Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 12. Mai 2022

Morris, Brandon Q - Enceladus


5 von 5 Sternen


„Das Zeitalter der Fragen“

Was wäre, wenn man auf dem Saturnmond Enceladus Spuren biologischer Aktivität findet? Und wie könnte man sich die bemannte Mission vorstellen, die nach Beweisen außerirdischen Lebens sucht? Was wäre, wenn die Mission durch eine Katastrophe womöglich zum Scheitern verurteilt wäre? Um diese Fragen geht es in dem Roman „Enceladus“ von Brandon Q Morris, der in Wirklichkeit Matthias Matting heißt. Und es ist der erste Science-Fiction-Roman aus der Feder des Autors, also sein Debut. Und das Werk hat mir richtig gut gefallen, hier beweist Morris sein Potential als Hard-Science-Fiction-Autor. Dies möchte ich auch unbedingt an dieser Stelle erwähnen, weil mir der Einstieg in die Bücher von Morris schwer gefallen ist. Sowohl „The Hole“ als auch „Mars Nation. Teil 1“ konnten mich nicht restlos überzeugen, obwohl deutlich wurde, dass Morris ein ungeheures Talent hat, realistische und detailgetreue Near Future Science-Fiction zu schreiben.

„Enceladus“ hat mich begeistert, weil das Spannungslevel hoch ist, die Crew ausreichend tiefgründig gestaltet wurde und die technischen Abläufe und Details realistisch und anschaulich daherkommen. Was ich lesenswert fand, war ebenfalls der Umstand, dass in Rückblicken über die Vorbereitungen auf die Mission erzählt wird. So muss die Mannschaft einige Herausforderungen bewältigen: Der kilometerdicke Eispanzer des Mondes muss mit einem Bohrer durchstoßen werden und die 6-köpfige Crew muss ganze 27 Monate miteinander auskommen, was eine enorme psychologische Belastung darstellt. Hinzu kommt ein forderndes Astronautentraining inklusive Schleudersitz-, Unterwasser-, Druckkammer- und Schwerelosigkeitstraining. Das alles wird äußerst kenntnisreich und differenziert dargestellt. Dafür ein großes Lob an den Autor!

Und auch im Weltraum ist die Mannschaft ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert: Nicht nur Pflanzen müssen trotz fehlender Gravitation mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden, sondern die Astronauten müssen sich auch körperlich fit halten, um dem Abbau der Knochendichte entgegenzuwirken. Hinzu kommen spannend geschilderte Außenbordeinsätze und Probleme mit der Navigation beim Landeanflug auf den Saturnmond. Auch hier zeigt sich, dass der Autor diese Inhalte sehr kompetent und anschaulich vermitteln kann. Auch das Ende hat mich überzeugt. Die Darstellung des fremdartigen Lebens ist dezent und in meinen Augen gerade deswegen gelungen.

Noch ein Satz zur Figurenzeichnung, die ich in „The Hole“ und „Mars Nation. Teil 1“ teils bemängelt habe. In „Enceladus“ finde ich die Crew für einen Hard-Science-Fiction-Roman tiefgründig genug gestaltet. Man merkt zwar, dass sich die meisten Gespräche vor allem auf Sachebene bewegen und professionelle Missions-Themen betreffen, aber das hat mich nicht sonderlich gestört. Denn die Sogwirkung erzeugt das Buch durch die bereits genannten Aspekte. Und mit Martin entwirft der Autor auch eine Figur, die interessant ausgestaltet ist. Er wirkt wie ein Nerd, der Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Umgang hat. Er wirkt einerseits unbeholfen, wächst dann aber auch bei den Außenbordeinsätzen über sich hinaus. Und durch eine Liebesgeschichte zwischen Amy und Hayato wird auch noch etwas Abwechslung erzeugt.

Nicht zuletzt punktet der Roman auch wieder mit einem umfangreichen Nachwort. Darin zu finden ist ein ausführlicher Sachtext mit Hintergrundwissen zum Saturnmond Enceladus. Als Nachbereitung zum Gelesenen unbedingt zu empfehlen.

Fazit

Dieses Debut von Brandon Q Morris hat mich absolut überzeugt. Hier zeigt der Autor, was er drauf hat: Er entwirft ein spannendes, realistisches und detailliertes Near-Future-Science-Fiction-Szenario. Unbedingt als Einstieg in das Gesamtwerk des Autors zu empfehlen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen