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Montag, 16. Juni 2025
Paolini, Christopher - Fractal Noise
Donnerstag, 12. Juni 2025
Russ, Rebecca - Der Weg
Hammer-Buch
Der Einstieg in den Thriller erfolgt
unmittelbar, es geht direkt los. Eh man sich versieht, sitzen beide Freundinnen
bereits im Flieger nach Schweden und verbringen noch eine Nacht in einer Pension,
bevor sie dann loslaufen. Sie lassen sich auch von den widrigen Wetterbedingungen
nicht abhalten.
Während der Wanderung wird das
Beziehungsverhältnis von Jules und Nicki vertieft. Beide haben sich auseinandergelebt
und Nicki hat eine schwere Zeit hinter sich. Doch was genau in ihr vorgeht,
gibt sie ihrer Freundin nicht preis… Sie wirkt aber oft abwesend und mit den
Gedanken woanders. Als Leser beginnt man natürlich zu rätseln, was mit ihr los
ist. Das ist geschickt arrangiert!
Weiterhin wird schnell deutlich,
dass Jules sich sehr auf die Wanderkompetenz ihrer Freundin verlässt, v.a. was
die Navigation angeht. Das wird ihr bald zum Verhängnis. Denn nach einer gemeinsamen
Nacht im Zelt, wacht Jules am nächsten Morgen allein auf und weiß nicht, wo Nicki
steckt. Verzweifelt macht sie sich auf die Suche nach ihr und ist ganz auf sich
allein gestellt. Sie ist orientierungslos und weiß nicht, was sie tun soll. Sie
agiert dabei ziemlich leichtsinnig und schon bald verläuft sie sich…Die
Situation wird brenzlig und gewinnt an Dynamik. Und gleichzeitig stellt man
sich die Frage, was mit Nicki passiert ist. In meinen Augen eine äußerst spannende
Ausgangssituation! Und mit zunehmendem Handlungsverlauf wird der Plot immer
spannender und wendungsreicher. Ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand
legen, die Bedrohungssituation spitzt sich immer mehr zu. Eine Sogwirkung beim
Lesen entstand! Ich habe das Schicksal von Jules mit Anspannung begleitet und bin
auch an einigen Stellen vom Verlauf des Inhalts überrascht worden. Die
Darstellung des inneren Zustands von Jules hat mich ebenfalls überzeugt.
Eingeschoben sind auch regelmäßige
Rückblicke, die im weiteren Handlungsverlauf eine weitere Dynamik erzeugen. Ich
will über sie nicht zu viel verraten, denn sie haben eine wichtige Funktion. Nur
so viel: Sie sind ein absoluter Gewinn für die Handlung! Durch sie erhalten die
Figuren viel mehr Tiefe und ich konnte dadurch eine bessere Beziehung zu ihnen
aufbauen und mehr mitfiebern.
Insgesamt liest sich das Buch
sehr flüssig. Ich bin nur so durch die Seiten gerast. Vieles von dem, was ich
gelesen habe, ging sehr unter die Haut und hat mich emotional gepackt. Das Setting erinnerte mich sehr an „Der Ausflug“ von Ulf Kvensler, aber es lassen sich in
meinen Augen auch gut Bezüge zu Freida McFaddens „Wenn sie wüsste“ herstellen. Das
Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. In meinen Augen ist der Autorin
hier ein ganz großer Wurf gelungen. Ich bin gespannt, ob sie es damit in die
Bestseller-Listen schafft. Ich bin jedenfalls auf weitere Bücher der Autorin
gespannt!
Montag, 9. Juni 2025
Bradley, Kaliane - Das Ministerium der Zeit
Interessanter Genre-Mix
Der Ich-Erzählerin kommt die
Aufgabe zu, Commander Graham Gore (1809-1847) von der Royal Navy zu betreuen. Er
nahm an der tragischen Franklin-Expedition in die Arktis teil (Stichwort für
weitere Recherchen: HMS Erebus), bei der er gestorben wäre, wenn ihn der
Transfer in die Gegenwart nicht gerettet hätte. Zusammen mit dem Begleitschiff
HMS Terror wollte man eine Nordwestpassage durch die kanadische Arktis
ausfindig machen. In eingeschobenen Rückblicken zu Beginn jedes Kapitels wird
geschildert, was Gore und der Besatzung beider Schiffe damals widerfahren sein
könnte. Erfreulicherweise werden im Nachwort zudem noch einige wichtige
historische Hintergrundinformationen zu dieser Mission integriert, die ich mit
Interesse gelesen habe. Der reale historische Hintergrund wertet den Inhalt des
Buchs in meinen Augen noch einmal auf.
Erwartungsgemäß hat Graham Gore
einige geschichtliche Entwicklungen verpasst, als er sich im 21. Jh.
wiederfindet, und tut sich anfangs etwas schwer mit den Veränderungen. Er muss
viele neue Informationen verarbeiten und „verdauen“. Vieles nimmt er mit
Erstaunen zur Kenntnis. Um sicherzustellen, dass er keine negativen Folgen
durch die Zeitreise erfahren hat, wird der Commander heimlich durch das
Ministerium überwacht. Und die Begegnung
zwischen dem Zeitreisenden und seiner „Brücke“ wird humorvoll beschrieben.
Allerdings erlebt Graham auch
keinen „Kulturschock“ und ist durchaus in der Lage, sich an seine neue Umgebung
anzupassen. Schon bald kann er Computer bedienen und Streaming-Dienste nutzen. Für
mich war es letztlich erstaunlich, wie „integrationswillig“ er ist. Da hätte
ich mir schon ein paar Auseinandersetzungen oder Schwierigkeiten mehr
gewünscht. Gore stellt insgesamt wenig in Frage, eckt wenig an. Sein
Integrationsprozess verläuft (zu?) reibungslos. Ich hätte mir darüber hinaus
noch mehr Passagen gewünscht, in denen geschildert wird, wie Graham Dinge aus
dem 21. Jh. zum ersten Mal erlebt. Da wurde für mich etwas Potential
verschenkt.
