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Mittwoch, 30. Oktober 2024

Coates, Darcy - From below. Die Toten warten


Das Schicksal der Arcadia



Ein Team aus Dokumentarfilmern bereitet sich auf eine Expedition zu einem Schiffswrack vor. Bei dem Wrack handelt es sich um die „Arcadia“, die seit den 1920er Jahren verschollen ist. Es ranken sich verschiedene Mythen darum, was genau an Bord passiert ist. In eingeschobenen Rückblicken erfahren wir, was sich in der Vergangenheit wirklich auf dem Schiff zugetragen hat. Auf ihrer Mission enträtselt das Team die Geschichte des Wracks immer weiter. Die Atmosphäre dieses Horror-Thrillers ist düster und klaustrophobisch-bedrückend, v.a. wenn sich die Protagonisten unter Wasser aufhalten. Durch die Schilderung von Sinnestäuschungen entsteht auch ein Grusel-Effekt. Das hat die Autorin richtig gut arrangiert.

 

Alles das, was rund herum ums Tauchen dargestellt wird, kommt außerdem sehr authentisch und realistisch daher. Es kommt z.B. auch gut zum Ausdruck, welche Gefahren ein solcher Tauchvorgang mit sich bringt, wenn man auf ca. 90m Tiefe vordringt (Stichwort: Taucherkrankheit etc.). Auch die Erkundung des Inneren des Wracks wird sehr anschaulich und bildhaft beschrieben. Es entstehen Bilder vor dem inneren Auge. Es gibt viele spannungserregende Merkmale, die deutlich werden: So sorgt die eingeschränkte Sicht, bedingt durch den begrenzte Lichtpegel der Helmleuchten sowie aufgewirbeltes Sediment, für Anspannung beim Lesen. Hinzu kommen ein limitierter Sauerstoffvorrat und eine Tauchleine als Orientierungshilfe, die für Unsicherheit und auch Zeitdruck sorgen. Man hat während der Lektüre ständig das Gefühl, dass etwas Unheilvolles passieren könnte und das Team in Gefahr gerät.

 

Weitere Aspekte: Die Gruppendynamik ist gut eingefangen worden. Es gibt einen Draufgänger, eine Aufpasserin sowie einen Unsicheren etc. Die einzelnen Mitglieder des Teams können darüber hinaus unterschiedlich gut tauchen, was ebenfalls für Unruhe beim Lesen sorgt. Ich habe permanent damit gerechnet, dass sich das schwächste Glied der Kette in eine ausweglose Situation manövriert. Hinzu kommen mysteriöse Botschaften, die die Schiffsbesatzung der Arcadia an die Wände geschmiert hat. Was hat es damit nur auf sich? Diese Verrätselung sorgt für Neugier. Durch die Rückblicke und den Blickwinkel auf die Gegenwartsebene entsteht zudem ein schöner Kontrast: Während die Taucher nicht wissen, was an Bord der Arcadia genau passiert ist, erfahren die Leserinnen und Leser mehr darüber, was sich in der Vergangenheit zugetragen hat. Die Leserinnen und Leser haben also einen Wissensvorsprung gegenüber dem Tauchteam. Das ist ebenfalls gelungen konzipiert worden.

 

Als das Team unter Wasser bei ihren Aufnahmen auf eine Leiche trifft und danach wieder auftaucht, stellen sich die einzelnen Mitglieder die Frage, ob sie die Dreharbeiten für ihren Film fortsetzen wollen oder nicht. Sie gehen davon aus, dass sich noch mehr Leichen an Bord der Arcadia verbergen. Werden sie einen zweiten Tauchvorgang vornehmen? Und falls ja, was werden sie entdecken? Ich will nicht zu viel verraten, nur so so viel: Spätestens ab diesem Zeitpunkt driftet der Thriller immer mehr ins horrormäßige ab und Übernatürliches gewinnt an Bedeutung. Das sollte man mögen! Mich persönlich hat es nicht so angesprochen. Das letzte Drittel war für mich leider der schwächste Teil des Buchs. Bei mir wollte beim Lesen einfach keine Gänsehaut aufkommen. Aber das mag anderen (zartbesaiteten?) Leserinnen und Lesern ganz anders ergehen. Ich hätte mir fast gewünscht, dass die Autorin eher einen „gewöhnlichen“ Tauch-Thriller mit einer passenden Katastrophe daraus gemacht hätte. Das hätte mich mehr erreicht. Deshalb „nur“ 4 Sterne.

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