4 von 5 Sternen
Interaktives
Buch mit Disney-Setting
In
dem Kinderbuch „Chaos beim Korallenfest“ aus der Reihe „1000 Gefahren junior“
von Fabian Lenk schlüpfen die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer bzw.
Erstleser:innen in die Rolle des Schwertfischs Flutsch, der von seinem Fisch-Freund
Blinky begleitet wird, und erleben zusammen einige Abenteuer. Ich empfehle es
zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren und für Selbstleser:innen ab der zweiten
Klasse.
Konzept
Wie
es für die Reihe typisch ist, werden die Kinder interaktiv in den Leseprozess
eingebunden, was nach meiner Erfahrung zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und
Neugier beim Zuhören führt. Anders als in gewöhnlichen Büchern liest man das
Buch nicht einfach von der ersten bis zur letzten Seite durch, sondern man löst
an bestimmten Stellen im Buch Rätsel und trifft Entscheidungen, die dann in
jeweils in unterschiedliche Richtungen führen. Innerhalb ein- und derselben
Geschichte ergeben sich verschiedene Variationsmöglichkeiten. Dadurch ist der
Nachwuchs beim Zuhören stets aktiv dabei, was ich großartig finde. Und weil die
Kinder wissen wollen, wie sich die Geschichte abhängig von ihren Entscheidungen
entwickelt, wird auch ihre Neugier geweckt.
Inhalt
Insgesamt
werden in dem entworfenen Disney-Setting um König Triton und Hexe Ursula 17
Fragen an die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer gerichtet, die alle wieder zu
anderen Verläufen führen, so dass Abwechslung garantiert ist. Meine Töchter
waren wieder sehr bei der Sache und wollten direkt alle Varianten kennen lernen.
Im Prinzip gibt es zwei Haupthandlungsstränge: Entweder will man sich die
Parade zum Korallenfest genauer anschauen oder König Tritons Schatz suchen.
Außer
den Entscheidungsfragen kommen im Buch auch insgesamt 9 Rätselfragen vor, bei
denen die Kinder in den meisten Fällen den nachfolgenden Textinhalt im Fortgang
antizipieren müssen. Gut ist, dass auch die Lösung verraten wird, so dass kein
Frust aufkommt.
Wichtig
zu erwähnen, ist in diesem Zusammenhang noch, dass trotz der Variationen
innerhalb der Geschichte der Inhalt nie seine Kohärenz einbüßt. Alles bleibt
logisch und nachvollziehbar.
Bebilderung
und Sprachgestaltung
Das
Disney-Setting spiegelt sich auch in der Bebilderung wider. Auch die böse
Meerhexe Ursula und König Triton tauchen auf. Das hat meinen beiden Töchtern
gefallen. Jedoch gibt es auch einiges zu bemängeln (s. Kritikpunkte).
Bei
der Sprachgestaltung ist zunächst einmal auffällig, dass die Kinder direkt mit
„du“ angesprochen und auf diese Weise in die Handlung einbezogen werden. Das
schafft Aktivierung und ist gelungen. Was mir ebenfalls aufgefallen ist, ist
der Umstand, dass sehr viel wörtliche Rede vorkommt. Das sorgt für
Lebendigkeit. Es überwiegt dadurch allerdings auch ein umgangssprachlicher
Sprachton. Passend zum Inhalt findet man viele Ausdrücke aus dem maritimen
Bereich, das ist gelungen. Grundsätzlich empfand ich die Sprachgestaltung als
altersangemessen. Der Wortschatz und die Satzkonstruktionen sind nicht zu komplex,
ich bin beim Vorlesen über keine Stelle „gestolpert“.
Kritikpunkte
Beim
Vorlesen muss man sich darauf einstellen, dass man anders als in anderen
Büchern vermehrt Hin- und Herblättern muss. Mich hat das zwar nicht gestört,
aber ich hätte es hilfreich gefunden, wenn auf den Seiten nicht nur angegeben
wird, wo man weiterlesen soll, sondern wie man den Weg des Gelesenen auch
wieder zurückverfolgen kann. So könnte man sich noch deutlich besser in dem
Werk zurechtfinden.
Bei
den Rätselfragen ist grundsätzlich das Problem, dass sie „nur“ bei den ersten
Malen spannend sind, danach sind sie bereits bekannt und weniger interessant. Auch
ist die Rätselfrage zum Labyrinth zu einfach und durch den begleitenden Text
auch zu verwirrend. Weiterhin ist mir aufgefallen, dass es anders als im
Vorgängerband weniger verschiedenartige Aufgabenformate gibt (vgl. dazu eine
frühere Rezension). Das ist schade!
Das
Ende mancher Erzählstränge kommt recht abrupt. Ich würde den Machern des Buchs
empfehlen, die Bände der Buchreihe noch umfangreicher zu gestalten.
Ich
hätte mir beim Vorlesen auch umfassendere erzählerische Abschnitte gewünscht,
mir dominiert die Umgangssprache zu sehr.
Die
Bebilderung fand ich im Vorgängerband „Das Geheimnis der Pirateninsel“ besser.
Zunächst einmal waren meine beiden Töchter sehr enttäuscht darüber, dass im
ganzen Buch kein einziges Bild von Arielle auftaucht. Hier hat das Cover eine
andere Erwartungshaltung provoziert. Darüber hinaus ähneln sich viele Bilder
doch sehr stark, mehr Abwechslung wäre hier gut gewesen. Auch sind die Bilder
wenig textunterstützend. Eine stärkere inhaltliche Text-Bild-Verzahnung hätte
dem Buch gut getan. Auch hätten es mehr großflächige Illustrationen sein
dürfen. Hier hat mir der Vorgängerband „Das Geheimnis der Pirateninsel“
deutlich besser gefallen.
Fazit:
Das Kinderbuch weist ein innovatives Konzept auf. Man sollte es in meinen Augen
auf jeden Fall einmal mit seinem Nachwuchs austesten. Es bietet aber auch noch
Verbesserungspotential. Verglichen mit dem Vorgängerband „Das Geheimnis der
Pirateninsel“ ist dieser Band weniger gut gelungen, was sich in meinen Augen
v.a. an der Bebilderung und den Rätselfragen zeigt. Deshalb vergebe ich dieses
Mal nur 4 Sterne! Trotzdem empfehle ich es weiter.