Die dritte Staffel von „Strange New Worlds“ (vgl. auch frühere Rezensionen zu Staffel 1 und 2, s. unten) knüpft direkt an die vorherige an. Die Enterprise ist mitten im Kampf mit den Gorn. Der junge Scotty wird als Figur ausführlicher eingeführt. Er hat eine Tarnvorrichtung entwickelt, die die Besatzung der Enterprise vor den Gorn schützen soll. Ein Außenteam befindet sich auf einem Gornschiff und wartet zusammen mit Kolonisten auf Rettung. Die Spezies der Gorn ähnelt stark der Konzeption von Alien. Sie nutzen z.B. Menschen als Wirte, um sich zu vermehren.
Die Gorn kennt man eigentlich aus der Originalserie von Raumschiff Enterprise. In der 18. Folge der ersten Staffel (dt. Titel: „Ganz neue Dimension“) kämpft Captain Kirk gegen einen Captain der Gorn. Die Kampfszene ist heute Kult, weil sich der Gorn dort so langsam bewegt. Doch mit den ursprünglichen Gorn haben die Gorn aus Strange New Worlds nicht mehr viel zu tun. Man hat sie vollständig modernisiert. Technologisch befinden sie sich mit der Föderation auf derselben Stufe. Sie wirken nun furchteinflößender. Die Atmosphäre ist viel düsterer.
Folge 2 – Hochzeitsglocken Blues
Spock und Schwester Chapel stehen im Zentrum dieser Folge. Spock wird mit einem Nebenbuhler konfrontiert: Dr. Korby. Diese Figur dürfte den meisten ebenfalls aus der Original-Serie bekannt sein (vgl. Folge 7, Staffel 1, dt. Titel: „Der alte Traum“), wo Chapel und Korby ebenfalls aufeinandertreffen. In „Hochzeitsglocken Blues“ erleben wir nun die Anfänge der Beziehung von Korby und Chapel mit. Spock muss mit der Zurückweisung durch Chapel umgehen lernen. Er flüchtet sich in eine Wunschvorstellung. Und ein Wesen aus dem Q-Kontinuum taucht auf. Es gibt also weitere Referenzen auf Folgen von Star Trek TNG. Und auch ein Bezug zur 2. Folge der 1. Staffel von Raumschiff Enterprise lässt sich herstellen (dt. Titel: „Der Fall Charly“). Dort ist es der Tarsianer Charly, der der Crew der Enterprise seinen Willen aufzwingt.
Folge 3 – Shuttle nach Kenfori
Die Enterprise dringt in dieser Folge in klingonisches Gebiet vor, um ein medizinisches Heilmittel zu beschaffen. Die Atmosphäre ist erneut sehr düster und beklemmend. Es kommt zur Begegnung und Auseinandersetzung mit einem klingonischen Schlachtkreuzer und dessen Crew. Im weiteren Verlauf der Folge driftet die Handlung ins horrormäßige ab. Es kommen zombieartige Wesen vor, die sowohl ein Außenteam der Klingonen als auch eines der Enterprise bedrohen. Der Schiffsarzt tritt hier erneut als sehr guter Kämpfer auf und ist damit ein Gegenentwurf zu den bisherigen Ärzten, die man aus alten Star Trek-Folgen kennt (z.B. Dr. Leonard McCoy, Dr. Beverly Crusher, Dr. Julian Bashir, Phlox, Der Doktor).
Folge 4 – Weltraumabenteuerstunde
In dieser Folge wird das Holodeck als neuartige Entwicklung eingeführt. Dieses kennt man eigentlich erst aus Star Trek TNG. Hier wird es als experimenteller Prototyp vorgestellt. La’An Noonien-Singh soll es testen. Sie durchlebt dabei einen Kriminalfall und agiert als Ermittlerin. Insgesamt wieder ein kreatives Setting mit tollen Kostümen. Die Schauspieler können eine andere Seite von sich zeigen und ihr Talent auch in anderen Rollen beweisen. Es lassen sich wieder Referenzen entdecken. Holodeck-Folgen sowie kriminalfallähnliche Folgen kennt man ja auch aus anderen Star Trek-Serien. Oft wird die Simulation dabei zu einer realen Gefahr. So auch hier. Ich konnte mit dieser Art von Episoden aber leider nie viel anfangen. So auch mit dieser hier nicht…
Folge 5 – Durch die Linse der Zeit
Der wechselhafte Episodenstil, den man ja bereits aus der vorangegangenen 2. Staffel kennt, wird auch hier beibehalten. Dieses Mal wird der Inhalt wieder düster dargelegt. Wir begleiten eine Außenmission, bei der eine historische Stätte auf einem fremden Planeten erforscht wird. Geleitet wird die Mission von Korby und Chapel, begleitet wird die Crew von einem Dokumentarfilmer. Schnell wird die Erkundung zu einer bedrohlichen Situation. Mir kamen Assoziationen zu Indiana Jones. Eine inhaltliche Referenz wird auch wieder zu Star Trek TNG deutlich. Man denke an die Ikonianer…
Folge 6 – Der Sehlat, der sich in den Schwanz biss
Die Enterprise eilt dem Schiff Farragut zu Hilfe, als dieses bei der Erforschung eines fremden Planeten mit einem unbekannten Gegner in Kontakt gerät, der übermächtig erscheint. Auf der Farragut dient Kirk als 1. Offizier und kann erste Kommandoerfahrung sammeln, weil der Captain ausfällt. Schnell werden Kirks Fähigkeiten deutlich, auch in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren, schwierige Situationen zu meistern und dabei große Risiken einzugehen. Es kommt zu einer ersten Zusammenarbeit von Kirk, Spock, Uhura, Scotty und Chapel. Ein schöner Vorgriff auf die Zukunft…
Folge 7 – Was ist die Sternenflotte?
