus dokumentarischer Beobachterperspektive festgehalten.


Folge 8 – Vier und ein halber Vulkanier


Dieses Mal ist der Stil humorvoll. Kurz vor Antritt des Landurlaubs erreicht die Enterprise ein Hilfegesuch der Vulkanier. Sie sollen eine Pre-Warp-Zivilisation vor einem drohenden Kollaps bewahren. Für die erfolgreiche Ausübung der Mission muss sich das Außenbord-Team in Vulkanier verwandeln, um nicht aufzufallen. Problem 1: Die Transformation hat auch charakterliche Wesensänderungen zur Folge. Problem 2: Nach Abschluss des Einsatzes misslingt die Rückverwandlung. Pike, Uhura, Chapel und La‘an bleiben vorerst vulkanisch und finden mit der Zeit sogar Gefallen daran…


Folge 9 – Terrarium


In dieser Folge begleiten wir Ortegas. Sie wird bei einem Einsatz mit ihrem Shuttle in ein Wurmloch gezogen und verschwindet spurlos. Die Enterprise verliert den Kontakt zu ihr und macht sich auf die Suche. Ortegas strandet auf dem Mond eines unbekannten Planeten, muss fortan ums Überleben kämpfen und auf Rettung hoffen. Wieder eine sehr düstere Folge. Eine Robinsonade in lebensfeindlicher Umgebung. Später stellt sie fest, dass ein Gorn-Pilot das gleiche Schicksal ereilt hat. Er ist ebenfalls gestrandet. Beide müssen fortan kooperieren, wenn sie überleben wollen. Der Inhalt hat mich sehr an den Film „Enemy Mine“ erinnert. Gleichzeitig lässt sich aber auch wieder ein Bezug zur Folge 18 der ersten Staffel der Original-Serie herstellen, die ich ja bereits bei der Besprechung der ersten Folge angesprochen habe (siehe oben). Der Inhalt der Folge von damals wird nun neu interpretiert und modernisiert. Hat mir insgesamt sehr, sehr gut gefallen!


Folge 10 – Neues Leben und neue Zivilisationen


Diese Folge knüpft direkt an die fünfte Folge („Durch die Linse der Zeit“, siehe oben) an. Das Wesen, das in Folge 5 eingefangen wurde, kann sich aus dem Musterpuffer der Enterprise befreien und wird erneut zu einer großen Gefahr. Leider hat mich diese Folge am wenigsten von allen Folgen der dritten Staffel abgeholt. Mir driftet das Ganze schon zu sehr in Richtung Fantasy ab. Mit der Spezies der Vezda wird dem Star Trek-Universum ein neues Element hinzugefügt. Der ein oder andere mag eine Referenz auf den Nexus aus dem Film Star Trek VII („Treffen der Generationen“) herstellen. Auch das Motiv der Augenveränderung lässt sich mit früheren Folgen in Verbindung bringen (vgl. z.B. „Der Fall Charly“).


Weitere Querverweise
Star Trek - Strange New Worlds Staffel 1, Staffel 2
Star Trek - Enterprise Staffel 1, Staffel 2, Staffel 3
Star Trek - Sektion 31


Freitag, 14. November 2025

Baxter, Stephen - Die Wiege der Schöpfung

 


Faszinierend, kenntnisreich und transzendent




Im Jahr 2255 entdeckt das Besatzungsmitglied Salma an Bord des Raumschiffs „Schatten“ am Rande unseres Sonnensystems (noch hinter dem Kuiper-Gürtel) ein Schwarzes Loch. Das Licht der Sonne benötigt immerhin ganze vier Tage, um die Schatten an diesem Punkt zu erreichen. Der Durchmesser dieses Schwarzen Lochs beträgt nur wenige Zentimeter, aber es besitzt eine 10-mal größere Masse als die Erde.


Bei der genaueren Untersuchung der Hawking-Strahlung entdeckt Salma eine Anomalie in Form eines Signals. Salmas Plan ist es, das Signal zu spiegeln und die empfangenen Informationen mit Hilfe eines Lasers zurück ins Schwarze Loch zu schicken. Und kaum ist das passiert, ereignet sich im Zentrum der Milchstraße ein kosmisches Ereignis, das das Schicksal der Erde bedroht. Gibt es da etwa einen Zusammenhang, auch wenn damit die Gesetze von Raum und Zeit verletzt werden? Und wird es zu einer Kommunikation mit fremden Leben kommen?


Was mir gut gefällt, ist der Umstand, dass der Autor beiläufig jede Menge kosmologisches Wissen in die Handlung mit einfließen lässt. So erfahren wir z.B. einiges über Schwarze Löcher, aber auch über die Evolutionsprozesse unseres Universums und über die Multiversums-Hypothese. Abgesichert wird der Inhalt durch reichlich Sekundärliteratur, wie das kenntnisreiche Nachwort des Autors verrät (großartig und beeindruckend!). Auffällig ist, dass der Schreibstil des Autors insgesamt eher ausschweifend ist. Er nimmt sich viel Raum, um zu beschreiben und zu schildern. Das entschleunigt die Handlung spürbar. Aber das ist wohl auch so gewollt.


Der Weltenentwurf ist kreativ. So werden auch die Erde und die Frage, wie sie in Zukunft regiert wird, in den Blick genommen. Es gibt verschiedene Interessensgruppen. Auf der einen Seite haben wir die Industrialisten, also Anhänger eines freien Marktes, die v.a. die Ausplünderung von Bodenschätzen auf fremden Himmelskörpern wie dem Mond oder den Saturn befürworten und vorantreiben. Wachstum zu generieren, ist ihr oberstes Gebot. Auf der anderen Seite haben wir die Bewahrer. Sie sehen den Drang nach Profit, Konsum und schnellem Wachstum kritisch. In ihren Augen haben genau diese Ziele die Erde fast in den Abgrund geführt.


Das Raumschiff „Schatten“ wird von den Anhängern der Bewahrer kontrolliert. Es ist ein Mehr-Generationen-Schiff, das Jahrzehnte unterwegs war, um den äußeren Rand des Sonnensystems zu erreichen und zu erforschen. Die Besatzung rechnete eigentlich damit, einen weiteren Planeten zu finden (Planet 9). Salma ist an Bord der Schatten geboren worden und hat auf der Reise Mutter und Vater verloren.


Als man auf der Erde von der Anomalie erfährt, entschließen sich sowohl die Industrialisten als auch die Bewahrer kurzerhand dazu, jeweils ein weiteres Schiff zum Schwarzen Loch zu schicken: die Kronos und die Aquila. Mit einem verbesserten Antrieb sollen sie das Ziel in wenigen Jahren erreichen. Beide Schiffe konkurrieren miteinander und liefern sich einen Wettlauf. Man will dem politischen Gegner nicht allein das Feld überlassen und einen eigenen Anspruch auf die Entdeckung anmelden. Die Perspektiven wechseln regelmäßig. Mal sind wir an Bord der Schiffe, die sich der Anomalie nähern. Mal sind wir an Bord der Schatten, die sich in unmittelbarer Nähe zum Schwarzen Loch befindet.


Inhaltlich spielt in diesem Buch v.a. das Thema „Erstkontakt“ eine große Rolle. Dabei wird die Schilderung der Beschaffenheit des außerirdischen Lebens sehr detailliert und kreativ vorgenommen. Die beschriebene Astrobiologie liest sich faszinierend. Sie ist ausführlich und differenziert (mit Ausnahme der Kommunikation, s. unten). Die Handlung wird durch Zeitsprünge von mehreren Jahren passend gerafft, so dass auch die Darstellung der Überwindung von großen Distanzen im All gelingt. Und dabei gelingt es dem Autor immer wieder, ästhetisch ansprechende Bilder von fremden Himmelskörpern und von der Raumfahrt vor dem inneren Auge des Lesers entstehen zu lassen. Auch das Ende fand ich faszinierend. Es wird transzendent, so viel kann ich an dieser Stelle verraten… 


Abschließend auch noch ein paar Kritikpunkte: Die Figurenzeichnung lässt etwas zu wünschen übrig. Nur Salma hat klare Konturen, die anderen Charaktere sind ziemlich flach und austauschbar geraten. Weiterhin gibt es auch immer mal wieder längere Passagen, in denen nichts Relevantes passiert. Hier wäre jede Menge Kürzungspotential vorhanden gewesen, um einen dynamischeren Handlungsfluss zu erzeugen. Und von der Darstellung der Kommunikation mit der fremden Intelligenz war ich auch enttäuscht. Für eine Erstkontaktsituation gerät dieser Aspekt zu dürftig, wie ich finde. So komme ich insgesamt auf 4 Sterne.


Querverweise:
Astrobiologie (Sachbuch)

Dienstag, 11. November 2025

Coben, Harlan - In tiefster Nacht



Eine schicksalhafte Nacht




Sami Kierce lernt in einem Club Anna kennen. Sie verbringen gemeinsam einige Tage im Liebesrausch. Beide führen ein ausgelassenes Leben, konsumieren Drogen und stürzen sich nachts in Partys. Doch eines Morgens erwacht Sami neben der toten Anna. Und in der Hand hält er ein blutverschmiertes Messer…


Danach ereignet sich ein Zeitsprung von 22 Jahren. Sami ist nun Privatermittler und hilft einer Ehefrau dabei, deren untreuen Ehemann zu stellen. An einer Abendschule gibt er Kurse in Kriminalistik, um andere Detektive zu schulen (z.B. in Techniken der Beschattung). Mitten im Unterricht glaubt er plötzlich, die verstorbene Anna in der Tür stehen zu sehen. Er ist sich selbst nicht sicher, ob er halluziniert. Als Leser fragt man sich direkt, wie es um den Geisteszustand von Sami bestellt ist. Als sie hastig den Seminarraum verlässt, folgt er ihr. Doch er verliert sie schließlich aus den Augen. Wird er sie wiederfinden?...


Der Start in den Thriller erfolgt unmittelbar. Man ist sofort in der Handlung. Genau das mag ich an den Thrillern von Coben. Und meine Neugier wurde auch direkt befeuert. Ich wollte wissen, was sich in der Vergangenheit ereignet hat und ob Sami einer Sinnestäuschung erlegen ist oder ob sich sein Verdacht, was Anna betrifft, bestätigt. Zudem verleiht ein weiteres Ereignis der Handlung „Triebkraft“. Sami erfährt, dass ein Sträfling, der damals seine Frau umgebracht hat (nicht Anna!), entlassen wird (Tad Grayson). Dieser behauptet, dass er 20 Jahre zu Unrecht im Gefängnis saß und will mit Sami in Kontakt treten, um ihn von seiner Unschuld zu überzeugen und dazu zu bringen, neue Ermittlungen anzustellen. Was für ein Zufall! Hängen die Freilassung von Grayson und das Wiederauftauchen von Anna irgendwie zusammen? Und ist es ebenfalls nur ein Zufall, dass Sami zwei Frauen verloren hat? 


Eine Stärke von Coben ist in meinen Augen auch die Dialoggestaltung in seinen Thrillern. Diese wirken äußerst lebendig und lebensecht, aber dennoch aufs Relevante zugespitzt. In ihnen spiegeln sich die Emotionen der Figuren wider. Sie sind alles andere als hölzern und stereotyp. Kein Wunder, dass seine Thriller schon häufig verfilmt worden sind. Trotzdem kann ich diesem Buch keine 5 Sterne geben. Dafür wirkte mir der Plot etwas zu weit hergeholt, zu bemüht, zu konstruiert, zu unglaubwürdig. Coben hat in meinen Augen schon Besseres geschrieben (z.B. "Nur für dein Leben" oder "Ich finde dich"). Nach den ersten 100 Seiten flacht die Spannungskurve ganz schön ab. Der Mittelteil lässt zu wünschen übrig. Schade! Stellenweise wirkt die Handlung auf mich auch improvisiert. Sie entwickelt sich mal in die eine, mal in die andere Richtung. Es wirkte auf mich oft ziellos und nicht durchkonstruiert. Erst das letzte Drittel kann, was die Spannung betrifft, wieder überzeugen. Allerdings hat mich die Auflösung inhaltlich nicht restlos überzeugt. Ein Detail störte mich schon massiv. Und der Strang um Tad Grayson hat mich auch nicht gepackt. Er spielt vordergründig kaum eine Rolle. So komme ich auf durchschnittliche 3 Sterne.