Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Brandhorst, Andreas - Die Eskalation


Kampf oder Koexistenz?



Nachdem die Maschinenintelligenz erwacht ist (vgl. dazu „Das Erwachen“), hat sie nun die Kontrolle über die Welt übernommen (hoffentlich keine düstere Vorahnung…). Die Menschheit muss sich in dieser von der Maschinenintelligenz gestalteten Lebensrealität einrichten. Doch längst nicht alle sind damit einverstanden. Es gibt Widerstandsgruppen, die gegen die Vormacht der MI ankämpfen. Denn der Preis für die Optimierung der Welt durch die MI ist die Entmündigung der Menschheit.

 

Und der Auftakt des Buchs ist furios. Auf die MI wird ein gut koordinierter Anschlag verübt und man stellt sich zu Beginn direkt folgende Fragen: Ist die MI beim Anschlag beschädigt worden? Wie wird sie reagieren? Wird sie die Menschen bestrafen? Wenn ja, wie? Und werden noch weitere Aktionen der Widerstandskämpfer folgen? Ein Kampf um die Vorherrschaft der Erde beginnt. Und es stellt sich die Frage, ob eine Kooperation und friedliche Koexistenz zwischen Menschheit und MI noch möglich ist. Packend!

 

Der zweite Band kann nach meiner Einschätzung nicht problemlos ohne die Kenntnis des ersten gelesen werden. Um die Hintergründe sowie die handelnden Figuren besser einordnen zu können, sollte man „Das Erwachen“ kennen (übrigens auch ein großartiges, spannendes Buch, vgl. dazu eine frühere Rezension). Auch werden, wie in Teil 1, sogenannte Streiflichtkapitel zur Mars Discovery eingebaut (hierzu existiert ein Folgeband).

 

Auffällig ist, dass dieses Mal nicht mit so vielen verschiedenen Perspektivwechseln gearbeitet wird. V.a. zu Beginn wird der Thriller sehr geradlinig erzählt. Das unterscheidet ihn von Band 1, wo es eine Weile dauert, bis man über die Geschehnisse den vollständigen Überblick hat. Auf diese Weise erhöht sich das Tempo und der Inhalt ist leichter zugänglich. Man braucht als Leserin bzw. Leser weniger Geduld. Im weiteren Handlungsverlauf verabschiedet sich der Autor aber immer stärker von dieser geradlinigen Erzählweise und wechselt dann doch wieder die Blickwinkel, um Spannungsbögen zu unterbrechen.

 

Was ich mir zum perfekten Lesevergnügen noch gewünscht hätte, wäre Folgendes: Mehr Spannung und Tempo im Mittelteil sowie am Ende, eine ausführlichere Schilderung von gesellschaftlichen Transformationsprozessen durch die MI sowie eine lebendigere Figurengestaltung. Und noch etwas hat mich enttäuscht: Mir kamen die Gespräche zwischen Axel Krohn und der Maschinenintelligenz zu kurz (nach meinem Empfinden die Höhepunkte in Teil 1). Interaktionen mit der MI werden nach meinem Geschmack viel zu lange hinausgezögert und finden zu selten statt. Schade, schade!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen