Psychologisch durchdacht und packend
Der
Thriller „Die stumme Patientin“ (2019) ist tatsächlich damals an mir vorbei
gegangen. Auf den Autor bin ich erst dadurch aufmerksam geworden, dass im
Februar sein neues Buch „Insel des Zorn“ erscheint. Doch zurück zu seinem
Debut. Dieses wurde sehr gelobt und geht man nach der Anzahl der Bewertungen
und Rezensionen auf Amazon, so wurde es auch viel gelesen. Das hat mich
neugierig gemacht.
Doch
worum geht es? Die Künstlerin Alicia wird des Mordes an ihrem Ehemann
beschuldigt. Dieser wird eines Tages gefesselt an einem Stuhl und erschossen
aufgefunden. Alicia schweigt danach beharrlich zur Tat und malt ein Bild, das
den Titel „Alkestis“ trägt. Sie verweist damit auf einen alten griechischen
Mythos. Doch warum? Und warum schweigt sie? Was ist an dem Tag wirklich
passiert? Von den Medien wird die Schuld von Alicia jedenfalls nicht in Zweifel
gezogen. Vor Gericht wird sie von einem Psychiater als verrückt erklärt. Sie
kommt in die psychiatrische Sicherheitsverwahrung. Auch nach Jahren des
Aufenthalts dort schweigt Alicia weiter. Doch ein forensischer Psychotherapeut
will sich ihres Schicksals annehmen und sie zum Sprechen bringen. Wird es ihm
gelingen? Und falls ja, was wird Alicia berichten?
Der
Therapeut Theo Faber wird ausführlich charakterisiert, oft in Form von
Rückblicken. Wir lernen sein Leben und das Verhältnis zu seiner Frau besser kennen
und stellen fest, dass er selbst mit einigen privaten Problemen zu kämpfen hat.
Er ist sehr mit sich selbst beschäftigt. Wird sich das auf seine Arbeit nachteilig
auswirken? Er stellt Nachforschungen im familiären Umfeld von Alicia an, führt
Gespräche mit Angehörigen und nimmt Akteneinsicht in ihren Fall. Immer wieder
versucht er mit Alicia ins Gespräch zu kommen und sie aus der Reserve zu locken.
Und durch eingeschobene Tagebucheinträgen, die von Alicia verfasst worden sind,
erfahren wir mehr über die unmittelbare Zeit vor der Tat. Wir erhalten einen
tieferen Einblick in ihr Eheleben und in ihre Gedanken und Gefühle.
Das
Tempo des Thrillers ist hoch, der Fall ist spannend angelegt und die Fragen, ob
Alicia reden wird und was sie zu berichten hat, tragen den Roman. Ich war sehr
gespannt, ob Theo Erfolg hat. Und was mir sehr gut gefallen hat: Die
psychologische Seite des Thrillers wirkt weitestgehend authentisch, realistisch
und glaubwürdig (kein Vergleich z.B. zu „The Institution“ von Helen Fields,
vgl. dazu eine frühere Rezension). Lediglich die Auflösung am Ende hat mich
nicht zu 100% überzeugt und war für mich etwas enttäuschend. Aber das ist ja
höchst subjektiv. Trotzdem ziehe ich aus diesem Grund einen Stern ab und komme
auf 4 Sterne.
2 Kommentare:
Das hört sich sehr spannend an. Auch die Kurzbeschreibung der Ankündigung seines neuen Buches. Dieser Autor war mir bisher unbekannt. Sollte ich mir auf jeden Fall merken! VG
Danke für deinen Kommentar. Habe auch in sein neues Buch hineingezogen, hat mir von der Leseprobe auf Anhieb gut gefallen. V.a. die erzählerische Gestaltung. VG
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