Abwechselnd Lesen
Da
mich das Konzept des Abwechselndlesens interessiert hat, habe ich mir einmal
genauer einen Band aus der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du“ angeschaut und
möchte mir im Vergleich dazu auch zwei andere Buchreihen, die mit einem
ähnlichen Konzept aufwarten, genauer in den Blick nehmen. Doch zunächst einmal
zu „Mia und Maxie. Beste Freundinnen halten zusammen“ von der Autorin Patricia
Schröder aus dem cbj-Verlag. Ich beschränke mich in meiner Rezension im
Folgenden auf die Beurteilung des zugrundeliegenden Konzepts und betrachte nur
solche Passagen genauer, die zum Selbstlesen für den Nachwuchs gedacht sind.
Konzept
Der
Band ist so konzipiert, dass erwachsene Vorleser und junge Selbstleser:innen
sich beim Lesen abwechseln. Dafür sind in unregelmäßigen Abständen
Textabschnitte in einer anderen Schriftgröße hervorgehoben worden. Meist findet
man auf jeder Seite eine groß gedruckte Passage, mal gibt es auch einmal eine
Seite ohne groß gedruckte Textpassage, in einem einzigen Fall sind es auch mal
zwei kürzere Passagen in einer anderen Schriftgröße auf einer Seite (vgl. S.
25). Der Umfang der groß gedruckten Abschnitte ist unterschiedlich, mal sind es
4 Zeilen, mal 5 – 6 Zeilen, maximal sind es aber 10-11 Zeilen, teilweise sind
es auch mal nur 2 Zeilen. Bei der Zeilenlänge ist darauf geachtet worden, dass
nicht mehr als maximal 8 Wörter pro Zeile vorkommen. Das ist gut! Auch umfassen
viele Zeilen nur einen Satz, ab und zu umfasst ein Satz auch mal zwei Zeilen. Das
finde ich altersangemessen. Weniger gut finde ich, wenn ein Satz drei Zeilen
umfasst. Das gibt es in seltenen Fällen auch einmal (vgl. z.B. S. 28+29). Der
Wortschatz der groß gedruckten Textabschnitte ist einfach gehalten, bei den
Satzkonstruktionen handelt es sich um einfache Hauptsätze, die häufig durch ein
„und“ verbunden werden. Schwierige adverbiale Nebensatzkonstruktionen wurden
vermieden, stattdessen findet man viele Satzreihen.
Buchreihe
„Zu zweit leichter lesen lernen“ vom Carlsen-Verlag
Zum
Vergleich habe ich mir einmal genauer das Buch „Nele und die Flaschenfee“ von
der Autorin Maja von Vogel angeschaut. Was direkt auffällt: Im Unterschied zu „Mia
und Maxie“ werden die groß gedruckten Textpassagen auf einer eigenen Seite
präsentiert. So kann man das Buch gut zwischen sich und dem Kind legen. Die
linke Seite wird vom erwachsenen Vorleser gelesen, die rechte Seite wird vom
Nachwuchs vorgelesen. Das finde ich tatsächlich besser und systematischer. Der
Umfang der groß gedruckten Passagen ist auch hier unterschiedlich, ähnlich wie
bei der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du…“. Mal sind es zwei Zeilen, mal sind
es neun. Neun Zeilen am Stück sind auch das Maximum. Auffällig ist aber, dass
die Zeilenlänge kürzer gehalten wird. Ganz viele Zeilen umfassen nur drei oder
vier Wörter. Maximal habe ich 6 Wörter pro Zeile gezählt. Die Sätze sind meist
kurz und erstrecken sich über ein bis zwei Zeilen. Selten findet man auch
längere Sätze. Zusammenfassend ausgedrückt: Das Anspruchsniveau ist bei „Nele
und die Flaschenfee“ ein anderes als bei „Mia und Maxie“. Es ist leichter. Auch
der Wortschatz der groß gedruckten Textpassagen ist einfach gehalten, genauso
wie es bei „Mia und Maxie“ der Fall ist. Auch der Satzbau ist vergleichbar:
Viele Hauptsätze, viele Satzreihen. Hin und wieder stößt man mal auf einen
Objektsatz. Das ist auf jeden Fall nichts, was die Kinder überfordert.
Buchreihe
„Ich für dich, du für mich“ vom Loewe-Verlag
Hier
habe ich mir das Buch „Fohlengeschichten“ von Anette Moser und Dorothea Ackroyd
genauer angeschaut. Was direkt positiv auffällt: Die größeren Textpassagen für
Kinder sind auch farbig anders markiert. Das verbessert die Übersichtlichkeit
in meinen Augen noch einmal zusätzlich. Und was mir auch direkt gut gefallen
hat: Die Leseabschnitte für die Erwachsenen sind kürzer gehalten, so dass der
Wechsel zwischen erwachsenem Vorleser und kindlichem Selbstleser dynamischer
stattfindet. Und noch etwas finde ich bemerkenswert, was in den anderen beiden
Buchreihen nicht wirklich beachtet wurde: Die Kinder-Passagen sind nicht so verschieden
gestaltet worden, was den Umfang betrifft. Mehrheitlich umfassen sie drei bis
vier Zeilen. Die Zeilenlänge ist ähnlich wie bei der Reihe aus dem Carlsen-Verlag
konzipiert worden: Meist 2 bis maximal 5 Wörter pro Zeile. Maximal sind es 6
Wörter. Was den Satzbau betrifft, so finde ich wiederum die anderen Reihen
ausgereifter, weil die Sätze nicht zu lang geraten sind. In dem Band „Fohlengeschichten“
bin ich über mehr Sätze, die sich über drei Zeilen erstrecken, gestolpert als
in den anderen beiden Büchern. Das finde ich nicht so gut. Auch ist auffällig,
dass in den „Fohlengeschichten“ die wörtliche Rede sehr stark dominiert.
Fazit:
Alle Reihen haben ihre Besonderheiten. Ich würde dafür plädieren, die Vorteile der unterschiedlichen Reihen zu verknüpfen. So würde ich den Machern der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du“ empfehlen, für die kleinen Selbstleser:innen eine eigene Seite zu reservieren, so wie es bei der Reihe „Zu zweit leichter lesen lernen“ der Fall ist. Dann finde ich die Idee nachahmenswert, die größer gedruckten Passagen auch in einer anderen Farbe zu markieren. Und ich würde den Umfang der Textpassagen stärker vereinheitlichen, so wie es in der Reihe „Ich für dich, du für mich“ gemacht wird. Ich würde einen Umfang von 6 Zeilen pro Kinder-Leseabschnitt vorschlagen. Und was ich ebenfalls an der „Ich für dich, du für mich“-Reihe gelungen finde: Die Erwachsenenabschnitte sind nicht zu lang geraten. So erfolgt der Wechsel zwischen der passiven Zuhörer- und der aktiven Vorleserrolle dynamischer. Letztlich würde ein systematischeres Vorgehen auch ermöglichen, unterschiedliche Niveaustufen zu bedienen: Passagen mit weniger und kürzeren Zeilen für Leseanfänger zu Beginn von Klasse 1, für Klasse 2 hingegen Abschnitte mit mehr und längeren Zeilen. Wenn ich mich nun dauerhaft für eine Reihe entscheiden müsste, dann würde ich die Reihe aus dem Carlsen-Verlag wählen. Sie hat mir am besten gefallen, bietet aber auch noch Verbesserungspotential.
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