Im weiteren Handlungsverlauf kommt es zu einer Annäherung zwischen Gore und seiner „Brücke“. Das verleiht der Handlung etwas Schwung. Dabei ist es amüsant zu lesen, in welch veralteten Rollenvorstellungen der Commander denkt und wie er sich gegenüber seiner Aufpasserin verhält. Die Liebe zwischen beiden Figuren entwickelt sich äußerst zaghaft-zurückhaltend und wird zunächst nur dezent entfaltet. Sie intensiviert sich aber mit der Zeit (jedoch sie nimmt weniger Raum ein, als ich anfangs vermutet hatte). Später zieht dann auch die Spannung plötzlich an, als eine unbekannte Bedrohung das Leben der Zeitreisenden bedroht. Dann entwickelt sich auf einmal eine Art Spionage-Thriller. Und die Auflösung ist gelungen. Anders ausgedrückt: Dieses Buch bietet unheimlich viel und ist ein interessanter Genre-Mix. Durch den historischen Hintergrund ähnelt das Buch einem historischen Roman, aber es weist auch Elemente von Science-Fiction, von einem Thriller und von einem Liebesroman auf. Eine klare Genre-Einordnung fällt hier schwer. Die zentrale Frage ist, ob man sich auf einen solchen Mix einlassen kann oder ob sich die Leserinnen und Leser lieber gewünscht hätten, dass die Autorin eine entschiedenere Richtung einschlägt. Das muss jede und jeder für sich selbst beantworten. Mir hat diese Mischung jedenfalls gut gefallen. Ich gebe 4 Sterne!
Dienstag, 3. Juni 2025
Taler, Mark - Omniworld
Erschreckende Zukunftsvision
In diesem sog. Metaverse kann
jede und jeder das sein, was sie oder er gern sein möchte. Man kann einen
digitalen Avatar des eigenen Selbst kreieren und nur die eigene Fantasie bildet
die Grenze des Machbaren. Omniworld ist der Gegenentwurf zur „echten“ (Objekt) Welt.
Es gibt keine Beschränkungen. Und dabei wirkt die virtuelle Realität so
lebensecht und fotorealistisch, dass man sie nicht von der wahren Welt
unterscheiden kann.
In weiteren Perspektiven lernen
wir noch andere Figuren außer Ethan Hubble kennen. So z.B. seine Frau Marie,
die ihn von Anfang an unterstützt hat, noch bevor er seine erste Million
verdient hat. Durch ihre Augen erhalten wir einen Einblick in die Arbeitsumgebung
und die Projekte rund um die Firma Omni, die im Silicon Valley angesiedelt ist.
Das Ziel ihres Mannes ist es beispielsweise, Mitarbeiter von Omni immer stärker
in die virtuelle Realität einzubinden und so das Arbeitsumfeld immer stärker in
die simulierte Welt zu verlagern. In naher Zukunft soll die totale Immersion
erreicht werden. Jeder Mensch soll Zugang zur Simulation erhalten und sich
möglichst lange (oder gar dauerhaft?) darin aufhalten. Ethan Hubble möchte die
Objektwelt durch die Simulation ablösen.
In einer weiteren Perspektive
erleben wir die Sicht des Vaters und Witwers Steffen. Dieser hat mit den negativen
Auswirkungen von Omniworld auf seinen 16-jährigen Sohn zu kämpfen. Er muss
miterleben, dass sich sein Sohn oft in der Simulation aufhält und sich immer mehr
aus der Realität entfernt. Er versucht ihn davon zu überzeugen, mehr „echte“ Aktivitäten
in der Objektwelt zu erleben. Doch sein Bemühen ist vergebens. Zu attraktiv ist
die Simulation. Sein Sohn driftet immer mehr in die Selbstisolation ab und
entwickelt Abhängigkeitssymptome. Die negativen Auswirkungen werden anschaulich
beschrieben. Der Vater versucht sich Hilfe zu organisieren und erkennt dabei,
dass sein Sohn nicht das einzige Opfer von Omniworld ist. Gleichzeitig muss er
erkennen, wie wirkmächtig Omni agiert, um negative Schlagzeilen und kritische
Berichterstattung zu unterbinden.
Die entworfene Zukunftsvision ist
sehr kreativ und ideenreich gestaltet worden. Als Pro-Argument für die
virtuelle Realität wird z.B. immer wieder der Aspekt der Nachhaltigkeit erwähnt.
Dadurch, dass sich Menschen in der Simulation treffen und dort interagieren
können, entfallen Reisen mit Transportmitteln wie Auto und Flugzeug. Die
digitale Welt ist ein riesiger Wachstumsmarkt, an dem immer mehr Menschen
teilhaben möchten. Das wird nur allzu deutlich. Und Omniworld expandiert immer
mehr. Es umfasst immer mehr Lebensbereiche. Und Ethan Hubble entwickelt immer wieder
neue Ideen, um noch mehr Nutzerinnen und Nutzer für die Simulation zu
begeistern (so kann sich bald jede und jeder z.B. ihren bzw. seinen eigenen
Traumpartner oder virtuelle Babys kreieren). Dabei ist Hubble auch wichtig,
dass seine Firma ein positives Image aufweist.
Um eine längerfristige
Entwicklungsperspektive zu schildern, werden immer wieder Zeitsprünge von fünf
Jahren platziert. Sehr geschickt! So befinden wir uns zu Beginn im Jahr 2033,
später dann in den Jahren 2035, 2040, 2045 und 2050. Den Abschluss bildet das
Jahr 2052. Auf diese Weise können die verschiedenen Weiterentwicklungen von
Omniworld in den Blick gerückt werden. Die Simulation wird immer allumfassender
und ergreift mit der Zeit mehr und mehr Bereiche des Lebens. Das Erleben der
Nutzerinnen und Nutzer wird stetig verbessert. Mensch und Technik verschmelzen stärker
und stärker. Der Aufenthalt in der Simulation wird kontinuierlich verlockender.
