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Sonntag, 20. August 2023

Menger, Ivar Leon - Angst




4 von 5 Sternen


Stalking in Berlin


Mia, eine 25-jährige Frau, die von einer Schauspielkarriere träumt und in einer 3-er WG wohnt, trifft sich zu einem Date mit Viktor, der nur so mit Geld um sich wirft. Doch bei Mia funkt es nicht. Ein Abend reicht ihr, um zu erkennen, dass Viktor nicht der Richtige für sie ist. Doch es gibt ein Problem. Nach dem Date vermisst sie ihren Haustürschlüssel. Steckt Viktor etwa dahinter? Ist Mia womöglich in seine Falle getappt? Oder macht sie sich doch nur unnötig Sorgen? Ein Bedrohungsszenario baut sich auf und Gefahr liegt in der Luft. Und über allem schwebt die Frage: Wird Mia paranoid oder ist Viktor wirklich ein Stalker? Darum geht es in dem Thriller „Angst“ von Ivar Leon Menger, der sich gut und flüssig liest. Der Autor schafft es, Neugier zu erzeugen (z.B. auch durch gut gestaltete offene Kapitelenden) und der Handlung immer wieder neue Impulse zu verleihen, so dass man mit Interesse weiterliest.

 

Was mir ebenfalls gut gefallen hat: Das Setting mit der 3er-WG, das sehr stimmig konzipiert worden ist. Das verleiht den Beziehungen der Figuren noch einmal zusätzlich Schwung und Abwechslung. Philipp ist beispielsweise ein netter, fürsorglicher und hilfsbereiter Mitbewohner. Yvonne hingegen verhält sich sonderbar und nimmt die Sorgen von Mia nicht so recht ernst, so dass man auch als Leser ins Zweifeln gerät. Auch das ist gut gemacht. Und was mir auch aufgefallen ist: Menger legt Wert darauf, die Atmosphäre von Berlin treffend einzufangen. Gerüche, akustische und visuelle Eindrücke werden an vielen Stellen eingebunden, wenn die Umgebung beschrieben wird. Klasse!

 

Der Autor versteht es sehr gut, Handlungselemente in der Schwebe zu halten und sie nicht vorschnell aufzulösen. Auch werden die verschiedenen Spannungsbögen schön in die Länge gezogen, ohne dass ich zu sehr auf die Folter gespannt wurde. Prima! Und als Leser war ich ständig hin- und hergerissen, was ich Mia glauben kann und was nicht. Steigert sie sich nicht womöglich in etwas hinein? Sind ihre Gedanken nicht zu abwegig? Sind ihre Befürchtungen, die oft nur auf Indizien beruhen, wirklich gerechtfertigt? Diese Fragen stellt man sich bei der Lektüre immer wieder zwischendurch. Das alles ist sehr gut arrangiert.

 

Die einzigen Verbesserungsvorschläge, die ich unterbreiten kann, sind die folgenden: Die Handlung war stellenweise zu vorhersehbar. Einige Überraschungen konnte ich bereits frühzeitig antizipieren. Aber das ist natürlich sehr subjektiv. Andere Leser:innern mögen das vielleicht überhaupt nicht so empfinden. Es hängt vermutlich auch davon ab, wie viele Thriller man so kennt und liest. Auch fand ich einige Aspekte gegen Ende unrealistisch und konstruiert. Das hat mich auch nicht überzeugt. Kurzum: „Angst“ ist ein sehr guter Thriller, aber er ist nicht herausragend. Ich gebe 4 Sterne!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Von diesem Autor habe ich bisher noch nichts gehört, geschweige denn gelesen. In dieser Rezension erfährt man sehr detailliert, um was es geht, ohne zuviel zu verraten.
VG Volker

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