Kreativ, abwechslungsreich und stellenweise äußerst tiefgründig
Und
ich kann versichern: Das Niveau von Staffel 1 wird beibehalten. Allerdings
werden in Staffel 2 stärker als in Staffel 1 immer einmal wieder
Handlungselemente von Folge zu Folge weitergeführt und erneut aufgenommen. Auch
gibt es diverse Rückbezüge auf Geschehnisse der ersten Staffel. Jede Folge ist
zwar in sich abgeschlossen, man sollte sie aber in meinen Augen in
chronologischer Reihenfolge schauen, weil sich die Charaktere weiterentwickeln.
Der Grad der Verknüpfung zwischen den Folgen hat zugenommen!
Was
noch auffällt: Pike steht gar nicht mehr so im Vordergrund der Handlung,
sondern es sind die vielen Nebenfiguren, die nun mehr Gewicht und
Konturenschärfung erhalten. Viele Randcharaktere erhalten eine eigenständige
Folge, in der sie sich weiterentwickeln. Auf diese Weise erhält man als Zuschauer
auch einen besseren Zugang zu den einzelnen Crewmitgliedern, lernt sie besser
kennen und entwickelt mehr Sympathie für sie (ein großes Manko übrigens von
Star Trek: Discovery, wo Michael Burnham zu viel Raum einnahm!)
Die
thematische Bandbreite der verschiedenen Folgen ist facettenreich und oft
tiefgründig. Ich war oft erstaunt, was inhaltlich alles in nur einer Episode
problematisiert wird. Und was mich auch überrascht hat. Der Stil der Folgen ist
nicht einheitlich, sondern äußerst abwechslungsreich. Er reicht von humorvoll
über ernst, tiefgründig etc. Sehr kreativ, was die Macher der Serie sich haben
einfallen lassen. In Folge 2 wird z.B. die genetische Manipulation vertieft.
Die Diskriminierung von genetisch veränderten Menschen wird in einer
Gerichtsverhandlung problematisiert, und das mit einer Tiefe, wie ich sie eher
in einem Kinofilm erwarten würde. Großartig! In Folge 3 geht es um eine
alternative Zeitlinie. Es kommt zu einem Aufeinandertreffen mit Kirk. Eine
Reise zurück ins 21. Jahrhundert (eine schöne Hommage an Star Trek IV). In
Folge 4 steht eine Außenbordmission auf Riegel VII im Mittelpunkt. Thema:
Erinnern und Vergessen. Was macht den Menschen aus? Wie lebt es sich ohne bleibende
Erinnerungen? Sehr philosophisch. Hat mir ebenfalls gut gefallen. In Folge 5
wird Spocks Beziehung zu Schwester Chapel weiter vertieft. Spock wird durch den
Eingriff einer anderen Spezies irrtümlich in einen Menschen verwandelt und muss
lernen, seine Gefühle zu kontrollieren. Eine sehr, sehr amüsante Folge! In
Folge 6 erleben wir mit, wie Uhura unter Wahnvorstellungen leidet. Kirk ist
auch wieder mit von der Partie. Die Verwirrung Uhuras kommt gut zum Ausdruck:
Was ist Wahn, was ist Wirklichkeit? Folge 7 bietet ein „Crossover“ mit „Lower
Decks“. Das war leider überhaupt nicht mein Fall. War mir zu albern. Ein
Stilbruch zum Rest. In Folge 8 wird die Feindschaft zu den Klingonen
weitergeführt. Ein ehemalige klingonischer General tritt als Botschafter auf
und agiert dabei so übertrieben freundlich und höflich, dass die Crew der
Enterprise teilweise schon misstrauisch wird. Der Schiffsarzt erhält eine
Profilschärfung. Themen: Gerechtigkeit und Selbstjustiz. Es gibt Rückblicke in
Kriegsszenen zwischen Förderation und Klingonischem Imperium. Atmosphärisch
eher düster. Ein schöner Kontrast zu den sonst eher wissenschaftsorientierten
Folgen (und auch eine Hommage an Star Trek VI). Folge 9 wird in anderen
Rezensionen oft sehr kritisch bewertet. Es ist eine Art Musical-Folge. Es wird
gesungen und getanzt. Ich fand es humorvoll, war einmal etwas anderes. Aber
sollte die Ausnahme bleiben. Folge 10 dann wieder sehr düster, beklemmend und
bedrohlich. Hat mich sehr an Alien von Ridley Scott erinnert. Im Mittelpunkt
steht die Feindschaft zu den Gorn, die einen Außenposten angreifen. Leider
endet die Episode mit einem Cliffhanger. Nun heißt es Geduld haben…
Fazit:
Staffel 2 ist eine sehr gelungene Fortführung. Bis auf Folge 7 (dem Crossover mit „Lower
Decks“) haben mir die restlichen Episoden sehr gut gefallen. Die Charaktere
werden allesamt gut weiterentwickelt, es gibt viele interessante Themen. Zwei
Folgen bieten eine sehr düstere Atmosphäre (Folge 8 und Folge 10). Andere
Folgen sind hingegen sehr amüsant (v.a. Folge 5, aber auch Folge 9). Ingesamt
wird eine große Bandbreite von Stilarten geboten. Das sollte man natürlich
mögen. Ich fand es kreativ und abwechslungsreich. Andere mögen darin einen Stilbruch
sehen. Letztlich Geschmackssache…
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