Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 17. August 2023

Kling, Marc-Uwe - Der Tag, an dem Tiffany das Wasser aus der Wanne geschaukelt hat






Kinderbuch mit Stolperstellen


Wer kennt es nicht, das Neinhorn? Ein tolles Kinderbuch mit vielen, vielen kreativen Ideen und einem kindgerechten Humor. Aus diesem Grund wollten wir gerne mehr von dem Autor Marc-Uwe-Kling lesen und entschieden uns für „Der Tag, an dem Tiffany das Wasser aus der Wanne geschaukelt hat“. Das Buch wird empfohlen für Kinder ab 6 Jahren. Und so viel vorweg: Die Altersempfehlung finde ich ungeeignet. Der Humor und die vielen versteckten Anspielungen sind eher etwas für ältere Kinder. Ich hatte das Gefühl, dass Kling sich darum bemüht hat, ein Buch zu schreiben, das für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet ist. Doch in meinen Augen gelingt das leider nicht. Ich will gern begründen, warum ich das so sehe.

 

Eines Tages beschließen Mama, Luisa und die Oma, einen Erholungstag mit Sauna einzulegen. Papa, Opa und Tiffany bleiben zu Hause und Papa möchte endlich einmal in Ruhe ein Buch lesen. Doch kaum beginnt er seine Lektüre, da taucht auf einmal Tiffany auf und bittet ihn darum, mit ins Haus zu kommen. Dort gibt es ein kleines Problem: „Plötzlich hatte er nasse Füße. Im ganzen Flur war nämlich Wasser. Da staunte Papa nicht schlecht“ (S. 16). Und auf den nachfolgenden Seiten geht es dann um die Problemlösung. So weit, so gut.

 

Was, mich allerdings beim Vorlesen gestört hat, waren Passagen, in denen der Witz für Kinder nur schwer verständlich ist, weil z.B. Ironie vorkommt oder Anspielungen auftauchen, die nicht der Lebenswelt von 6-jährigen Kindern entsprechen („Das war aber nicht gerade ein Beitrag zu einem herrschaftsfreien Diskurs im Habermas’schen Sinne“, S. 43; „Aber manchmal, wenn das Schiff auf einen Eisberg zufährt, dann ist es Quatsch, darüber abzustimmen, ob es jetzt links oder rechts vorbeifahren soll oder vielleicht doch weiter darauf zu!“, S. 44-45). Da hilft es auch nicht, dass der Begriff Ironie an Beispielen erklärt wird („Ironisch heißt, dass man etwas anders meint, als man es sagt“, S. 26). Die Ausführungen zu der Wendung „Danke, Merkel!“ (vgl. S. 28-32) fand ich ebenfalls absolut unpassend. Wie soll ich das denn meinem Nachwuchs erklären? Zumal damit eine politische Einstellung transportiert wird, die ja nicht sachlich-neutral daherkommt. Das mag für Erwachsene in Ordnung sein, die ja dann auch entscheiden können, ob sie der Position zustimmen oder nicht. Aber für Kinder finde ich das fragwürdig.

 

Die Grundidee der Geschichte ist in meinen Augen in Ordnung. Und wenn der Text von den nicht altersgerechten Passagen bereinigt worden wäre, dann wäre es bestimmt ein lustiges Kinderbuch geworden. Es gibt durchaus gute Ideen, der Text ist stellenweise auch gelungen. Die Illustrationen sind beispielsweise geglückt. Sie unterstützen den Text passend. Aber die erwähnten Stolperstellen wiegen nach meinem Dafürhalten zu schwer, um dieses Buch guten Gewissens weiterempfehlen zu können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen