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Donnerstag, 19. Mai 2022

Morris, Brandon Q - Titan


5 von 5 Sternen


2040 Megahertz

Der „Brandon Q Morris“-Knoten ist geplatzt. Von seinem Debut „Enceladus“ war ich begeistert (vgl. meine Rezension dazu). Und mit „Titan“ knüpft er nicht nur hervorragend an den ersten Band an, sondern in meinen Augen setzt er sogar noch einen drauf, was an der erzählerischen Gestaltung liegt. Denn auf der einen Seite begleiten wir den Überlebenskampf von Marchenko, der auf Enceladus zurückgelassen wurde und von der Crew für tot gehalten wird (Assoziationen zu Mark Watney stellen sich ein). Sehr spannend! Und auf der anderen Seite fliegen wir mit Martin Neumaier und Co zum Titan. Von dort empfängt ein Radioteleskop auf der Erde mysteriöse Signale, die nur von der Sonde Huygens stammen können. Doch was ist der Grund dafür, dass Huygens nach 40 Jahren plötzlich wieder auf einer Funkfrequenz sendet? Das ist nicht nur sehr spannend, sondern auch faszinierend zu lesen. Die Beschreibung des Saturnmonds ist sehr gelungen. Bei mir entstanden bei der Lektüre Bilder vor dem inneren Auge. Ich konnte mir die Atmosphäre, die Oberfläche und die Beschaffenheit des Mondes sehr gut vorstellen, es wird alles sehr anschaulich und detailliert beschrieben. Und das unter Einbezug wissenschaftlicher Erkenntnisse! Der Autor orientiert sich bei seiner Darstellung an tatsächlichen Gegebenheiten. Das wird durch den Sachtext im Nachwort deutlich. Genau das macht für mich die Faszination aus. So, wie der Autor es darstellt, könnte es also tatsächlich auf Titan sein. Besonders mitreißend fand ich dementsprechend Francescas Expedition, auf der sie mit Methan-Regen, Eis-Treibsand und einem Methan-See zu kämpfen hat. Auch unerklärliche Vorgänge verleihen der Handlung zusätzliche „Würze“.

Was mir auch gut gefallen hat, ist der Umstand, dass zu Beginn des Romans auch ein kleiner Exkurs in eine Radioteleskop-Anlage, dem Green-Bank-Observatorium, stattfindet. Auch das habe ich mit viel Staunen und Interesse gelesen. Auch wird eine Figur mit Potential eingeführt: Der Vater von Martin, Robert Milikan. Leider aber werden die Gründe für die krisenhafte Vater-Sohn-Beziehung nicht weiter vertieft. Das fand ich etwas schade. Vielleicht wird in einem der nachfolgenden Bände noch näher darauf eingegangen.

Wie schon im Roman „Enceladus“ findet man im Nachwort des Werks auch wieder einen kompakten, umfangreichen Sachtext mit Hintergrundwissen zum Saturnmond. So lässt sich das Gelesene noch einmal wunderbar nachbereiten. Und was mir direkt positiv aufgefallen ist: Der Autor schreibt diesen Sachtext in einem sehr lockeren und humorvollen Stil. Sehr lesenswert!

Fazit

Ich empfehle mit „Enceladus“ einzusteigen, bevor man „Titan“ liest. Der Autor knüpft inhaltlich hervorragend an den ersten Band der Reihe an und erzeugt durch die erzählerische Gestaltung von Perspektivwechseln zwischen Marchenko und dem Rest der Crew gut Abwechslung. Ich empfand die Lektüre als faszinierend und spannend. Wer realistisch gestaltete Near-Future-Science-Fiction mag, ist hier bestens aufgehoben. Klare Empfehlung!

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