2040 Megahertz
Der
„Brandon Q Morris“-Knoten ist geplatzt. Von seinem Debut „Enceladus“ war ich
begeistert (vgl. meine Rezension dazu). Und mit „Titan“ knüpft er nicht nur
hervorragend an den ersten Band an, sondern in meinen Augen setzt er sogar noch
einen drauf, was an der erzählerischen Gestaltung liegt. Denn auf der einen
Seite begleiten wir den Überlebenskampf von Marchenko, der auf Enceladus
zurückgelassen wurde und von der Crew für tot gehalten wird (Assoziationen zu
Mark Watney stellen sich ein). Sehr spannend! Und auf der anderen Seite fliegen
wir mit Martin Neumaier und Co zum Titan. Von dort empfängt ein Radioteleskop auf
der Erde mysteriöse Signale, die nur von der Sonde Huygens stammen können. Doch
was ist der Grund dafür, dass Huygens nach 40 Jahren plötzlich wieder auf einer
Funkfrequenz sendet? Das ist nicht nur sehr spannend, sondern auch faszinierend
zu lesen. Die Beschreibung des Saturnmonds ist sehr gelungen. Bei mir entstanden
bei der Lektüre Bilder vor dem inneren Auge. Ich konnte mir die Atmosphäre, die
Oberfläche und die Beschaffenheit des Mondes sehr gut vorstellen, es wird alles
sehr anschaulich und detailliert beschrieben. Und das unter Einbezug
wissenschaftlicher Erkenntnisse! Der Autor orientiert sich bei seiner
Darstellung an tatsächlichen Gegebenheiten. Das wird durch den Sachtext im
Nachwort deutlich. Genau das macht für mich die Faszination aus. So, wie der
Autor es darstellt, könnte es also tatsächlich auf Titan sein. Besonders mitreißend
fand ich dementsprechend Francescas Expedition, auf der sie mit Methan-Regen, Eis-Treibsand
und einem Methan-See zu kämpfen hat. Auch unerklärliche Vorgänge verleihen der
Handlung zusätzliche „Würze“.
Was
mir auch gut gefallen hat, ist der Umstand, dass zu Beginn des Romans auch ein
kleiner Exkurs in eine Radioteleskop-Anlage, dem Green-Bank-Observatorium,
stattfindet. Auch das habe ich mit viel Staunen und Interesse gelesen. Auch
wird eine Figur mit Potential eingeführt: Der Vater von Martin, Robert Milikan.
Leider aber werden die Gründe für die krisenhafte Vater-Sohn-Beziehung nicht
weiter vertieft. Das fand ich etwas schade. Vielleicht wird in einem der
nachfolgenden Bände noch näher darauf eingegangen.
Wie
schon im Roman „Enceladus“ findet man im Nachwort des Werks auch wieder einen
kompakten, umfangreichen Sachtext mit Hintergrundwissen zum Saturnmond. So
lässt sich das Gelesene noch einmal wunderbar nachbereiten. Und was mir direkt
positiv aufgefallen ist: Der Autor schreibt diesen Sachtext in einem sehr lockeren
und humorvollen Stil. Sehr lesenswert!
Fazit:
Ich empfehle mit „Enceladus“ einzusteigen, bevor man „Titan“ liest. Der Autor knüpft inhaltlich hervorragend an den ersten Band der Reihe an und erzeugt durch die erzählerische Gestaltung von Perspektivwechseln zwischen Marchenko und dem Rest der Crew gut Abwechslung. Ich empfand die Lektüre als faszinierend und spannend. Wer realistisch gestaltete Near-Future-Science-Fiction mag, ist hier bestens aufgehoben. Klare Empfehlung!
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