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Freitag, 6. Dezember 2024

Poznanski, Ursula - Scandor


Wer lügt, verliert



Zu Beginn lernen wir Philipp und Tessa kennen, die die Möglichkeit erhalten, an einem Wettbewerb teilzunehmen und 5 Millionen Euro zu gewinnen. Die Bedingung für den Gewinn ist, dass sie mehrere Tage nicht lügen dürfen und sich von einem hochentwickelten Lügendetektor mit dem Namen Scandor überwachen lassen, der in der Lage ist, jede Lüge zu erkennen. Bei der Challenge treten 100 Teilnehmer gegeneinander an. Wer zum Schluss übrig bleibt, der gewinnt das Preisgeld. Für die Teilnahme müssen Philipp und Tessa auch ihren Einsatz festlegen. Verlieren sie, müssen sie sich ihrer größten Angst stellen.

 

Der Grad an Spannung nimmt zu, wenn der Wettbewerb beginnt. Man fragt sich natürlich, wer am Ende übrig bleiben wird und wer sich wodurch verraten und ausscheiden wird. Kommt es etwa zu einem Aufeinandertreffen von Philipp und Tessa? Die Kapitelzahlen werden ergänzt um eine weitere Zahl, die anzeigt, wie viele Teilnehmer noch übrig sind. Und in kurzen Einschüben erfahren wir hin und wieder auch, wenn jemand verliert und was der Grund dafür war. Es sind aber nur einzelne ausgewählte Teilnehmer, deren Schicksal des Ausscheidens uns näher gebracht wird. Dabei wird immer wieder sehr gut deutlich, wie schnell man sich doch verplappern kann. Oft sind es z.B. Höflichkeitsfloskeln, die - unbedarft geäußert - zum Ausscheiden führen.

 

Eine schöne Idee, die die Handlung belebt, hat sich die Autorin ebenfalls einfallen lassen: Scandor schickt ab und zu auch Handlungsanweisungen und Aufforderungen zur Teilnahme an Challenges an die Spieler, die sie dann zu erfüllen haben. Auf diese Weise werden die Mitspieler in schwierig zu meisternde Kommunikationssituationen gebracht, in denen sie leicht „stolpern“ können. Die beiden Protagonisten müssen sich stark zusammenreißen und jedes Wort abwägen, wenn sie auf Fragen antworten. Ein Moment der Unaufmerksamkeit und man scheidet aus. Eine weitere interessante Idee ist, dass einzelne Teilnehmer versuchen, den anderen Mitspielern das Leben schwer zu machen und dabei mit unfairen Tricks agieren. Dadurch dass die Autorin diese verschiedenen belebenden Elemente und kreativen Impulse in die Handlung integriert, wird es nicht langweilig und die Handlung gerät nicht zu gleichförmig. Es dreht sich nicht zu sehr im Kreis. Es kommt immer wieder zu neuen Duellen zwischen den Teilnehmern, bei denen es darauf ankommt, die geschickteren Fragen zu stellen, um dem Gegenspieler ein Bein zu stellen. Das hat mir gut gefallen!


Würde ich das Buch als Klassenlektüre empfehlen? Leider nein. Aus folgenden Gründen: 1. Der Preis für das Paperback-Buch ist mit ca. 20 Euro viel zu hoch, 2. Die Charakteristik der Figuren und die Beziehungsverhältnisse zwischen den Figuren geben in meinen Augen für eine Analyse zu wenig her. 3. Die thematische Bandbreite ist zu schmal, es gibt zu wenig Anknüpfungspunkte, die man vertiefen kann. Als Jugendbuch für eine individuelle Lektüre würde ich es aber empfehlen. Das Buch ist kurzweilig und die Protagonisten haben Zugkraft. Man fiebert mit ihnen mit und will wissen, wie es am Ende ausgeht. Von mir gibt es 4 Sterne! Warum „nur“ 4 Sterne? Das Ende hat mich nicht restlos überzeugt. 

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