Dabei wird auch immer wieder deutlich, wie sehr Ethan Hubble von seiner
Technologie überzeugt ist und wie wenig kritisch er ihr begegnet. Anders als
seine Frau ist Ethan absolut technikversessen. Anders als sie stellt er nichts
in Frage und treibt seine Ideen zum Ausbau der Simulation immer weiter voran.
Dabei überschreitet er auch moralische Grenzen…
Das Buch fordert an vielen
Stellen zum Mitdenken heraus und verlangt eine Positionierung zu zahlreichen
Themen, die im Buch vorkommen. Man kann das Buch auch gut als Kritik an der
heutigen Zeit und an der Macht von Tech-Unternehmern lesen (man denke nur an
Zuckerberg, Bezos oder Musk). Das hat mir richtig, richtig gut gefallen. Immer
wieder wird man während der Lektüre mit der Frage konfrontiert, wie man selbst
mit der Simulation umgehen und sich darin verhalten würde. Der Inhalt des Buchs
bietet hier verschiedene Identifikationsmöglichkeiten an. Ich habe die Entwicklung
von Omniworld mit Interesse begleitet und mich während der Lektüre stets
gefragt, wo das Ganze noch hinführt. Es ist jedenfalls erschreckend zu lesen,
wie wenig verantwortungsvoll die Menschen mit der neuen Technologie umgehen. Fazit:
Insgesamt ein rundum gelungenes Werk mit einem beeindruckenden Ende.
Montag, 2. Juni 2025
The Acolyte (Staffel 1)
Ein Star-Wars-Krimi
Auffällig sind die Kampfszenen,
die an fernöstliche Martial-Arts erinnern. Ich könnte mir vorstellen, dass sie
bei vielen Fans Irritationen oder gar Ablehnung hervorrufen. Mir hat die Art
und Weise der Inszenierung der Duelle aber gut gefallen. Die Kampfkünste heben
sich auf diese Weise von schon Bekanntem ab. V.a. als ein weiterer Antagonist
auf den Plan tritt, gewinnen die sehr gut choreografierten Auseinandersetzungen
noch einmal an Dynamik.
Ebenfalls fällt auf, dass die
Beziehung zwischen Mae und Osha sowie ihre Beziehung zu Sol eine große Rolle
spielt und viel Raum einnimmt. In diesem Zusammenhang werden auch immer wieder Rückblicke
in die Vergangenheit integriert. Darin wird z.B. gezeigt, wie
Osha zum Jedi-Orden fand und dass ihre Aufnahme in den Orden nicht
komplikationslos verlief. Sehr interessant! Gut gefallen hat mir auch, dass die
individuelle Charakteristik der jeweiligen Figur gut zum Ausdruck kommen. Man
merkt Mae und Osha an, dass sie verschieden sind. Die Beziehung zwischen beiden Schwestern ist
konfliktreich angelegt. Und bei Sol wird ebenfalls ein innerer Konflikt spürbar.
Kurzum: Die verschiedenen Motive des Handelns der Figuren wirken glaubwürdig und
nachvollziehbar.
Das Ende der ersten Staffel lässt Raum für eine Fortsetzung. Es gibt sogar einen vielversprechenden Cliffhanger. Meine Recherchen haben aber ergeben, dass momentan nicht geplant ist, die Serie fortzuführen. Die erste Staffel war nicht erfolgreich genug und blieb hinter den Erwartungen zurück. Ich finde das etwas schade und kann es nicht verstehen. Nach meinem Empfinden ist die Serie inhaltlich gelungen und bietet einen faszinierenden Blick in einen noch nicht erzählten Abschnitt des Star Wars Universum. Aber nun gut, die Fans haben so entschieden…
Freitag, 30. Mai 2025
Faber, Henri - Locked In
Guter Beginn, am Ende zu unübersichtlich
Beim Zugriff wird der Entführer schwer
verwundet und trägt eine Kopfverletzung davon. Er überlebt mit schweren Hirnschäden
und muss sein Dasein fortan als Locked-In-Patient fristen, der in seinem
eigenen Körper gefangen ist. Gelähmt, aber bei vollem Bewusstsein. Und die Entführungsopfer
bleiben verschollen…
Eingeschoben werden auch Kapitel
aus der Sicht eines Opfers, das sich in einem Verlies befindet und orientierungs-
und gedächtnislos ist. Ihm bleibt nicht viel Zeit und es muss ums Überleben kämpfen.
Es versucht sich aus seiner ausweglosen Situation zu befreien und wächst dabei
über sich hinaus. Die Schilderungen sind eindringlich. Die Zeit läuft und der
physische und psychische Zustand des Gefangenen drohen sich zu verschlechtern.
Doch anfangs erscheint uns das Opfer noch kräftig und willensstark. Doch bleibt
das so?
Eine weitere Perspektive kommt
dem Neurowissenschaftler Prof. Dr. Theo Linde zu, der ein Gerät entwickelt hat,
mit dem sog. Locked-In-Patienten kommunizieren können. Es misst die Hirnströme
und kann Ja- und Nein-Antworten ermitteln. Diese Erfindung soll der Polizei
dabei helfen, mit dem überlebenden Entführer zu kommunizieren, damit dieser Auskunft
über seine Verbrechen geben kann. Doch warum sollte er die an ihn gerichteten
Fragen korrekt beantworten? Welches Interesse sollte der Entführer daran haben,
zu helfen?
Die gewählten Ich-Perspektiven
erzeugen Unmittelbarkeit. Wir sind als Leser nah dran am Geschehen. Die Schreibweise
zeichnet sich durch Kreativität und Ideenreichtum aus. Und der Umstand, dass
ein entführtes Opfer gefangen ist und der Entführer gleichzeitig verhört werden
soll, erzeugt Zeitdruck. Auch das ist gelungen. Die Ermittlungen werden
dynamisch und ereignisreich vorangetrieben. Es wird an vielen Stellschrauben
gedreht, um Spannung zu erzeugen. Es kommt keine Langeweile auf. Prima!
Weiterhin finde ich interessant,
dass der Inhalt des Thrillers einen realen Hintergrund hat. Locked-In-Patienten
gibt es tatsächlich und auch ein Gerät zur Kommunikation mit solchen Patienten
existiert in Wirklichkeit (obwohl es für mich anfangs eher nach Raumschiff
Enterprise klang). Dass es sich nicht um eine reine Fiktion handelt, wertet den
Inhalt in meinen Augen noch einmal zusätzlich auf. Ich mag es, wenn ich noch
etwas dazulernen kann. Und an einer Stelle erhält das Geschehen durchaus auch Tiefgang.
So wird die Frage nach Sterbehilfe thematisiert (allerdings nur knapp).
Allerdings habe ich bei diesem
neuen Thriller auch etwas zu meckern. Mit zunehmendem Handlungsverlauf wird die
Handlung für mich zunehmend unübersichtlich. Die Ereignisse und Wendungen
überschlagen sich. Mir war das zu viel. Es war mir zu hektisch. Ich habe auch
nicht immer verstanden, wie eins zum anderen kommt. Einiges war mir dann auch
mal zu abgedreht, das muss ich ehrlich zugeben. Schade, schade! Die beiden Vorgänger
gefielen mir insgesamt besser.
Donnerstag, 22. Mai 2025
Pätzold, Oliver - Die Helios-Apokalypse
Kampf ums Überleben
Montag, 19. Mai 2025
Clark, Julie - Die unsichtbare Hand
Familiengeheimnisse
Nach 30 Jahren der Funkstille
erhält Olivia, die inzwischen als Ghostwriterin arbeitet und aufgrund eines Skandals
in schwieriges berufliches „Fahrwasser“ geraten ist, von ihrem Vater unerwartet
den Auftrag, für ihn seine Memoiren zu schreiben und das vorhandene Manuskript druckreif
zu überarbeiten. Grund dafür ist eine schwere Erkrankung, die seine Schreibfähigkeit
beeinträchtigt. Er leidet an der sog. Lewy-Körper-Demenz. Und aus finanziellen
Erwägungen heraus beschließt sie die Offerte anzunehmen und tritt wieder mit ihm
in Kontakt. Vor ihrem Umfeld aber verschweigt Olivia, dass es sich bei ihrem neuen
Auftraggeber um ihren eigenen Vater handelt.
Als Olivia in ihre alte Heimat
zurückkehrt, wird sie mit Erinnerungen an ihre Kindheit konfrontiert. Diese
verlief alles andere als glücklich. Ihr Vater war aufgrund des Verlusts seiner
Geschwister ein gebrochener Mann und schwer traumatisiert. Er flüchtete sich in
Alkohol und Drogen. Olivias Mutter verließ die Familie früh und ließ ihre
Tochter allein mit ihrem Vater zurück. Als sie wieder aufeinandertreffen, liegt
Spannung in der Luft. Sie einigen sich schließlich darauf, die Zusammenarbeit
für eine Woche zu testen, bevor sie gemeinsam entscheiden, wie es weitergeht.
Für ihren Vater wird das Schreiben seiner Memoiren zu einer Form der Konfrontationstherapie.
Er will die Zeit vor dem Doppelmord beleuchten und davon berichten. Er will
sein jahrelanges Schweigen brechen und Stellung zu den Anschuldigungen nehmen,
die immer wieder gegen ihn vorgebracht wurden. Und Olivia ist neugierig, mehr
über die Vergangenheit zu erfahren. Wir tauchen ein in das Jahr 1975 und die
zentrale Frage, die man sich während der Lektüre stellt, lautet: Was hat sich
damals wirklich zugetragen?
Beim Lesen wird deutlich, dass
die Krankheit des Vaters gut zum Ausdruck kommt und die Symptomatik nachvollziehbar
beschrieben wird. Problematisch bei ihm ist z.B. der Umstand, dass sich
Wahnvorstellungen und reale Erinnerungen vermischen können. Es stellt sich also
die Frage, wie zuverlässig die Aussagen von Vincent überhaupt sind. Auch der
Arbeitsprozess von Olivia, aus dem unfertigen Manuskript und den Erzählungen
des Vaters sowie eigener Recherchearbeit ein in sich kohärentes Buch zu formen,
wird interessant geschildert. Sie muss zahlreiche Hürden bewältigen. Dabei
steht auch ihr Ruf als Ghostwriterin auf dem Spiel (vom Verlag und von
Konkurrenten erhält sie Gegenwind). Auch die Charakteristik und die
Beziehungskonstellationen der Figuren kommt sehr gut zum Ausdruck und ist
differenziert angelegt. Dafür sorgen auch eingeschobene Kapitel mit Rückblicken
in das Jahr 1975 aus der Ich-Perspektive von Vincent und dessen Schwester
Poppy. Das größte Manko ist in meinen Augen aber die Spannungsarmut: Die
Spannung baut sich langsam auf und der Spannungsbogen ist nur schwach spürbar. Das
Tempo ist nicht allzu hoch. Für mich entstanden zu wenig Fragen, die ich beantwortet
wissen wollte. Meine Neugier wurde wenig „angestachelt“. Alles dreht sich in
erster Linie um die Rekonstruktion des Familiengeheimnisses von 1975. Aber
richtig miträtseln konnte man dabei auch nicht. Schade!
Insgesamt fand ich das Buch, wie
schon gesagt, nicht sehr packend (weder zu Beginn, noch im Mittelteil oder am
Schluss). Es kann in meinen Augen bei Weitem nicht mit den ersten beiden Werken
mithalten („Der Plan“ und „Der Tausch“). Thematisch entfernt es sich auch deutlich
von diesen beiden ersten Büchern. Es geht nun weniger um starke Frauenfiguren,
die sich gegen toxische Männlichkeit zur Wehr setzen. Die Autorin probiert mal
etwas anderes und öffnet sich damit einem breiteren Lesepublikum (was ja gut
ist!). Der Schreibstil bzw. die Übersetzung ist trotz der Spannungsarmut aber
sehr angenehm und „Die unsichtbare Hand“ liest sich flüssig. Man bleibt an den
Zeilen haften. Man wird nur leider nicht
mitgerissen. Deshalb ist es für mich auch nur ein durchschnittlicher Spannungsroman
(als Thriller kann man das Buch nicht bezeichnen). Von mir gibt es dafür 3
Sterne.
Donnerstag, 15. Mai 2025
Strobel, Arno - Das Wesen
Bernd Menkhoff und die Schatten der Vergangenheit
Kommissar Menkhoff dürfte dem ein
oder anderen aus der Mörderfinder-Reihe bekannt sein (vgl. dazu frühere
Rezensionen). Dort ist er ein wichtiger Ansprechpartner von Max Bischoff. Beide
verbindet eine gemeinsame Vergangenheit beim KK11 in Düsseldorf. In diesem vorliegenden
Thriller wird Menkhoff als hitzköpfig und aufbrausend beschrieben. Es fällt ihm
nicht leicht, einen kühlen Kopf und professionelle Distanz zu bewahren. Seine
Gefühle kochen schnell hoch. Seifert hingegen ist das genaue Gegenteil. Er bleibt
ruhig und betrachtet das Geschehen kühl-distanziert. Gleichzeitig ist Menkhoff
der Erfahrenere von beiden, der oft nach intuitivem Bauchgefühl handelt. Die
Partner gehen in der Sache hart, aber herzlich miteinander um, geigen sich auch
mal gegenseitig die Meinung. V.a. bei den Ermittlungen zum Fall von 1994 werden
Meinungsverschiedenheiten zwischen Menkhoff und seinem Partner Seifert
deutlich. Das hat mir gut gefallen. Dr. Lichner fordert die beiden bei ihren
Ermittlungen heraus und provoziert sie. Er verhält sich bei den Befragungen herablassend
und arrogant. Auf diese Weise treibt er Menkhoff oft genug zur Weißglut. Zwischen
beiden entspinnt sich ein Psychoduell. Das ist gut arrangiert. Dabei wird auch sehr
gut deutlich, dass Menkhoff dem Psychiater nicht unvoreingenommen begegnet. Für
ihn ist Lichner ganz klar schuldig und er sucht mit Nachdruck nach den passenden
Beweisen, um ihn zu überführen. Als Leser hatte ich oft das Gefühl, dass
Menkhoff in seinen Urteilen oft zu vorschnell ist.
Insgesamt ist dieser Fall
spannend konstruiert worden. Man fragt sich fortlaufend, ob Dr. Lichner nicht
vielleicht doch die Wahrheit sagt und jemand ihm etwas anhängen möchte. Die Handlung ist durchdacht und der Thriller
hat mich von Anfang bis Ende bei der Lektüre gefesselt. Viel Raum nimmt die
Vernehmung von Zeugen ein. Doch diese Passagen sind nie langatmig, sondern äußerst
abwechslungsreich und interessant gestaltet worden. Es kommen auch immer wieder
neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Auch die Dynamik zwischen den Figuren ist
geschickt angelegt. Und die Unzuverlässigkeit von Aussagen kommt gut zum
Ausdruck. Nur an einer einzigen Stelle bin ich etwas stutzig geworden. Da waren
mir Verhaltensweisen auch mal zu wenig nachvollziehbar und nicht glaubwürdig
genug. Auch das Ende war mir teils etwas zu stark konstruiert. Aus diesem Grund
kann ich keine 5 Sterne geben. Ansonsten hat mich das Buch aber sehr gut
unterhalten und ist auf jeden Fall eine Lektüre wert.
Montag, 12. Mai 2025
Weßling, Bernhard - Was für ein Zufall! (2. Auflage)
Entropie und Nachhaltigkeit
2022 lernte ich den Unternehmer,
Kranichforscher und promovierten Chemiker Bernhard Weßling im Rahmen eines
freundlichen E-Mail-Kontakts kennen und habe bald darauf sein lesenswertes Buch
„Was für ein Zufall!“ gelesen und rezensiert. Die Rezension zur 1. Auflage gibt es hier (später folgten auch noch
Rezensionen zu seinen Büchern „Der Ruf der Kraniche“ und „Mein Sprung ins kalte Wasser“, vgl. dazu die Links).
Als Fazit hielt ich damals auch
Kritisches fest: Der Autor legt hier ein Sachbuch vor, in dem er sich den
großen menschlichen Fragen widmet. Er argumentiert aus der Sicht eines
Thermodynamikers und stützt sich dabei auf die Theorie von Ilya Prigogine, der
1977 den Nobelpreis für seine Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik erhielt.
Weßling liefert viele Denkanstöße. Der Schreibstil ist lebendig, zugewandt und
weitestgehend anschaulich und verständlich. Dennoch ist Mitdenken bei der
Lektüre gefragt und Wissen zum Fachgebiet der Chemie ist sicherlich
verständnisförderlich. Mich persönlich hat die Lektüre bereichert, ich konnte
einiges neu dazulernen. Für mich hätte der Autor nur noch etwas stärker
herausstellen können, welche Vorteile seine Betrachtungsweise der
Beschaffenheit der Welt hat. Nicht immer war mir der inhaltliche Zusammenhang
zwischen den einzelnen Kapiteln deutlich genug ausformuliert. Das Ziel der
gedanklichen Reise war mir nicht immer klar.