Dieses Mal wieder eine eher experimentell-kreative Folge. Im Stil einer Dokumentation (= Kameraführung, Schnitt, eingeschobene Interviewpassagen) werden uns die Enterprise und die Sternenflotte nähergebracht, und das auf eine kritische Art und Weise. V.a. das Thema der Gewaltanwendung durch Föderationsoffiziere sowie die strikte Hierarchie der Befehlskette werden problematisiert. Eine Missionsausübung der Enterprise wird aus dokumentarischer Beobachterperspektive festgehalten.
Folge 8 – Vier und ein halber Vulkanier
Dieses Mal ist der Stil humorvoll. Kurz vor Antritt des Landurlaubs erreicht die Enterprise ein Hilfegesuch der Vulkanier. Sie sollen eine Pre-Warp-Zivilisation vor einem drohenden Kollaps bewahren. Für die erfolgreiche Ausübung der Mission muss sich das Außenbord-Team in Vulkanier verwandeln, um nicht aufzufallen. Problem 1: Die Transformation hat auch charakterliche Wesensänderungen zur Folge. Problem 2: Nach Abschluss des Einsatzes misslingt die Rückverwandlung. Pike, Uhura, Chapel und La‘an bleiben vorerst vulkanisch und finden mit der Zeit sogar Gefallen daran…
Folge 9 – Terrarium
In dieser Folge begleiten wir Ortegas. Sie wird bei einem Einsatz mit ihrem Shuttle in ein Wurmloch gezogen und verschwindet spurlos. Die Enterprise verliert den Kontakt zu ihr und macht sich auf die Suche. Ortegas strandet auf dem Mond eines unbekannten Planeten, muss fortan ums Überleben kämpfen und auf Rettung hoffen. Wieder eine sehr düstere Folge. Eine Robinsonade in lebensfeindlicher Umgebung. Später stellt sie fest, dass ein Gorn-Pilot das gleiche Schicksal ereilt hat. Er ist ebenfalls gestrandet. Beide müssen fortan kooperieren, wenn sie überleben wollen. Der Inhalt hat mich sehr an den Film „Enemy Mine“ erinnert. Gleichzeitig lässt sich aber auch wieder ein Bezug zur Folge 18 der ersten Staffel der Original-Serie herstellen, die ich ja bereits bei der Besprechung der ersten Folge angesprochen habe (siehe oben). Der Inhalt der Folge von damals wird nun neu interpretiert und modernisiert. Hat mir insgesamt sehr, sehr gut gefallen!
Folge 10 – Neues Leben und neue Zivilisationen
Diese Folge knüpft direkt an die fünfte Folge („Durch die Linse der Zeit“, siehe oben) an. Das Wesen, das in Folge 5 eingefangen wurde, kann sich aus dem Musterpuffer der Enterprise befreien und wird erneut zu einer großen Gefahr. Leider hat mich diese Folge am wenigsten von allen Folgen der dritten Staffel abgeholt. Mir driftet das Ganze schon zu sehr in Richtung Fantasy ab. Mit der Spezies der Vezda wird dem Star Trek-Universum ein neues Element hinzugefügt. Der ein oder andere mag eine Referenz auf den Nexus aus dem Film Star Trek VII („Treffen der Generationen“) herstellen. Auch das Motiv der Augenveränderung lässt sich mit früheren Folgen in Verbindung bringen (vgl. z.B. „Der Fall Charly“).
Weitere Querverweise:
Star Trek - Sektion 31







