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Mittwoch, 17. Januar 2024

Cavanagh, Steve - Seven Days




4 von 5 Sternen



„Yellow Mama“


Von Cavanagh habe ich bisher alle Thriller, die ins Deutsche übersetzt worden sind, gelesen. Wichtige Info für potentielle Leser:innen: Sie lassen sich auch unabhängig voneinander lesen. Drei der fünf erschienen Bücher erhielten von mir 5 Sterne (Band 2, 4 und 5). Vor allem „Thirteen“ und „Fifty-Fifty“ sind Kracher (vgl. dazu frühere Rezensionen). Frage: Wo lässt sich nun der neue Thriller „Seven Days“ verorten? Eines kann ich vorweg schicken: Wir haben es nicht mit einem klassischen „whodunit“-Thriller zu tun, sondern mit einem Thriller, der nach dem „howcatchem-Prinzip“ aufgebaut ist. Es geht also um die Frage, ob und wie die niederträchtigen Gegner überführt werden. Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven präsentiert, die munter abwechseln.

 

Der Einstieg in „Seven Days“ von Steve Cavanagh ist schon einmal heftig. Nichts für zartbesaitete Gemüter, die die Todesstrafe ablehnen. Wir lernen den kompromisslosen Bezirksstaatsanwalt Randal Korn kennen, der einen Sträfling auf den elektrischen Stuhl hinrichten lässt und sich dabei an seiner eigenen Macht über Leben und Tod berauscht. Sein Ruf als Sadist eilt ihm voraus. Sämtliche mögliche Sympathie für diesen Protagonisten ist von Anfang an dahin. Dafür sorgen auch die Beschreibungen seines äußeren Erscheinungsbildes.

 

Eddie Flynn wird darum gebeten, einen jungen Kerl in Alabama zu verteidigen und ihn vor der Todesstrafe zu bewahren. Er wird des Mordes an einem Mädchen beschuldigt. Für seine Verteidigung kommt erschwerend hinzu, dass er bereits ein Geständnis abgelegt hat. Ein Duell bahnt sich an. Eddie und Randal werden vor Gericht aufeinander treffen. Und Randal ist ein mächtiger Gegner, der auf dreckige Tricks und unsaubere Mittel zurückgreift. Er schikaniert Eddie, wo er nur kann. Wird Eddie sich gegen seinen hinterlistigen Gegner behaupten und es schaffen, den Angeklagten freizuboxen? Klar ist nur eines: Flynn war noch nie in einer solch aussichtslosen Lage. Alles scheint gegen seinen Erfolg vor Gericht zu sprechen.

 

Und genau für die Darstellung solcher Machtspiele vor dem Richter schätze ich den Autor. Den juristischen Schlagabtausch zu schildern und das listige Taktieren von Anklage und Verteidigung zu vermitteln, das ist in meinen Augen das große Talent des Autors. Nach meinem Geschmack sollten genau diese Passagen den meisten Raum einnehmen. Nach meinem Empfinden hätte der Thriller da sogar noch mehr Potential gehabt. Das Wechselspiel von Jäger und Gejagtem zwischen Randal und Flynn hätte für mich noch stärker zum Ausdruck gebracht werden können. Und die actionreichen Passagen, die ebenfalls (nicht zu knapp) vorkommen, hätte ich für mein Lesevergnügen gar nicht benötigt. Aber ich nehme an, dass der Autor auf diese Weise einen möglichst breiten Leserkreis ansprechen möchte.

 

Der gesamte Roman liest sich flüssig und das Geschehen wird packend geschildert. Die Handlung wird ereignisreich vorangetrieben. Das Tempo ist durchweg hoch und Cavanagh beherrscht das Spiel von Anspannung und Entspannung. So nimmt er zwischenzeitlich auch immer einmal wieder das Tempo heraus. Durch die zahlreichen Perspektivwechsel entsteht Dynamik. Der Autor schafft es an vielen Stellen, mich emotional zu erreichen. Zwar war es mir punktuell auch einmal zu „actionlastig“ und auch die Charakterzeichnung von Randal fand ich hin und wieder etwas übertrieben, aber dafür bietet der Thriller in anderer Hinsicht wieder viel Positives. So werden z.B. verschiedene Themen wie „Rassismus“, „Todesstrafe“ und „Korruption“ gestreift, die nicht uninteressant sind und gut zum Inhalt passen. Und noch etwas ist mir positiv aufgefallen: Der Fall ist wendungsreich und es gibt Figuren mit Grautönen (z.B. Lomax). Kurzum: Aufgrund der vielen Stärken kann ich über kleinere Schwächen hinwegsehen. Ich komme auf gute 4 Sterne, knapp an den 5 Sternen vorbei!


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