Nun hat Weßling das Buch
aktualisiert, mit zwei neuen Kapiteln versehen und nochmals neu aufgelegt. Für
mich stellt sich in diesem Zusammenhang natürlich die Frage, ob meine
Kritikpunkte von 2022 nun Berücksichtigung finden. Und ich kann sagen, dass der
Autor dieses Mal sehr nachvollziehbar verdeutlicht, worum es ihm geht. Das geht
schon aus seinem Vorwort zur 2. Auflage hervor. Er betont noch einmal
ganz deutlich, dass der Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik mehr Beachtung
geschenkt werden sollte. Nicht nur die Quanten- und die Relativitätstheorie
sollten in den Lehrplänen von Schulen und Universitäten eine Rolle spielen. Und
die Entropie ist für Weßling die zentrale Größe, um die es geht. Sie spielt im
alltäglichen Leben ebenso eine Rolle wie in der Evolution, in der Ökologie und
in der Kosmologie. Und in den beiden neuen Kapiteln (Kapitel 7 und 8) möchte er
v.a. den Begriff der Nachhaltigkeit mit der Entropie in Zusammenhang bringen.
Dafür möchte er vor allem die technologischen Verfahren zur Entfernung von CO2
aus der Atmosphäre und dessen Speicherung in tiefere Erdschichten genauer in
den Blick nehmen. Und auf diese beiden Kapitel möchte ich mich im Rahmen dieser
Rezension genauer fokussieren.
Kapitel 7
Hier betrachtet Weßling zunächst
das Phänomen von Krisen. Er widerspricht entschieden der Behauptung, dass wir
heute in einer besonders krisenanfälligen Zeit leben, wie es häufig von Medien
kolportiert wird. Die Wahrnehmung, dass man gegenwärtig in einer Art Zeitalter
der Polykrise lebt, sei nicht zutreffend, so der Autor. So bestehe das
menschliche Leben insgesamt aus einer großen Anzahl von Unwägbarkeiten und
befinde sich ständig im Nicht-Gleichgewicht. Die Menschheitsgeschichte sei
fortwährend von krisenhaften Zuständen geprägt und oft erst der Auslöser für
bestimmte menschliche Entwicklungen gewesen. Mit vielen treffenden Beispielen
widerlegt er die von der heutigen Medienwelt gezeichnete Zustandsbeschreibung
der Polykrise, leitet danach zu einer Klärung des Begriffs „Krise“ über und
zeigt schließlich auf, warum Ilya Prigogines Ansatz der
Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik dabei hilft, unsere Welt besser zu
verstehen. In diesem Zusammenhang erläutert er auch, was die Entropie dabei für
eine Rolle spielt und möchte diese Größe als Kriterium für die Berechnung von
Nachhaltigkeit etablieren.
Dafür stellt Weßling verschiedene
Verfahren vor, mit denen man CO2 aus der Atmosphäre entziehen kann. Und er
stellt kritisch fest, dass bei der Diskussion um diese Verfahren die
Thermodynamik und die Entropie keine Rolle spielen, obwohl man mit Hilfe dieser
beiden Ansätze berechnen kann, ob die Filterung von CO2 aus der Atmosphäre und
dessen Endlagerung überhaupt nachhaltig ist. Der Autor stellt dafür selbst
eigene Berechnungen an und hält abschließend kritisch fest: „Die gewaltige
Erhöhung der Entropieproduktion zeigt an, dass die Kollateralschäden von
DAC-Verfahren um ein Vielfaches größer sein werden als der erhoffte positive
Effekt für das Klima. Das gilt auch für die häufig angeführte Beschränkung
solcher Verfahren auf das Abfangen von CO2 aus industrieller Abluft (carbon
capture and storage, CCS)“, S. 232-233. Und auch die Weiterverarbeitung von aus
der Atmosphäre gewonnenem CO2 lohnt sich nach Ansicht des Autors nicht (auch
dann nicht, wenn man grünen Wasserstoff für die Herstellung anderer Chemikalien
verwendet). Kurzum: Nachhaltigkeit sieht anders aus! Weßling konstatiert:
„Weder in Bezug auf Energie noch in Bezug auf Entropie ist die Entsorgung
(Endlagerung) oder Nutzung von CO2 nachhaltig. DAC/CCS/CCU sind Verfahren, die
auf keinen Fall praktiziert werden sollten“, S. 242.
Kapitel 8
Doch was kann man stattdessen
tun? Gibt es Alternativen zu den in Kapitel 7 genannten Verfahren? Es kann ja
nicht die Lösung sein, nichts zu tun, um C02 aus der Atmosphäre herauszuziehen.
Darauf gibt der Autor in diesem zweiten neuen Kapitel nun eine Antwort. Er
schlägt eine naturnahe Lösung vor, bei der es Pflanzen, Pilzen und Mikroben mit
Hilfe von Sonnenenergie selbst überlassen wird, das CO2 wieder umzuwandeln.
Weßling schweben die Wiederherstellung und die Renaturierung von zerstörten und
beschädigten Wäldern vor. Offene Mischwälder mit Beweidung seien nötig. Allein
Bäume zu pflanzen, reiche nicht aus. V.a. die Böden müssten wieder dafür sorgen
können, dass CO2 in ihnen gespeichert wird. Der Autor zieht einige Studien
heran, die seine These stützen.
Auch ein Verzicht auf Dünger und
Pestizide sei unerlässlich, um Kollateralschäden zu vermeiden. Die
Landwirtschaft solle auf biologische Bewirtschaftung umgestellt werden (was
sich natürlich auch auf den Fleischkonsum auswirkt). Auf diese Weise werde das
CO2-Speicherpotential vergrößert und die Biodiversität wird gefördert. Die
besten CO2 Speicher sind vor allem Moore: „Die Moore unseres Planeten können
doppelt so viel CO2 speichern wie alle Wälder der Erde zusammen. Sämtliche
unterschiedlichen Feuchtgebiete (Moore, Mangroven, Kelpwälder, Salzmarschen und
Seegraswiesen) speichern 20% des gesamten globalen Kohlenstoffs, obwohl sie nur
1% der Erde umfassen“, S. 260.
Umso tragischer erscheint es,
dass diese häufig zu landwirtschaftlichen Nutzflächen umgewandelt worden sind:
„In Deutschland sind bzw. waren 4,2 % der Fläche von Mooren unterschiedlicher
Art bedeckt, wovon 95% zerstört sind (…)“, S. 261. Weßling plädiert dafür,
Feuchtgebiete wieder herzustellen und zu schützen. In diesem achten Kapitel
wird nur allzu deutlich, dass der Autor ein Mann der Praxis ist (als
Kranichforscher und Eigentümer eines biolandwirtschaftlichen Betriebs weiß er,
wovon er spricht, und geht selbst mit gutem Beispiel voran), der seine
vorgeschlagene Lösung auf „zupackende“ Art und Weise beschreibt.
Meine Meinung
Letztlich kann ich mir zu den meisten
Inhalten der dargelegten neuen Kapitel keine Meinung bilden, da ich kein
Experte auf diesem Gebiet bin. Lediglich zu der Diskussion um das Phänomen der
Polykrise habe ich häufiger darüber nachgedacht, ob nicht v.a. auch die
sozialen Medien dazu führen, dass wir Krisen heute stärker wahrnehmen. Wer ein
Smartphone besitzt, wird rund um die Uhr mit neuen Nachrichten von Krisen auf
der ganzen Welt versorgt. Doch was die Verfahren zur Filterung von C02 betrifft,
so kenne ich mich damit nicht aus. Ich kenne auch die Formeln (vgl. beispielsweise S. 230) nicht, die
Weßling zur Berechnung von Nachhaltigkeit verwendet hat. Ich kann seine
rechnerische Darlegung nicht überprüfen (zumal sie für mich als Laie nicht sehr
transparent dargelegt wird). Aus diesem Grund bin ich der Ansicht, dass sich
diese Neuauflage und die beiden neuen Kapitel v.a. an Fachleute richten,
weniger an Laien wie mich. Wenn der Autor aber Recht hat mit seinen kritischen
Einwänden, so sollten seine Kritikpunkte meiner Meinung nach bei anderen
Experten auf jeden Fall Gehör finden. Was die Lösungsvorschläge betrifft, so
sind sie nachvollziehbar. Doch sind sie auch durchführbar? Zur Umsetzung ist
jedenfalls der politische Wille nötig und ich könnte mir vorstellen, dass die
ein oder andere Maßnahme auf gesellschaftlichen Widerstand stoßen könnte.
Freitag, 9. Mai 2025
Kapitelman, Dmitrij - Eine Formalie in Kiew
Ein Blick in die Vorkriegs-Ukraine
Dienstag, 6. Mai 2025
Olsberg, Karl - Das KALA-Experiment
Über die Verantwortung von Wissenschaft
Danach folgt ein Blickwechsel: Die
Bloggerin Nina interviewt einen der international renommiertesten theoretischen
Physiker namens Hans Ichting. Kurz nach dem Interview begeht er Selbstmord und
wird tot in der Badewanne aufgefunden. Nina ist fassungslos und glaubt nicht
daran, dass Ichting sich selbst umgebracht hat. Sie ermittelt auf eigene Faust,
was dem Physiker zugestoßen ist, und hört sich in dessen Bekanntenkreis um. Hatte
er überhaupt ein Motiv für einen Suizid? Woran genau hat er gearbeitet?
Weitere Figuren, die in
Erscheinung treten, sind Reverend Victor, der selbst an Gott zweifelt und seinen
Beruf äußerst desillusioniert ausübt, sowie John Sparrow, ein Ex-Afghanistan-Soldat,
der als eine Art Söldner für einen privaten Sicherheitsdienst arbeitet und riskante
Aufträge übernimmt. Sie werden im weiteren Handlungsverlauf noch an Bedeutung
gewinnen und Nina bei ihren Ermittlungen, die sie bis nach Albuquerque (USA)
führen, über den Weg laufen.
Inhaltlich wartet der Wissenschafts-Thriller
mit einigen interessanten physikalischen und kosmologischen Hintergründen auf.
Auch die Arbeit am CERN wird näher beleuchtet. Das hat mir sehr gut gefallen. Der
Spannungsbogen ist gut durchkonstruiert und ich habe die Geschehnisse durchweg mit
Neugier begleitet. Lediglich das Erzähltempo lässt etwas zu wünschen übrig.
Verglichen mit den übrigen Büchern, die ich von Olsberg gelesen habe, ist
dieses etwas untypisch. Dieses Mal steht nicht das Thema der Künstlichen
Intelligenz im Mittelpunkt, sondern v.a. die Frage nach der Verantwortung von
Wissenschaft. Das Wissenschaftsgebiet der Physik rückt stattdessen in den
Fokus. Allerdings wird man als Leser sehr lang auf die Folter gespannt, bis man
erfährt, woran Ichting genau gearbeitet hat. Für mich war es das bisher
schwächste Buch von Olsberg. Ich würde knappe 4 Sterne geben. Seine anderen
Thriller, die ich kenne, fand ich spannender, temporeicher, direkter und auch
wendungsreicher.
Samstag, 3. Mai 2025
Ahsoka (Staffel 1)
Donnerstag, 1. Mai 2025
Logan, T. M. - Holiday
Psychologisch und wendungsreich
Beim Ferienhaus angekommen,
trifft Kate auf ihre Freundin und ehemalige Kommilitonin Rowan. Mit ihr, deren
Mann Russ und Tochter Odette will sie den Urlaub verbringen. Dabei wird sofort
deutlich, dass sich beide Frauen in unterschiedliche Richtungen entwickelt
haben. Während Rowan eine steile Karriere hingelegt hat, tritt Kate beruflich auf
der Stelle. Auch Russ wirkt gut betucht und hat in seinem Job mit hohen
Geldsummen zu tun.
