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Freitag, 21. März 2025

Ashton, Edward - Mickey 7


Unsterblichkeit? Kein lohnenswertes Ziel…



Was wäre, wenn der Tod kein ungewöhnliches Ereignis darstellen würde, weil man als Klon einfach reproduziert werden könnte? Und was würde passieren, wenn ein für tot erklärter Klon unerwarteterweise doch überlebt hätte und trotzdem bereits ein neuer Klon angefertigt worden wäre? Wie fühlt es sich an, seinem eigenen Nachfolger zu begegnen und Angst haben zu müssen, nun aus dem Weg geräumt zu werden? Darum geht es in dem Buch „Mickey 7“, das auch als „Mickey 17“ verfilmt wurde und gerade im Kino läuft (Stand: März 2025).


In der futuristischen Welt von Mickey 7 kann sich jeder Mensch dafür entscheiden, ein sog. „Expandable“ zu werden. Doch sonderlich reizvoll ist das Dasein als Klon nicht. Der Preis, den man für die Unsterblichkeit zahlt, ist, gefährliche Missionen ausführen zu müssen, die das Leben kosten können. Wer würde ein solches Leben führen wollen? Eine interessante Frage, die hier aufgeworfen wird. Im Buch reißen sich nicht viele um diesen Job. Im Gegenteil: Mickey erscheint eher als Außenseiter und wird von Kameraden kritisch beäugt und gemieden.


Bei Mickey wird deutlich, dass er seinen Job als Expandable unterschätzt und nicht wirklich weiß, worauf er sich da eigentlich eingelassen hat. Er wirkt dadurch recht naiv und unbedarft. Sein Leben ist fortan nicht mehr viel wert. Häufig ist es leichter, eine Kopie herzustellen als einen todgeweihten Klon zu retten. Während der Lektüre bemitleidet man Mickey regelrecht, der einige Qualen zu durchleiden hat, wenn er mal wieder sein Leben im Rahmen einer gefährlichen Mission einsetzen muss.


Der Schreibstil ist aber ironisch-humorvoll, so dass das eigentlich schwer zu ertragende Schicksal von Mickey mich als Leser nicht zu sehr aufgewühlt hat. Stattdessen findet man viel Galgenhumor in diesem Buch. Der Protagonist nimmt sich selbst und sein Dasein nicht zu ernst. Gleichzeitig wird aber auch der Überlebenswillen von Mickey 7 deutlich. Er und sein Nachfolger einigen sich darauf, ein Versteckspiel in der Kolonie, in der sie leben, zu veranstalten, um nicht im sog. „Leichenschacht“ zu enden. Sie überlegen, wie sie sich ihre Schichten und das Essen aufteilen können, wen sie in das Geheimnis einweihen etc. Und die brenzligen Situationen, in die beide geraten, sowie die verbalen Schlagabtausche zwischen Mickey 7 und Mickey 8 sind amüsant gestaltet worden. Beide müssen sich gut abstimmen, um nicht erwischt zu werden (und die Kolonie ist klein…). Und als Leser bzw. Leserin wartet man förmlich darauf, dass beide irgendwie entlarvt werden. Kurzum: Eine kurzweilige, sehr unterhaltsame Lektüre, die aber trotzdem eine bedeutungsschwere Botschaft in sich trägt. Vom Erzählstil hat mich das Ganze sehr an Andy Weir erinnert und allein das ist großartig (auch hatte ich Assoziationen zu dem sehr sehenswerten Film „Moon“ von Duncan Jones, der aber philosophischer daherkommt).


Gut gefallen hat mir auch, dass einige Kontextinformationen zur futuristischen Welt in die Handlung eingeflochten werden. So erfahren wir etwas darüber, welche Prozeduren ein Klon zu durchlaufen hat, wenn er wiederhergestellt wird. Es gibt Rückblicke in die Leben von Mickey 3, 4, 5 und 6. Wir erfahren mehr über ihre Einsätze und wie sie umgekommen sind. Auch wird der Gefühlszustand von Mickey problematisiert: Wie lebt es sich damit, zu wissen, dass bereits einige Vorgängerversionen existiert haben? Ein weiteres Element, das Spannung erzeugt, sind die Creeper. Dabei handelt es sich um eine außerirdische Lebensform, die die Kolonie zu bedrohen scheint, in der Mickey lebt. Und nicht zuletzt wird der Blick auf die Menschheitsgeschichte insgesamt erweitert. Wir erfahren etwas über die Kolonisierungsgeschichte und die Entwicklung rund um die Expandables. Für mich ein rundum gelungenes Buch, das mich richtig gut unterhalten hat. Von mir gibt es dafür 5 Sterne! Ich bin schon gespannt auf die filmische Umsetzung.

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