Leben wir in einer Simulation?
Zu
Beginn lernen wir den Hacker Flynn Darkster kennen, der in die Computersysteme
des Pentagon eindringt und dabei erwischt wird. Wir erhalten auf diese Weise
beiläufig einen erstklassigen Einblick in das Treiben eines Hackers. Sehr interessant!
Flynn wird nach seinem Hack von einem Agenten namens Mr. Smith aufgesucht
(schöne Anspielung auf Matrix), der ihm das Angebot macht, für die
Spezialeinheit „Horatio“ zu arbeiten, die dem Verteidigungsministerium
unterstellt ist und sich für einen möglichen Cyberkrieg rüstet. Was wird er im
Rahmen seines neuen Jobs herausfinden?
In
einem anderen Handlungsstrang lernen wir Alma Salome kennen, die nachts immer
um die gleiche Zeit aus einem Albtraum erwacht, der sich sehr real anfühlt. In
dem Traum begeht Alma Suizid. An ihrem Beispiel wird verdeutlicht, dass zwischen
Traum und Wirklichkeit nur schwer unterschieden werden kann. Alma und ihre Erlebnisse
werden später näher untersucht. Was wird man dabei entdecken? Sind ihre
Albträume etwa ein Hinweis darauf, dass die Simulationstheorie stimmt?
In
einem dritten Handlungsstrang lernen wir Dr. Hannah Tambey kennen, die eine KI mit
dem Namen Jota betreut und mit dieser kommuniziert. Es handelt sich dabei um
einen Supercomputer, der sich im Handlungsverlauf stetig weiterentwickelt (ich
habe viele schöne Parallelen zu „das Erwachen“ und „die Eskalation“ ausfindig
machen können). Mit Hilfe von Jota sucht man nach Anomalien, die als Risse
bezeichnet werden. Gleichzeitig stellt sich Jota zunehmend Fragen zur eigenen
Existenz. Wie wird es mit der KI weitergehen? Welche Erkenntnisse wird Jota
hervorbringen?
Besonders
lesenswert fand ich Passagen, die unmittelbar mit der Simulationstheorie zu tun
hatten, sowie die Textstellen, in der Jotas Eigenleben geschildert wird. So
integriert Brandhorst interessante Fragen, wie die folgenden, in die Handlung:
Ist etwa die Existenz der Naturgesetze ein Beleg dafür, dass wir in einer
programmierten Simulation leben? Ist das Vorhandensein von Übernatürlichem,
über das in der Geschichte der Menschheit immer wieder berichtet wurde, ein Hinweis
auf Fehler in der Simulation? Sind die immer noch nicht gänzlich verstandenen
Phänomene auf Quantenebene Indizien für die Existenz einer vorgetäuschten
Wirklichkeit? Und was könnte der Zweck einer solchen Simulation sein, wenn sie
denn existiert? Auch die Ideen der Skalierung und des lokalen Fokus fand ich
interessant.
Was
ich sehr leserfreundlich finde, ist der Umstand, dass im E-book zu unbekannten
Fachbegriffen aus dem Computer- und Physikbereich Hyperlinks angelegt worden
sind, die man anklicken kann, so dass man direkt im angefügten Glossar im
hinteren Teil des Buchs landet und nachlesen kann, was mit den Begriffen
jeweils gemeint ist. Diese werden sehr verständlich und ausführlich erläutert.
Danke dafür! Das erleichtert das Verständnis und so werde ich als Leser nicht
überfordert.
Auch
gibt es am Ende des Buchs noch ein hilfreiches Personenverzeichnis sowie ein aufschlussreiches
und informatives Nachwort, in dem der Autor noch näher auf die
Simulationstheorie und die Idee der Informationsdynamik sowie den Begriff der
Entropie eingeht. Fünf Sterne kann ich für das Buch trotz der vielen Denkanstöße
aber dennoch nicht geben. Dafür fehlte mir an einigen Stellen das Tempo. Auch
der Grad an Spannung schwankt. Noch dazu fand ich die Personenzahl stellenweise
etwas unübersichtlich. Dafür bietet das Buch aber reichlich Stoff zum
Nachdenken und Philosophieren.
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