Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 5. Mai 2022

Isaka, Kotaro - Bullet train


5 von 5 Sternen


Kuriositäten-Kabinett

Bei vielen Büchern bin ich immer auf der Suche nach dem „innovativen Element“, also nach etwas, das sich durch etwas Besonderes von anderen Büchern abhebt. Der Thriller „Bullet train“ von Kotaro Isaka ist in meinen Augen innovativ. Warum? Weil er sich durch seine skurrilen Figuren und kuriosen Beziehungsgeflechte und Verwicklungen von anderen Thrillern unterscheidet, und weil der Ort der Handlung ungewöhnlich ist: ein Schnellzug. In diesem Schnellzug, auf engstem Raum, agieren fünf Gangster, die sich allesamt durch bizarre Besonderheiten auszeichnen (vgl. Klappentext), in einer Art Kammerspiel zusammen. Und es macht Spaß, das zu lesen. Ob es allerdings für jeden Geschmack das Richtige ist, das sei dahingestellt. Für mich war die Lektüre unheimlich vergnüglich. Und ich denke für jeden, der gerne Tarantino-Filme schaut, ist dieses Werk genau das Passende. Denn die Dialoge, die verbalen Schlagabtausche und die Psychoduelle zwischen den Protagonisten erinnerten mich beim Lesen sehr an Quentin Tarantinos Filme. Grotesk und erheiternd fand ich zum Beispiel die redselige Offenherzigkeit, mit der einige der Auftragskiller Gespräche mit normalen Fahrgästen führten. Das einzige, was ich nicht mochte, waren solche Passagen, in denen mir der beschriebene Sadismus zu ausgeprägt war. So etwas mag ich einfach nicht, aber solche Textstellen kamen glücklicherweise nicht zu gehäuft vor. Dafür mochte ich solche Textstellen, in denen menschliches Verhalten sehr genau beobachtet und präzise eingeschätzt wurde. Der vierzehnjährige Oji war dementsprechend die Figur, die ich am interessantesten ausgestaltet fand. Nicht zuletzt verleihen der Handlungsort, der Erzählton sowie der Wechsel der Perspektiven, durch die hin und wieder ein- und dieselbe Situation aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt wird, dem Geschehen eine besondere „Würze“. Auch das sei hier lobend erwähnt. Lesenswert fand ich auch die integrierten intermedialen und intertextuellen Anspielungen.

Oft werden in Klappentexten des Verlags ja Dinge versprochen, die nicht erfüllt werden (vgl. zum Beispiel meine Rezension zu „Love in the big City“ von Sang Young Park). Hier habe ich das einmal ganz anders empfunden: Der Thriller ist wirklich unglaublich, und er ist tatsächlich originell. Und ich kann mir dieses Buch auch hervorragend als Film vorstellen. Ich freue mich sogar schon darauf, die Kinoverfilmung zu sehen und sie mit dem Buch zu vergleichen. Es gibt also bis auf die explizite Darstellung sadistischer Gewaltfantasien so gut wie nichts zu bemängeln. Man muss sich nur vor der Lektüre klar darüber sein, worauf man sich einlässt. Dieses Werk ist einfach mal ganz anders als viele herkömmliche Thriller. Doch genau deshalb ist er in meinen Augen innovativ. Und für mich war das einmal eine willkommene Abwechslung. Andere mögen das anders empfinden.

Fazit

Ein Thriller, der sich vor allem durch die Skurrilität der Figuren auszeichnet. Für mich ein Werk, das innovativ daherkommt und sich dadurch von anderen herkömmlichen Thrillern unterscheidet. Geeignet für Leserinnen und Leser, die einmal etwas anderes lesen wollen und die Tarantino-Filmen gegenüber positiv eingestellt sind. Von mir gibt es 5 Sterne und vor allem aufgrund der vorhandenen innovativen Elemente eine klare Leseempfehlung!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen