Signal ohne Ursprung?
Wir befinden uns in einer weit entfernten Zukunft (im Jahr 2234). Die Menschheit ist in der Lage, extrasolare Kolonien zu gründen und Reisen zu anderen Planeten zu unternehmen. Das eigene Sonnensystem ist bereits erschlossen und besiedelt. Doch von intelligentem Leben gibt es im Universum weiterhin keine Spur. Man entdeckte bisher lediglich Pflanzen, Tiere und zahlreiche Mikroorganismen. Bis zu dem Tag, als die 12-köpfige Besatzung des Forschungsschiffs Adamura auf dem unbewohnten, nahezu toten Planeten Talos VII ein kreisförmiges und makellos symmetrisch geformtes Loch aufspürt, das verschlüsselte Signale aussendet. Ist es künstlich angelegt worden und Anzeichen für eine intelligente Lebensform? Doch wohin sind die Erbauer des Lochs verschwunden? Auf dem Planeten sind keine Spuren von intelligentem Leben zu finden. Ich fühlte mich sofort an das sehr, sehr spannende Buch „Das Eulentor“ von Andreas Gruber erinnert und war neugierig zu erfahren, was es mit dem Loch auf sich hat. Ein gelungenes Ausgangssetting!
Erzählt wird aus der Sicht von Alex, einem Xenobiologen, und es wird sofort deutlich, dass er sich in keinem guten psychischen Zustand befindet. Er leidet unter einer depressiven Verstimmung, weil er einen tragischen Verlust erlitten hat. Selbst die Entdeckung des fremdartigen Konstrukts auf Talos VII kann ihm zunächst keinen neuen Lebensmut geben. Neugier und Leidenschaft sind ihm verloren gegangen. Er fühlt sich träge und ausgelaugt. In der Crew entsteht eine Diskussion darüber, wie man weiter bei der Erforschung des Phänomens vorgehen will, und man erörtert die Frage, was es mit der Anomalie auf sich haben könnte. Es werden verschiedene Hypothesen aufgestellt. Sehr interessant!
Nach der Ankunft beim Planeten soll ein Landungstrupp, dem auch Alex angehört, das Loch erforschen. Was werden sie entdecken? Das ist die zentrale Frage, die man sich zu diesem Zeitpunkt der Lektüre stellt. Und ich hatte eine große Erwartungshaltung (die ja auch vom Autor so angelegt wurde). Doch was dann folgt, forderte meine Geduld stark heraus: Vom Landungsschiff folgt ein langer, langer Marsch zum Loch, der sehr viel Raum einnimmt. Und die Erforschung der Anomalie selbst spielt kaum eine Rolle. Stattdessen wird geschildert, welche lebensgefährlichen Widrigkeiten der zusammengestellte Trupp überwinden muss, um überhaupt zum Konstrukt zu gelangen. Dabei zeigt sich z.B., dass die Nerven der Gruppenmitglieder äußerst angespannt sind (was zur Situation passt). Es kommt zu Meinungsverschiedenheiten, Reibereien und offen ausgetragenen Konflikten. Das wird auch spannend geschildert und der Autor lässt sich einiges einfallen, um die Anspannung beim Lesen hochzuhalten (einiges wiederholt sich dabei auch). Und auch die Atmosphäre der Expedition auf dem lebensfeindlichen Planeten wird in meinen Augen toll eingefangen. Doch das, was zu Beginn des Buchs als wesentlicher spannungserregender Moment aufgebaut wurde, wird dann kaum bedient und zu lange hinausgezögert. Das fand ich einfach unheimlich schade! Erst auf den letzten Seiten erfährt man dann mehr zur Anomalie. Doch, was ich las, hat mich dann noch einmal ernüchtert zurückgelassen. Eine Bewertung fällt schwer. Wie will man bewerten, dass die angelegte Erwartungshaltung nicht bedient wird, obwohl der Rest des Buchs eigentlich spannend geschildert wird? Ich drücke mich einfach mal davor, eine Sternebewertung abzugeben…
Ich könnte mir vorstellen, dass der Autor vielleicht eine Fortsetzung plant, in der er mehr zur Anomalie preisgibt und die weitere Erforschung schildert. Aber meine Recherchen dazu haben nichts ergeben. Stattdessen plant Paolini sein angelegtes Fractal-Universum mit anderen Büchern weiter auszubauen, wie er selbst angekündigt hat. Vermarktet wird „Fractal Noise“ als Vorgänger zu „Infinitum“, das ich noch nicht kenne. Diese Wissenslücke werde ich sicherlich in naher Zukunft noch schließen.
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