Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, 25. Mai 2022

Schröder, Patricia - Mia und Maxie. Beste Freundinnen halten zusammen (Erst ich ein Stück, dann du)


4 von 5 Sternen


Abwechselnd Lesen

Da mich das Konzept des Abwechselndlesens interessiert hat, habe ich mir einmal genauer einen Band aus der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du“ angeschaut und möchte mir im Vergleich dazu auch zwei andere Buchreihen, die mit einem ähnlichen Konzept aufwarten, genauer in den Blick nehmen. Doch zunächst einmal zu „Mia und Maxie. Beste Freundinnen halten zusammen“ von der Autorin Patricia Schröder aus dem cbj-Verlag. Ich beschränke mich in meiner Rezension im Folgenden auf die Beurteilung des zugrundeliegenden Konzepts und betrachte nur solche Passagen genauer, die zum Selbstlesen für den Nachwuchs gedacht sind.

 

Konzept

Der Band ist so konzipiert, dass erwachsene Vorleser und junge Selbstleser:innen sich beim Lesen abwechseln. Dafür sind in unregelmäßigen Abständen Textabschnitte in einer anderen Schriftgröße hervorgehoben worden. Meist findet man auf jeder Seite eine groß gedruckte Passage, mal gibt es auch einmal eine Seite ohne groß gedruckte Textpassage, in einem einzigen Fall sind es auch mal zwei kürzere Passagen in einer anderen Schriftgröße auf einer Seite (vgl. S. 25). Der Umfang der groß gedruckten Abschnitte ist unterschiedlich, mal sind es 4 Zeilen, mal 5 – 6 Zeilen, maximal sind es aber 10-11 Zeilen, teilweise sind es auch mal nur 2 Zeilen. Bei der Zeilenlänge ist darauf geachtet worden, dass nicht mehr als maximal 8 Wörter pro Zeile vorkommen. Das ist gut! Auch umfassen viele Zeilen nur einen Satz, ab und zu umfasst ein Satz auch mal zwei Zeilen. Das finde ich altersangemessen. Weniger gut finde ich, wenn ein Satz drei Zeilen umfasst. Das gibt es in seltenen Fällen auch einmal (vgl. z.B. S. 28+29). Der Wortschatz der groß gedruckten Textabschnitte ist einfach gehalten, bei den Satzkonstruktionen handelt es sich um einfache Hauptsätze, die häufig durch ein „und“ verbunden werden. Schwierige adverbiale Nebensatzkonstruktionen wurden vermieden, stattdessen findet man viele Satzreihen.

 

Buchreihe „Zu zweit leichter lesen lernen“ vom Carlsen-Verlag

Zum Vergleich habe ich mir einmal genauer das Buch „Nele und die Flaschenfee“ von der Autorin Maja von Vogel angeschaut. Was direkt auffällt: Im Unterschied zu „Mia und Maxie“ werden die groß gedruckten Textpassagen auf einer eigenen Seite präsentiert. So kann man das Buch gut zwischen sich und dem Kind legen. Die linke Seite wird vom erwachsenen Vorleser gelesen, die rechte Seite wird vom Nachwuchs vorgelesen. Das finde ich tatsächlich besser und systematischer. Der Umfang der groß gedruckten Passagen ist auch hier unterschiedlich, ähnlich wie bei der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du…“. Mal sind es zwei Zeilen, mal sind es neun. Neun Zeilen am Stück sind auch das Maximum. Auffällig ist aber, dass die Zeilenlänge kürzer gehalten wird. Ganz viele Zeilen umfassen nur drei oder vier Wörter. Maximal habe ich 6 Wörter pro Zeile gezählt. Die Sätze sind meist kurz und erstrecken sich über ein bis zwei Zeilen. Selten findet man auch längere Sätze. Zusammenfassend ausgedrückt: Das Anspruchsniveau ist bei „Nele und die Flaschenfee“ ein anderes als bei „Mia und Maxie“. Es ist leichter. Auch der Wortschatz der groß gedruckten Textpassagen ist einfach gehalten, genauso wie es bei „Mia und Maxie“ der Fall ist. Auch der Satzbau ist vergleichbar: Viele Hauptsätze, viele Satzreihen. Hin und wieder stößt man mal auf einen Objektsatz. Das ist auf jeden Fall nichts, was die Kinder überfordert.

 

Buchreihe „Ich für dich, du für mich“ vom Loewe-Verlag

Hier habe ich mir das Buch „Fohlengeschichten“ von Anette Moser und Dorothea Ackroyd genauer angeschaut. Was direkt positiv auffällt: Die größeren Textpassagen für Kinder sind auch farbig anders markiert. Das verbessert die Übersichtlichkeit in meinen Augen noch einmal zusätzlich. Und was mir auch direkt gut gefallen hat: Die Leseabschnitte für die Erwachsenen sind kürzer gehalten, so dass der Wechsel zwischen erwachsenem Vorleser und kindlichem Selbstleser dynamischer stattfindet. Und noch etwas finde ich bemerkenswert, was in den anderen beiden Buchreihen nicht wirklich beachtet wurde: Die Kinder-Passagen sind nicht so verschieden gestaltet worden, was den Umfang betrifft. Mehrheitlich umfassen sie drei bis vier Zeilen. Die Zeilenlänge ist ähnlich wie bei der Reihe aus dem Carlsen-Verlag konzipiert worden: Meist 2 bis maximal 5 Wörter pro Zeile. Maximal sind es 6 Wörter. Was den Satzbau betrifft, so finde ich wiederum die anderen Reihen ausgereifter, weil die Sätze nicht zu lang geraten sind. In dem Band „Fohlengeschichten“ bin ich über mehr Sätze, die sich über drei Zeilen erstrecken, gestolpert als in den anderen beiden Büchern. Das finde ich nicht so gut. Auch ist auffällig, dass in den „Fohlengeschichten“ die wörtliche Rede sehr stark dominiert.


Fazit:

Alle Reihen haben ihre Besonderheiten. Ich würde dafür plädieren, die Vorteile der unterschiedlichen Reihen zu verknüpfen. So würde ich den Machern der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du“ empfehlen, für die kleinen Selbstleser:innen eine eigene Seite zu reservieren, so wie es bei der Reihe „Zu zweit leichter lesen lernen“ der Fall ist. Dann finde ich die Idee nachahmenswert, die größer gedruckten Passagen auch in einer anderen Farbe zu markieren. Und ich würde den Umfang der Textpassagen stärker vereinheitlichen, so wie es in der Reihe „Ich für dich, du für mich“ gemacht wird. Ich würde einen Umfang von 6 Zeilen pro Kinder-Leseabschnitt vorschlagen. Und was ich ebenfalls an der „Ich für dich, du für mich“-Reihe gelungen finde: Die Erwachsenenabschnitte sind nicht zu lang geraten. So erfolgt der Wechsel zwischen der passiven Zuhörer- und der aktiven Vorleserrolle dynamischer. Letztlich würde ein systematischeres Vorgehen auch ermöglichen, unterschiedliche Niveaustufen zu bedienen: Passagen mit weniger und kürzeren Zeilen für Leseanfänger zu Beginn von Klasse 1, für Klasse 2 hingegen Abschnitte mit mehr und längeren Zeilen. Wenn ich mich nun dauerhaft für eine Reihe entscheiden müsste, dann würde ich die Reihe aus dem Carlsen-Verlag wählen. Sie hat mir am besten gefallen, bietet aber auch noch Verbesserungspotential.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen