Stalking in Berlin
Mia,
eine 25-jährige Frau, die von einer Schauspielkarriere träumt und in einer 3-er
WG wohnt, trifft sich zu einem Date mit Viktor, der nur so mit Geld um sich
wirft. Doch bei Mia funkt es nicht. Ein Abend reicht ihr, um zu erkennen, dass
Viktor nicht der Richtige für sie ist. Doch es gibt ein Problem. Nach dem Date
vermisst sie ihren Haustürschlüssel. Steckt Viktor etwa dahinter? Ist Mia
womöglich in seine Falle getappt? Oder macht sie sich doch nur unnötig Sorgen?
Ein Bedrohungsszenario baut sich auf und Gefahr liegt in der Luft. Und über
allem schwebt die Frage: Wird Mia paranoid oder ist Viktor wirklich ein
Stalker? Darum geht es in dem Thriller „Angst“ von Ivar Leon Menger, der sich
gut und flüssig liest. Der Autor schafft es, Neugier zu erzeugen (z.B. auch
durch gut gestaltete offene Kapitelenden) und der Handlung immer wieder neue
Impulse zu verleihen, so dass man mit Interesse weiterliest.
Was
mir ebenfalls gut gefallen hat: Das Setting mit der 3er-WG, das sehr stimmig
konzipiert worden ist. Das verleiht den Beziehungen der Figuren noch einmal
zusätzlich Schwung und Abwechslung. Philipp ist beispielsweise ein netter,
fürsorglicher und hilfsbereiter Mitbewohner. Yvonne hingegen verhält sich
sonderbar und nimmt die Sorgen von Mia nicht so recht ernst, so dass man auch
als Leser ins Zweifeln gerät. Auch das ist gut gemacht. Und was mir auch
aufgefallen ist: Menger legt Wert darauf, die Atmosphäre von Berlin treffend
einzufangen. Gerüche, akustische und visuelle Eindrücke werden an vielen Stellen
eingebunden, wenn die Umgebung beschrieben wird. Klasse!
Der
Autor versteht es sehr gut, Handlungselemente in der Schwebe zu halten und sie
nicht vorschnell aufzulösen. Auch werden die verschiedenen Spannungsbögen schön
in die Länge gezogen, ohne dass ich zu sehr auf die Folter gespannt wurde. Prima!
Und als Leser war ich ständig hin- und hergerissen, was ich Mia glauben kann
und was nicht. Steigert sie sich nicht womöglich in etwas hinein? Sind ihre
Gedanken nicht zu abwegig? Sind ihre Befürchtungen, die oft nur auf Indizien
beruhen, wirklich gerechtfertigt? Diese Fragen stellt man sich bei der Lektüre immer
wieder zwischendurch. Das alles ist sehr gut arrangiert.
Die
einzigen Verbesserungsvorschläge, die ich unterbreiten kann, sind die
folgenden: Die Handlung war stellenweise zu vorhersehbar. Einige Überraschungen
konnte ich bereits frühzeitig antizipieren. Aber das ist natürlich sehr
subjektiv. Andere Leser:innern mögen das vielleicht überhaupt nicht so
empfinden. Es hängt vermutlich auch davon ab, wie viele Thriller man so kennt
und liest. Auch fand ich einige Aspekte gegen Ende unrealistisch und
konstruiert. Das hat mich auch nicht überzeugt. Kurzum: „Angst“ ist ein sehr
guter Thriller, aber er ist nicht herausragend. Ich gebe 4 Sterne!
1 Kommentar:
Von diesem Autor habe ich bisher noch nichts gehört, geschweige denn gelesen. In dieser Rezension erfährt man sehr detailliert, um was es geht, ohne zuviel zu verraten.
VG Volker
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