3 von 5 Sternen
Ein Kinderbuch-Klassiker als Bilderbuch
„Schon
vor über einem Jahrhundert hat Frances Hodgson Burnett Der geheime Garten
geschrieben und noch heute ist es eines der beliebtesten Kinderbücher (…) Die
Geschichte wurde oft nacherzählt: in Theaterstücken, in Filmen, im Fernsehen
und ja, auch in Bilderbüchern wie diesem hier.“ (vgl. Nachwort)
Anlässlich
des Erscheinens des Kinderbuchs „Der Geheime Garten“ von F. H. Burnett im Insel
Verlag (bearbeitet von Calista Brill und illustriert von Adelina Lirius,
übersetzt von Naemi Schuhmacher) habe ich auch noch einmal das Original in der
gekürzten DTVjunior-Ausgabe gelesen und rezensiert. In meiner Rezension hielt
ich fest: „Für mich ist das Buch ein frühes Zeugnis der Beschreibung von
Depression und des Umgangs mit dieser Krankheit. Verschiedene Figuren leiden
unter Traurigkeit, Verzweiflung und Schwermut (= Mary, Colin, Mr. Craven). Alle
drei haben Schicksalsschläge erlitten. Durch die Beschäftigung mit dem Garten
und das soziale Miteinander finden sie jedoch zurück ins Leben. Eine Botschaft,
die man auch auf die heutige Zeit gut übertragen kann.“
Für
die Rezension des Bilderbuchs interessiert mich vor allem auch die Frage, ob
bei der Kürzung des Textes nicht zu viel verloren gegangen ist. Schließlich
umfasst das Bilderbuch 36 Seiten, die von mir rezensierte gekürzte Fassung hat
hingegen einen Umfang von 192 Seiten. Kann eine solche Reduktion des Inhalts
gelingen? In meinen Augen, leider nein. Für mich machen vor allem die
Charaktere Mary und Colin das Werk aus. Sie sind mit viel Profil und
Wiedererkennungswert gestaltet worden (vgl. meine Rezension zum Original). Für
mich geht bei der Figurenkonzeption zu viel verloren. Es wird z.B. auch nicht
erwähnt, warum Mary traurig ist. Mr. Craven mit seiner distanzierten Art kommt
gar nicht vor. Und der kränkliche Colin in seiner herablassenden Art kommt mir
auch zu kurz.
Mein
Problem: Ich habe den Fehler gemacht, im Vorfeld der Rezension zum Bilderbuch
noch einmal das Original zu lesen. Deshalb habe ich natürlich einen ganz
anderen Blick auf das Buch. Ich bin nun vorgeprägt und weiß, was alles fehlt.
Anderen Leser:innen werden die Kürzungen vielleicht gar nicht auffallen. Das,
was im Nachwort steht, kommt für mich in den wenigen Zeilen nicht genügend zum
Ausdruck: „Mary Lennox ist eine ungewöhnliche Hauptfigur, denn wir lernen sie
zunächst als nicht gerade liebenswürdigen Charakter kennen. Sie wirkt
unscheinbar, selbstsüchtig, mürrisch und zeigt kein Interesse an anderen
Menschen“ (vgl. Nachwort). Für mich geht beim Bilderbuch zu viel verloren, ich
bleibe lieber beim Original für Kinder ab 8 Jahren. Weniger kritische Leser als
ich mögen in dem Buch aber auch die Möglichkeit sehen, Kinder schon frühzeitig
(Altersempfehlung des Verlags: ab 4) an einen Klassiker heranzuführen.
Was
aber absolut lobenswert sind, sind die vielen großformatigen, seitenfüllenden
Illustrationen. Diese sind wunderschön und laden zur längeren und mehrfachen
Betrachtung ein. Sie sind in meinen Augen das, was das Buch ausmacht.
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