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Freitag, 24. Februar 2023

Benecke, Mark - Kannibal Jagdrausch


4 von 5 Sternen


Faszination des Grauens


Der Autor Mark Benecke ist eine schillernde Persönlichkeit. Er ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie und hat schon mehrere populärwissenschaftliche Bücher verfasst. Zudem kennt man ihn aus den Medien. Als Sachverständiger kennt er sich gut aus mit den dunklen Seiten der Kriminalistik. Nun hat er seinen zweiten Krimi vorgelegt, mit dem Titel „Kannibal Jagdrausch“ (zum Verständnis ist die Kenntnis von Band 1 aber nicht nötig). Und wie zu erwarten, wird es recht unappetitlich. Benecke entwirft auf knapp 200 Seiten eine fiktive Geschichte um einen Tötungsdelikt, bei dem der ultimative Tabubruch zum Thema gemacht wird: Kannibalismus. Der Krimi ist also schon eher etwas für Hartgesottene.


Was dem Krimi Aufmerksamkeit sichern dürfte, sind also im Wesentlichen zwei Dinge: 1. Er ist von einem absoluten Fachmann geschrieben worden, 2. Ein grausamer Tabubruch wird zum Thema gemacht. Hinzu kommt noch eine sehr spannende Erzählweise. Das hätte ich im Vorfeld gar nicht erwartet. Aber Benecke kann wirklich packend erzählen. Und dennoch sind die verwendeten Krimi-Zutaten so erst einmal nichts Besonderes: Ermittlerteam, Ermittlungsarbeit, Beweisaufnahme etc. Das alles kommt recht gewöhnlich daher und unterscheidet sich nicht von vielen anderen Krimis, die ich kenne. Da hätte ich tatsächlich mehr erwartet.

Dafür emotionalisiert der Krimi sehr. Das Grauen und Entsetzen sowie der Ekel schwingen permanent mit. Darauf sollte man sich schon gefasst machen, wenn man dieses Buch liest. Stellenweise wird sich diesem Thema auch recht sachlich angenähert, wenn bei den Ermittlungen kürzere Exkurse in die Kulturgeschichte eingeflochten werden. Auch verzichtet der Autor (leider) nicht darauf, den Lesern einen Einblick in entsprechende Foren zu geben. Jeder muss für sich entscheiden, ob er so etwas wirklich lesen möchte. Das Grauen entsteht in erster Linie durch die Bilder, die im Kopf entstehen, die Taten selbst werden (Gott sei Dank!) nicht blutrünstig im Detail dargestellt.

Außergewöhnlich ist auch, dass das Buch gerade einmal 200 Seiten umfasst. Durch die Kompaktheit ist das Erzähltempo entsprechend hoch und es gibt keine langatmigen Passagen. Daran könnten sich andere spannungsliterarische Werke durchaus ein Beispiel nehmen. Was mir insgesamt zu kurz kam, waren (psychologische) Erklärungen dafür, wie eine solche Neigung überhaupt entstehen kann.


Fazit

Ein Krimi, der einen beim Lesen in emotionale Anspannung versetzt und auch Ekel auslöst. Was anderes war wohl bei Mark Benecke, dem Herrn der Maden, nicht zu erwarten. Bei der begangenen Tat wird der ultimative Tabubruch zum Thema gemacht: Kannibalismus. Ein Werk, das nicht für jeden geeignet sein dürfte. An der Erzählweise gibt es aber nichts auszusetzen, die Krimielemente kommen aber zugleich recht gewöhnlich daher. Ich vergebe 4 Sterne.

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