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Montag, 16. Mai 2022

Ewan, C.M. - Das Ferienhaus. Und du denkst, du bist sicher


3 von 5 Sternen


Der kleinere und der größere Mann

Der Thriller „Das Ferienhaus“ von C. M. Ewan ist ein geradlinig erzählter Thriller mit viel Action, ohne viel „Schnickschnack“. Das Setting ist vielversprechend: ein einsames, abgelegenes Haus inmitten der schottischen Abgeschiedenheit, eine traumatisierte Familie, die dort zur Ruhe kommen will, und ein Einbruch mitten in der Nacht, aus der sich eine rasante Verfolgungsjagd ergibt. Dieses Ereignis wird wohl jeder Leser auf sich selbst übertragen können, und das lässt beim Lesen Gänsehaut entstehen. Hat nicht jeder von uns nachts schon einmal wach gelegen und gedacht, dass er jemandem im Haus gehört hat? Und was würde man selbst in einer solchen Situation tun? Der Autor spielt hier gekonnt mit den Urängsten eines jeden Menschen. Und was ebenfalls gelungen ist: C.M. Ewan nimmt sich auf den ersten hundert Seiten Zeit, die Familienmitglieder einzuführen und zu verdeutlichen, was sie in der Vergangenheit durchlebt haben. Es handelt sich um eine krisengeschüttelte Familie, eine Familie, die ihren Sohn bei einem Autounfall verloren hat, und die in einer dunklen Seitengasse überfallen worden ist.

Auch das Gefühlsleben verliert der Autor nicht aus dem Blick. Sehr beklemmend und passend zur Situation wird das innere Erleben des Familienvaters beschrieben, der seine Familie schützen will. Und interessant ist, dass der Vater hier nicht als der heldenhafte Einzelkämpfer auftritt, sondern als seelisch Leidender, der selbst Ängste aussteht.

Das alles ist gut arrangiert und ich denke, der Thriller wird viele begeisterte Leser und Leserinnen finden. Die Handlung lebt von der geschilderten Situationsdramatik. Und darüber hinaus fragt man sich beim Lesen ständig, welche Motive die Einbrecher wohl haben und welches Ziel sie verfolgen. Das treibt die Handlung voran.

Doch ich muss offen gestehen, dass ich auch so  meine Schwierigkeiten mit dem Werk hatte, das will ich nicht unerwähnt lassen. Ich betone aber, dass sich letztlich jede/r selbst dazu ein Urteil bilden sollte. Punkt 1: Für mich hat sich zu vieles wiederholt, die Handlung dreht sich nach meinem Empfinden über viele Seiten im Kreis. Der Autor bedient sich immer wieder des gleichen Musters. Die Familie gerät von einem Bedrohungsszenario ins nächste. Immer wieder ist sie neuen Gefährdungen ausgesetzt und muss sich behaupten. Und dabei wird auch das Gefühlsleben immer wieder auf die gleiche Weise geschildert. Nach meinem Empfinden nutzt sich das einfach mit der Zeit ab. Mehr Abwechslung hätte hier z.B. durch Perspektivwechsel oder durch die Einbindung polizeilicher Ermittlungsarbeit erreicht werden können. Punkt 2: Zudem gab es nach meinem Empfinden einige Stellen, wo die dargestellte Situation aus dramaturgischen Gründen unrealistisch dargestellt wurde. Ich verzichte hier aber bewusst auf Beispiele, um nicht zu viel von der Handlung zu verraten. Bei mir ist es so, dass ich solche Thriller grundsätzlich nicht mag, in denen die Handlung zu konstruiert wirkt, nur damit ein Effekt erzielt wird.

Fazit

Ich bin immer auf der Suche nach Büchern, die etwas Innovatives bieten, die sich von der breiten Masse abheben. Der Thriller „Das Ferienhaus“ ist nach meinem Dafürhalten leider kein solcher Thriller. Nein, er ist absoluter Durchschnitt. Mir ist die erzählerische Gestaltung zu simpel, es wiederholt sich zu viel, und zu viel wirkt konstruiert. Deshalb vergebe ich 3 Sterne und spreche eine Leseempfehlung für diejenigen aus, die geradlinig erzählte Action mögen.

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