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Donnerstag, 14. März 2024

Gernsback, Hugo - Invasion 1996


Trivial und niveaulos


Auf der Suche nach Lesestoff besuche ich hin und wieder auch Antiquariate in Göttingen. Dort stieß ich auf ein paar interessante Science-Fiction-Bücher aus den 60er und 70er Jahren, von denen ich hier gerne eines vorstellen möchte. Mir ist nämlich aufgefallen, dass ich das Genre der SF-Literatur sträflich aus dem Blick verloren habe. Es wird also mal wieder Zeit für einen SF-Roman.

 

Ein beliebtes Motiv ist die „Invasion“. Der bekannteste SF-Invasionsroman dürfte wohl „Der Krieg der Welten“ von H.G. Wells sein. In diese Tradition reiht sich auch der vorliegende Titel von Hugo Gernsback ein, der posthum erschienen ist (1971): „Ultimate World“. Auf Deutsch: „Invasion 1996“ (1973, Heyne Verlag).

 

Gernsback verlegte 1926 in den USA mit der Zeitschrift „Amazing Stories“ das erste reine SF-Magazin der Welt. Darin waren ausschließlich utopische Erzählungen enthalten. Später folgten noch weitere Zeitschriften. Nach ihm ist auch der Hugo-Award benannt, der jährlich vergeben wird (vgl. Lexion der Science-Fiction-Literatur 1988, S. 475-477).

 

Zum Inhalt: Am 24. Juni 1996 kommt es zu einer außerirdischen Invasion auf der Erde. Die Invasoren sind den Menschen haushoch überlegen. Angriffe werden problemlos abgewehrt. Die Menschen werden durch Gedankenmanipulation gefügig gemacht. Die alles entscheidenden Fragen sind: Was planen die Invasoren? Wollen sie die Menschheit angreifen, sie ausbeuten, mit ihnen Experimente veranstalten oder sind sie ihr gar freundlich gesinnt? Kommt es zu einer Kontaktaufnahme?


Physikprofessor Duke Dubois überlegt, was die Fremden vorhaben und wie sie wohl beschaffen sind. Aus dem Verhalten der Aliens zieht Dubois zahlreiche Rückschlüsse über sie. Etwas kurios: Wollen die Außerirdischen gar sexualwissenschaftliche Untersuchungen mit den Menschen anstellen? Überall auf dem Planeten werden Personen zu zwanghaften Sexualausübungen genötigt. Die Menschheit tappt lange Zeit im Dunkeln, was die Invasoren vorhaben. Klar ist nur: Je länger die Besatzung dauert, desto belastender wird die Ungewissheit.

 

Interessant ist, dass der Autor bereits auf eine Idee der In-Vitro-Fertilisation zurückgreift, noch bevor das erste Neugeborene auf diese Weise zur Welt gekommen ist (1978). Weitere Einfälle, die der Autor integriert: Es kommt eine Art verbesserte Röntgenstrahlung zum Einsatz. Hat Gernsback sich hier von der Entwicklung der ersten CT-Bilder inspirieren lassen oder diese gar vorhergesehen? Die Invasoren verfügen auch über die Technologie, Körperteile nachwachsen zu lassen. Ein Bildtelefon kommt ebenfalls vor. Auch das Thema der Evolution spielt eine große Rolle. Sehr spannend!


Nun zum erzählgestalterischen Aspekt: Etwas sperrig ist der Stil, Handlungselemente in Form von Listen zusammenzufassen, um den Inhalt voranzutreiben. Das kommt stellenweise immer mal wieder vor und wirkt protokollartig und wenig elegant. Es gibt auch immer wieder logische Brüche, über die man stolpert. Zusammenhänge erschließen sich nicht immer. Die Handlungsereignisse vollziehen sich oft sprunghaft. Ich habe über diese Makel hinweggesehen, weil ich auf die Auflösung gespannt war. Diese hat mich dann aber sehr ernüchtert zurückgelassen. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und werden nicht mehr kausal miteinander verkettet. Noch etwas: Die Dialoghaftigkeit ist nicht sehr stark ausgeprägt. Es gibt viele berichtende Passagen, die das Tempo drosseln. Teilweise grenzt es an „Info-Dumping“, was der Autor betreibt. Die literarische Qualität lässt sehr zu wünschen übrig, auch wenn die Grundidee interessant ist. Kurzum: Keine große Kunst, die man hier liest. Die Dialoge sind hölzern, eine Psychologisierung der Figuren fehlt. Hinzu kommen die oben genannten Punkte. Ich werde das Buch schon bald im Müll entsorgen und ich hoffe, die anderen SF-Romane, die ich antiquarisch erworben habe, werden besser. 

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