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Montag, 13. Februar 2023

Paquette, Ammi-Joan - Großvaters Walnuss


5 von 5 Sternen



Einfühlsam, bewegend, kindgerecht


Der Tod gehört zum Leben dazu und Kinder interessieren sich nach meiner Erfahrung auch für dieses traurige Thema. Natürlich müssen die Eltern selbst entscheiden, wie sie dieses Thema angehen und mit ihrem Nachwuchs besprechen. Manchmal sind es ja auch Trauerfälle in der eigenen Familie, die das Thema dann umso wichtiger erscheinen lassen. Wie dem auch sei, das vorliegende Kinderbuch mit dem Titel „Großvaters Walnuss“  von Ammi-Joan Paquette, schön illustriert von Felicita Sala, ist auf jeden Fall ein Buch, das ganz behutsam mit diesem Thema umgeht und es den vorlesenden Eltern auch selbst überlässt, wie ausführlich und vertieft sie das Kapitel „Tod“ thematisieren wollen.

 

Ich will in dieser Rezension zu Beginn direkt zum Kern der Sache kommen, denn das wird für die meisten Eltern von Interesse sein: Wie wird der Tod dargestellt? Ist es kindergerecht? Im Buch selbst wird der Tod des Großvaters nur auf metaphorischer Ebene angesprochen („Danach wurden die Tage sehr kalt und sehr dunkel. Emilia hielt ihren Großvater fest, solange sie nur konnte. Dann verabschiedete sie sich von ihm“).  Auf dem entsprechenden Bild ist dann das Haus von Emilia zusammen mit Nachbarhäusern in Vogelperspektive zu sehen. Sie schaut aus dem Fenster, Rauch steigt auf, der Himmel ist dunkel. Auf der Straße in einiger Entfernung fährt zudem ein Auto, das man wohl als Teil eines Leichenwagens interpretieren könnte (Die Front des Autos ist nicht erkennbar).

 

Nicht jedes Kind wird verstehen, was mit Abschied nehmen gemeint ist. Und jede Familie muss für sich selbst beantworten, ob das Kind bei einem Trauerfall von dem Sterbenden Abschied nimmt (und wenn ja, auf welche Weise) oder ob Kinder nicht mit diesem Thema konfrontiert werden sollen. Manchmal ist es ja auch gar nicht mehr möglich, Abschied zu nehmen. All dies kann man mit seinem Nachwuchs ja situationsgerecht besprechen. Ich finde die Lösung, die die Autorin hier gewählt hat, auf jeden Fall pietätvoll und angemessen.

 

Nun zum Rest des Kinderbuchs: Mich überzeugt vor allem die sehr durchdachte Bebilderung und der einfühlsame Text dazu. Die zentrale Botschaft des Buchs ist die Folgende: Auch wenn jemand geht, bleibt die Erinnerung an diesen Menschen lebendig. Und die Erinnerung kann von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Autorin hat sich bei der Thematisierung des Lebenskreislaufs für eine sehr treffende Symbolik entschieden: Ein Baum wird gepflanzt. Der Großvater (der selbst auch eine Migrationsgeschichte aufweist, Stichwort: Interkulturalität) schenkt seiner Enkelin eine Walnuss und er bringt ihr bei, wie man einen Walnussbaum pflanzt.

 

Und die Symbolik kommt auf den Bildern wunderbar zum Ausdruck. So wie der vom Großvater in jungen Jahren gepflanzte Baum gedeiht, so wächst auch der Großvater heran. Im hohen Alter ist aus der Walnuss ein mächtiger, knorriger Baum geworden. Und in unmittelbarer Nachbarschaft dazu steht der Baum, den die Mutter von Emilia gepflanzt hat, geschützt und überdacht von dem noch älteren Baum. Gleichzeitig ist im hohen Alter dann der umgekehrte Prozess beobachtbar: Während Emilias Pflänzchen wächst, wird der Großvater immer gebrechlicher und schwächer. Und nach dem Tod des Opas kann sich Emilia durch den Baum immer an ihn erinnern. Und sie nimmt sich vor, wenn sie groß ist, ihrem eigenen Kind dann eine Walnuss zu schenken. Sehr einfühlsam und gleichzeitig auch hoffnungsfroh. Ein Teil des geliebten Menschen bleibt immer erhalten.

 

Fazit

Dieses Kinderbuch thematisiert das traurige und schwierige Thema „Tod“ in meinen Augen kindgerecht und einfühlsam. Das Buch ist sehr bewegend. Die gewählte Symbolik ist durchdacht und passend. Die Botschaft ist letztlich hoffnungsfroh: Auch wenn ein geliebter Mensch stirbt, bleiben die Erinnerungen an ihn lebendig. Ich empfehle das Buch allen Eltern weiter, die mit ihren Kindern das Thema auf tröstende und pietätvolle Art und Weise besprechen möchten. 5 Sterne von mir!

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