Der Inhalt sollte gemeinsam reflektiert werden
Das
Kinderbuch „Lange Krallen“, empfohlen für Kinder ab 10 Jahren, geschrieben und
illustriert von Oliver Uschmann und Sylvia Witt aus dem Beltz-Verlag, ist für
mich ein typisches Beispiel dafür, dass nicht jedes Buch für eine alleinige
Lektüre geeignet ist. Einige inhaltliche Aspekte sollten besser noch einmal
nachbesprochen werden, insbesondere das Ende. Sollte diese Bedingung erfüllt
sein, halte ich das Werk durchaus für gewinnbringend. So lässt sich an vielen Stellen
die Beurteilungskompetenz fördern, z.B. durch solche Fragen wie „Findest du das
richtig?“, „Hättest du dich auch so verhalten?“. Vor allem das Ende des Buchs
lädt zu solch einer Nachbetrachtung ein. Ich halte das Ende anders als andere
Rezensenten nicht für bedenklich, man sollte es aber auf jeden Fall
reflektieren. Ein Vergleich zu Robin Hood drängt sich auf. Kinder in diesem
Alter wissen nach meiner Erfahrung, was richtig und was falsch ist. Ich glaube
nicht, dass sie das beschriebene Verhalten nachahmen. Und im Gespräch kann man
sich alternative Lösungsmöglichkeiten überlegen. Fraglich ist ja z.B. auch, wie
die Eltern von Oskar reagieren werden. Das bleibt eine Leerstelle.
Und
auch den Vater von Leonie sollte man in meinen Augen auf jeden Fall kritisch
beleuchten. Er wirkt auf mich sehr unsympathisch, agiert neidisch und ist voll
von Vorurteilen.
Ist
dieses Buch vielleicht sogar als Klassenlektüre für Klasse 5 geeignet? Leider
nur bedingt, denn es ist insgesamt zu knapp ausgefallen. Die Darstellung des
Beziehungsverhältnisses von Leonie und Oskar ist ja durchaus interessant. Aber
es hätte einfach umfangreicher ausfallen müssen. Das gleiche gilt für die
besondere Beziehung zwischen Leonie und Bobby. Nach meinem Dafürhalten hätte
Bobby ruhig noch häufiger ins Geschehen eingreifen können. Und was mich auch
etwas gestört hat. Das Buch wird als Krimi vermarktet, doch so richtig Spannung
will nicht aufkommen. Ich finde auch, dass der Klappentext und das Cover schon
zu viel verraten. Der Fall ist zu vorhersehbar.
Fazit:
Ein Buch, das zwar für Kinder ab 10 Jahren geeignet ist, das aber nicht für eine selbstständige Lektüre in Frage kommt. Ich halte einen Meinungsaustausch über das Gelesene für angebracht.
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