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Montag, 22. Januar 2024

Michaelidis, Alex - Die stumme Patientin






Psychologisch durchdacht und packend


Der Thriller „Die stumme Patientin“ (2019) ist tatsächlich damals an mir vorbei gegangen. Auf den Autor bin ich erst dadurch aufmerksam geworden, dass im Februar sein neues Buch „Insel des Zorn“ erscheint. Doch zurück zu seinem Debut. Dieses wurde sehr gelobt und geht man nach der Anzahl der Bewertungen und Rezensionen auf Amazon, so wurde es auch viel gelesen. Das hat mich neugierig gemacht.

 

Doch worum geht es? Die Künstlerin Alicia wird des Mordes an ihrem Ehemann beschuldigt. Dieser wird eines Tages gefesselt an einem Stuhl und erschossen aufgefunden. Alicia schweigt danach beharrlich zur Tat und malt ein Bild, das den Titel „Alkestis“ trägt. Sie verweist damit auf einen alten griechischen Mythos. Doch warum? Und warum schweigt sie? Was ist an dem Tag wirklich passiert? Von den Medien wird die Schuld von Alicia jedenfalls nicht in Zweifel gezogen. Vor Gericht wird sie von einem Psychiater als verrückt erklärt. Sie kommt in die psychiatrische Sicherheitsverwahrung. Auch nach Jahren des Aufenthalts dort schweigt Alicia weiter. Doch ein forensischer Psychotherapeut will sich ihres Schicksals annehmen und sie zum Sprechen bringen. Wird es ihm gelingen? Und falls ja, was wird Alicia berichten?

 

Der Therapeut Theo Faber wird ausführlich charakterisiert, oft in Form von Rückblicken. Wir lernen sein Leben und das Verhältnis zu seiner Frau besser kennen und stellen fest, dass er selbst mit einigen privaten Problemen zu kämpfen hat. Er ist sehr mit sich selbst beschäftigt. Wird sich das auf seine Arbeit nachteilig auswirken? Er stellt Nachforschungen im familiären Umfeld von Alicia an, führt Gespräche mit Angehörigen und nimmt Akteneinsicht in ihren Fall. Immer wieder versucht er mit Alicia ins Gespräch zu kommen und sie aus der Reserve zu locken. Und durch eingeschobene Tagebucheinträgen, die von Alicia verfasst worden sind, erfahren wir mehr über die unmittelbare Zeit vor der Tat. Wir erhalten einen tieferen Einblick in ihr Eheleben und in ihre Gedanken und Gefühle.

 

Das Tempo des Thrillers ist hoch, der Fall ist spannend angelegt und die Fragen, ob Alicia reden wird und was sie zu berichten hat, tragen den Roman. Ich war sehr gespannt, ob Theo Erfolg hat. Und was mir sehr gut gefallen hat: Die psychologische Seite des Thrillers wirkt weitestgehend authentisch, realistisch und glaubwürdig (kein Vergleich z.B. zu „The Institution“ von Helen Fields, vgl. dazu eine frühere Rezension). Lediglich die Auflösung am Ende hat mich nicht zu 100% überzeugt und war für mich etwas enttäuschend. Aber das ist ja höchst subjektiv. Trotzdem ziehe ich aus diesem Grund einen Stern ab und komme auf 4 Sterne.

2 Kommentare:

Volker Kaiser hat gesagt…

Das hört sich sehr spannend an. Auch die Kurzbeschreibung der Ankündigung seines neuen Buches. Dieser Autor war mir bisher unbekannt. Sollte ich mir auf jeden Fall merken! VG

Anonym hat gesagt…

Danke für deinen Kommentar. Habe auch in sein neues Buch hineingezogen, hat mir von der Leseprobe auf Anhieb gut gefallen. V.a. die erzählerische Gestaltung. VG

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