Später stoßen noch zwei weitere
Freundinnen dazu (Jennifer mit ihrem Mann Alistair und den Söhnen Jake und Ethan
sowie die alleinstehende Izzy). Insgesamt agieren 12 Figuren in diesem
psychologischen Thriller, die wir durch sporadisch eingeschobene Kapitel (die
mit einem Wechsel des Blickwinkels einhergehen und geschickt platziert sind) alle
auch ein bisschen näher kennenlernen. Handlungsort ist eine Villa, die Rowan als
Ferienhaus organisiert hat. Sie liegt abgelegen und es handelt sich um ein
richtiges Luxusressort.
Fahrt nimmt die Handlung auf, als
Kate beim Auspacken der Koffer zufällig Seans Handy genauer in den Blick nimmt
und darauf mysteriöse Botschaften einer anonymen Fremden entdeckt. Der Inhalt
der Nachrichten auf dem Gerät verleitet sie zu der Annahme, dass ihr Mann sie
betrügt (und zwar mit einer ihrer Freundinnen). Aber mit wem? Das versucht Kate
durch eigene Beobachtungen im Folgenden herauszufinden. Sie weiß aber nicht
recht, wie sie mit ihrem Verdacht umgehen soll. Sie scheut sich davor zurück,
ihren Mann mit der Entdeckung zu konfrontieren und sucht kein klärendes Gespräch.
Stattdessen behält sie ihre Vermutung für sich und beschließt, sich
normal zu verhalten und sich nichts anmerken zu lassen. Doch kann sie das durchhalten?
Ihre Freundinnen beäugt sie fortan jedenfalls misstrauisch und als Leser erleben
wir hautnah mit, welche Hypothesen Kate aufstellt. Sie versinkt förmlich in
einem Analysemodus.
Die Handlung wird wendungsreich
erzählt und der Spannungsbogen ist deutlich spürbar. Lediglich im Mittelteil
drehte sich die Angelegenheit für mich ein wenig zu sehr im Kreis und hat ihre
Längen. Der Thriller liest sich flüssig und der Inhalt lebt von der Darstellung
der zwischenmenschlichen Reibungen. Die Charakterisierung der Figuren empfand
ich als gelungen und (für einen Thriller) tiefgründig. Die Wechsel der
Blickwinkel sorgen für Abwechslung und dafür, dass man den Figuren näherkommt und auch der
Nachwuchs der Protagonisten in den Blick gerät (wodurch sich eine weitere
Handlungsebene ergibt, die wiederum eine neue Dynamik erzeugt). Das Tempo ist nicht allzu hoch (was u.a. an der ausführlichen
Charakterzeichnung liegt). Als Leser kann man sehr gut miträtseln, der Verdacht
von Kate wird auf verschiedene Figuren gelenkt. Meine Neugier wurde durchweg
aufrechterhalten. Später kommen auch weitere Handlungselemente hinzu, die das Buch
nach meinem Gefühl nicht langweilig werden lassen. Das Finale war packend. Was
ich noch positiv festhalten möchte: Trotz des Umstands, dass 12 Figuren vorkommen,
habe ich nie den Überblick verloren (es dauerte lediglich, bis man alle Namen
kannte und die Kinder den Eltern zuordnen konnte). Kurzum: Ein sehr guter psychologischer
Thriller. Ich fand ihn nicht so gut wie „The Catch“, aber besser als die
anderen Thriller von T.M. Logan („The Parents“, „Trust me“). Ich komme auf gute
4 Sterne.
Samstag, 26. April 2025
Star Trek - Sektion 31
Misslungen auf ganzer Linie
Mittwoch, 23. April 2025
Cavanagh, Steve - Die Komplizin
Temporeich und spannend
In einer weiteren Perspektive begleiten
wir den Sandmann und erleben mit, wie er weiter sein Unwesen treibt. Sein Ziel
ist es, die Zeugen der Anklage auszuschalten. Dabei geht die Schilderung der
Taten unter die Haut. Und als Leser hofft man darauf, dass er gefasst wird. Gleichzeitig
befindet er sich auf der Flucht vor dem FBI und alles läuft auf ein Katz-und-Maus-Spiel
hinaus. Spannung entsteht v.a. auch dadurch, dass die Verfolger Daniel immer
dicht auf den Fersen sind. Unterstützung bei der Suche erhält das FBI durch Eddies
Kollegin Bloch.
Eingeschobene Tagebucheinträge
von Carrie verraten uns darüber hinaus mehr über das Beziehungsleben der
Millers. Es wird gut deutlich, dass es sich um ein asymmetrisches Verhältnis
handelt. Carrie ist finanziell abhängig von ihrem Mann und scheint Warnsignale
übersehen zu haben. Sie hinterfragt wenig, obwohl Daniel ein teils auffälliges
Verhalten an den Tag legt. Doch kann man ihr deswegen einen Vorwurf machen?
Insgesamt liest sich der Thriller
sehr flüssig. Das Erzähltempo ist hoch. Die Spannung ist permanent stark
ausgeprägt. Die Wechsel der Blickwinkel sind in meinen Augen sehr gut platziert
(v.a. ist es nicht zu hektisch, man bleibt auch einmal länger an einer Figur
dran). Die Handlung entwickelt sich stets action-, ereignis- und wendungsreich.
Es gab keine Längen. Auch die Auflösung am Ende ist überraschend.
Das Einzige, was ich etwas schade
fand, war der Umstand, dass die Gerichtsszenen nicht so im Zentrum der Handlung
standen (obwohl diese und Eddies Agieren vor dem Richter für mich stets das
Highlight bilden). Ich mag die Schilderungen, wie Eddie gewitzt und trickreich
bei den Verhandlungen auftritt, sehr. Er nimmt die Zeugen der Anklage im
Kreuzverhör regelrecht auseinander. Und für mich sind es genau diese Passagen,
die den Thriller so einzigartig machen. Sie lese ich am liebsten. Deswegen
möchte ich gern mehr davon. Aber nun gut. Trotzdem war es ein sehr guter
Thriller, der mich sehr gut unterhalten hat. Deshalb gibt es von mir 5 Sterne.