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Sonntag, 1. Oktober 2023

Brandhorst, Andreas - Splitter der Zeit






„Wellen im Ozean der Zeit“


Von Andreas Brandhorst habe ich mit großer Begeisterung „Das Erwachen“ gelesen. Wer so ein Buch schreibt, der hat was drauf. Sein neues Buch „Splitter der Zeit“ gab es für 5 Euro als E-Book. Genug Gründe für mich, das Werk zu lesen und es zu rezensieren. Und eines kann ich einleitend bereits festhalten: Der Weltenbau, den Brandhorst sich überlegt hat, ist eindrucksvoll, durchdacht und in sich konsistent. Der Anhang umfasst sagenhafte 59 Seiten, ist mit unglaublich viel Liebe zum Detail ausgestaltet und lässt in meinen Augen keine Wünsche offen.

 

Das Buch selbst lässt sich am ehesten der „Military-Science-Fiction“ zuordnen. Es werden immer mal wieder Kampfhandlungen geschildert. Die Menschheit muss sich gegen eine überlegene Spezies behaupten, die aus der Zukunft kommt und aus diesem Grund strategische Vorteile hat: gegen die Honta. Es herrscht schon seit mehr als hundert Jahren Krieg. Und die Honta greifen auf eine neuartige Strategie zurück: Sie unterwandern die Menschheit und hoffen so, den endgültigen Sieg zu erringen. Die Handlung spielt in weit entfernter Zukunft. Wir begleiten die Hauptfigur Cameron, der als siebenjähriges Kind bei einem Angriff der Honta seine Mutter verliert, über das gesamte Buch hinweg. An ihm sind wir nah dran. Er steht im Mittelpunkt der Handlung, die geradlinig erzählt wird (d.h. ohne viele Perspektivwechsel oder verschiedene Zeitebenen).

 

Cameron durchläuft eine Ausbildung zum Soldaten, reift zu einer Führungsfigur heran und offenbart ein besonderes Talent: Er ist ein starker analytischer Denker mit einer unglaublich guten Intuition. Und er ahnt den nächsten Angriff der Honta bereits voraus. Als Leser fragt man sich: Wird Cameron mit seiner Ahnung Recht behalten? Werden sich die Menschen verteidigen können?

 

Auch die Honta sind interessant konzipiert worden. Es handelt sich um eine nicht-lineare Spezies, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen überblickt und ein anderes Verständnis von Zeit besitzt. Angehörige der Honta können sowohl als Individuum als auch als Schwarm agieren, indem sie sich synchronisieren. Diese Idee bereichert den Roman in meinen Augen ungemein.

 

Interessant fand ich die Ausführungen zur Geschichte der Erde, zur Vergangenheit der Menschheit und zu den Hintergründen des Kriegs (Wo kommen die Honta her? Warum brach der Krieg aus? etc.). Nach meinem Geschmack hätte das durchaus noch breiter entfaltet werden können. Was mich im weiteren Handlungsverlauf ebenfalls überzeugt hat: Die Gestaltung der Kommunikation zwischen Cameron und der Honta-Königin. Es wird gut deutlich, wie sich Honta und Menschen voneinander unterscheiden und wie sie einen Weg finden müssen, einander zu verstehen. Die Honta haben eine andere Wahrnehmung von Zeit. Auch die Beschreibung der Gesetzmäßigkeiten des interstellaren Zwischenraums las ich gebannt. 


Was ich hingegen nicht so gut fand, war der Umstand, dass es lange dauert, bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Der Beginn des Romans las sich nach meinem Empfinden etwas schleppend. Und auch zwischendurch hatte das Buch immer wieder Längen, die den Lesegenuss etwas trübten. Nach meinem Empfinden gab es keinen durchgängig hohen Spannungsbogen. Später entwickelt sich der Inhalt dann in eine Richtung, die mir nicht mehr zugesagt hat. Vieles fand ich verwirrend und/ oder zu abgedreht.



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