Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 5. August 2023

Peterson, Phillip P. - Janus






Für mich ein Flop


Was wäre, wenn man auf dem Marsmond Phobos ein außerirdisches Artefakt fände? Und was wäre, wenn daraufhin ein Wettlauf zwischen den USA, Russland und China entbrennen würde, um als erster nach Phobos zu gelangen? Das sind die zentralen Fragen, um die es im Science-Fiction-Roman „Janus“ von Phillip P. Peterson geht. Und ich gebe zu, dass ich mit sehr großen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Peterson ist einer meiner Lieblingsautoren. Die Themen, die er wählt sind für mich reizvoll und er hat in seinen bisherigen Büchern immer wieder unter Beweis gestellt, dass er ein unglaubliches Talent dafür hat, Spannung zu erzeugen. Bis auf die komplette Transport-Reihe habe ich alles von ihm gelesen (vgl. frühere Rezensionen). Der Wissenschaftsthriller „Nano“ war in meinen Augen sein bisher bestes und stimmigstes Buch, das er geschrieben hat. Kann „Janus“ daran anknüpfen?

 

Der Einstieg in den Astronauten-Thriller ist gelungen. Es wird ein simuliertes Andockmanöver an die ISS geschildert. Jenny Nelson probt auf diese Weise den Ernstfall und lernt aus ihren Fehlern. Das ganze Setting wirkt sehr authentisch und realistisch. Hier merkt man, dass der Autor vom Fach ist und Hintergrundwissen aus seinem beruflichen Werdegang einfließen lässt. Die Beschreibungen der technischen Abläufe rund um die Luft- und Raumfahrttechnik wirken kenntnisreich und detailliert. In meinen Augen die große Stärke dieses Buchs!

 

Und was der Autor ebenfalls lobenswert in den Blick nimmt: die außenpolitischen Probleme, die aus einer möglichen internationalen Zusammenarbeit bzw. dem Konkurrenzkampf resultieren. Und auch die Charakterzeichnung überzeugt, vor allem die von Jenny und ihrem Lebensgefährten Daniel. Jenny erscheint als starke Frauenfigur, die sich in einer Männerdomäne durchgesetzt hat. Die Belastungen des Astronautenjobs für das Privatleben werden glaubwürdig dargestellt. Jenny muss sich zwischen Karriere und Familienplanung entscheiden. Und es zeigt sich, dass sie ehrgeizig und karrierebewusst agiert. Sie möchte unbedingt bei der anstehenden Marsmission dabei sein. Und ihr Verhalten wirkt sich wiederum negativ auf die Beziehung zu Daniel aus. Leider treten dafür andere Figuren zu sehr in den Hintergrund, spielen so gut wie keine Rolle und bleiben blass.

 

Und es gibt noch weitere Stolperstellen, auf die ich hinweisen möchte: Wer z.B. überreicht Daniel den Umschlag mit Geheiminformationen? Das Geheimnis wird leider nicht aufgelöst und der Einsatz dieses schriftstellerischen Kunstgriffs wirkte auf mich nicht sonderlich elegant. Auch ist mir nicht klar geworden, wie die Entdeckung des Objekts auf den Mars so schnell als außerirdisch eingestuft werden konnte. Hier hätte ich begleitende Erforschungen durch verschiedene Messinstrumente sinnvoll gefunden, das Mysterium des Artefakts hätte Schritt für Schritt enträtselt werden können. Es wird nicht ein einziges Mal in Zweifel gezogen, ob es sich wirklich um etwas Außerirdisches handelt. Und es werden keinerlei Erkenntnisse zu dem Monolithen in die Handlung integriert. Schade!

 

Und noch etwas: Die Marsmission wird in eiligstem Tempo aus dem Boden gestampft. Alles wirkt gehetzt, überstürzt und riskant. Ist ein solches Szenario realistisch? Ich habe mich schon gefragt, wie die Menschheit reagieren würde, wenn es zu einem solchen Vorkommnis käme. Würde man nicht mit mehr Verstand und ausgiebiger Planung an die Sache herangehen? Man sollte sich mit dem von Peterson erdachten Szenario anfreunden können. Für mich wirkte die Dramatik etwas erzwungen.  Auch die Konzeption der Geo-Politik hat mich stellenweise nicht überzeugt. Sie wirkte manchmal etwas zu sehr „schwarz-weiß“, d.h. ohne Grautöne. Auch eine internationale Zusammenarbeit ohne Konkurrenzdenken hätte ihren Reiz gehabt, aber ohne den Wettlauf zum Mars hätte die Handlung natürlich weniger Dramatik entfaltet.

 

Und abschließend noch ein Bemerkung zur Gestaltung der Spannungskurve: Diese fand ich in „Nano“ besser arrangiert (vgl. eine frühere Rezension). Zum ersten Mal fehlte mir die Spannung, die sonst die Bücher des Autors auszeichnet. Ich habe mich gefragt, woran das lag und habe (leider!) immer noch keine befriedigende Antwort gefunden. Vielleicht wäre ein Konkurrenzkampf zwischen den Crew-Mitgliedern der Marsmission noch eine gute Idee gewesen? Für mich war z.B. zu schnell klar, dass Jenny einen Platz an Bord bekommen wird. Warum sonst sollte sie als Figur sonst so im Zentrum stehen? Auch fehlten dieses Mal (anders als in „Nano“) spannungserregende  Perspektivwechsel und Impulse. Die Handlung nimmt erst viel zu spät Fahrt auf, nämlich erst mit dem Start der Marsmission.

 

Gleichzeitig nimmt die Marsmission im Vergleich zum Rest des Buchs wenig Raum ein und wird stark gerafft erzählt. Schade! Nach meinem Geschmack hätte die Reise zum Mars länger dauern können. Mehr Spannung hätte z.B. durch ein permanentes Bedrohungsszenario erzeugt werden können, z.B. durch eine unvorhergesehene Katastrophe an Bord des Schiffes (ein Leck im Sauerstofftank o.ä.). Das beschriebene Annäherungsmanöver zwischen den Konkurrenten und die Übergabe von Transistoren und Medikamenten fand ich unrealistisch. Hat mich nicht überzeugt.

 

Die Beschreibung der Oberfläche des Monolithen und des Marsmondes fand ich einfallslos. Und auch vom Ende des Buchs war ich enttäuscht (viel zu knapp und banal), allerdings will ich hier nicht zu sehr spoilern. Ich könnte hier viel dazu sagen, aber die Gefahr ist mir zu groß, zu viel zu verraten. Kurzum: Für mich leider das bisher schwächste Buch aus der Feder von Peterson. Bisher habe ich alle Bücher des Autors als packend geschrieben erlebt. Dieses Werk bildet eine Ausnahme. Schade! Ich hoffe auf ein besseres nächstes Buch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen