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Montag, 13. Februar 2023

Von Bülow, Johann - Roxy


3 von 5 Sternen


Da wäre mehr drin gewesen…


Oft liest man in Rezensionen zu Büchern, den Satz „Potential bleibt ungenutzt“ oder „der Roman bleibt unter seinen Möglichkeiten“. In meinen Augen trifft dieser Satz (leider) auch sehr gut auf den Debutroman „Roxy“ von Johann von Bülow zu. Ich will gerne begründen, warum ich das so sehe.

 

Der Roman ist in fünf Teile gegliedert, und leider wird das Buch erst ab dem vierten Teil erst so richtig interessant. Carolin ist eine reizvolle Figur mit viel Potential. Gerade ihre geschilderten Erfahrungen mit der Therapie und ihr Aufenthalt in der Klinik sind gute Ansatzpunkte. Sie ist eine Figur mit Ecken und Kanten. Und die angedachte Rivalität von Roy und Marc ist doch eine gute Ausgangsidee. Eine Dreiecksbeziehung bietet immer reichlich Konfliktpotential. Leider kommt diese Rivalität zwischen den beiden aber in meinen Augen viel zu kurz. Insgesamt wirkten Roy und Marc einfach zu glatt auf mich. Auch wenn der Einblick in das Schauspielerdasein durchaus interessant ist. Aber insgesamt wäre da mehr drin gewesen!

 

Und es gibt noch etwas, das mich beim Lesen gestört hat. Zu großen Teilen wird die Handlung in Form eines Erzählerberichts geschildert, und das sehr detailliert und ausufernd sowie ereignislos. Ich empfand diesen Erzählstil als ermüdend. Aus Marcs Leben reiht sich Episode an Episode und als Leser weiß man viel zu lange nicht, worauf das Ganze hinausläuft. Mir war die Handlung zu ziellos, ich hatte so gut wie keine offenen Fragen im Kopf, die ich beantwortet wissen wollte. Das wirkt sich bei mir negativ auf die Lesemotivation aus. Ich habe das Buch ziemlich unbeteiligt gelesen, der Funke wollte leider einfach nicht überspringen. Auch hier wäre mehr drin gewesen!

 

Abschließend noch ein Wunsch: Auf den ersten Seiten blitzt feiner Humor durch. Die Beschreibung der Großmama ist gut gelungen und lustig gestaltet. Leider verliert sich dieser Humor allerdings auf den nachfolgenden Seiten. Dabei hätte ein lockerer Erzählton dem Roman gut getan, stellenweise wurde es mir schon zu philosophisch, der Autor wirft an vielen Stellen immer einmal wieder Fragen in den Raum, über die man als Leser dann nachdenken kann. Auch hier wäre in meinen Augen mehr drin gewesen!

 

Und noch ein Gedankenspiel: Zwischenzeitlich habe ich mich sogar gefragt, ob man das Buch evtl. dem Genre der Popliteratur zuordnen kann. Einige Merkmale dieses Genres finden sich durchaus auch bei „Roxy“. Ich habe diesen Gedanken dann aber schnell wieder verworfen. Dafür kommt das Werk einfach zu ernst und zu wenig subversiv daher. Gleichzeitig habe ich mich gefragt, ob es „Roxy“ vielleicht sogar gut getan hätte, noch mehr popliterarische Elemente zu integrieren. Dazu kann sich jeder Leser selbst ein Urteil bilden.

 

Fazit: 

Es gibt Bücher, da will der Funke zwischen Leser und Buch einfach nicht überspringen. Dann passt es leider einfach nicht. Für mich hätten die Charaktere mehr Ecken und Kanten aufweisen sollen, die eigentliche Handlung um Carolin startet viel zu spät, die angedachte Rivalität zwischen Marc und Roy kommt mir zu wenig zum Ausdruck. Mir war auch lange nicht klar, worauf die Handlung hinausläuft. Hier wäre einfach mehr drin gewesen. Auch habe ich den Humor von den Anfangsseiten im weiteren Handlungsverlauf vermisst. Ich vergebe knappe 3 Sterne!

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