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Freitag, 22. September 2023

Burnett, Frances H. - Der geheime Garten



3 von 5 Sternen



Ein Kinderbuch-Klassiker als Bilderbuch


„Schon vor über einem Jahrhundert hat Frances Hodgson Burnett Der geheime Garten geschrieben und noch heute ist es eines der beliebtesten Kinderbücher (…) Die Geschichte wurde oft nacherzählt: in Theaterstücken, in Filmen, im Fernsehen und ja, auch in Bilderbüchern wie diesem hier.“ (vgl. Nachwort)

 

Anlässlich des Erscheinens des Kinderbuchs „Der Geheime Garten“ von F. H. Burnett im Insel Verlag (bearbeitet von Calista Brill und illustriert von Adelina Lirius, übersetzt von Naemi Schuhmacher) habe ich auch noch einmal das Original in der gekürzten DTVjunior-Ausgabe gelesen und rezensiert. In meiner Rezension hielt ich fest: „Für mich ist das Buch ein frühes Zeugnis der Beschreibung von Depression und des Umgangs mit dieser Krankheit. Verschiedene Figuren leiden unter Traurigkeit, Verzweiflung und Schwermut (= Mary, Colin, Mr. Craven). Alle drei haben Schicksalsschläge erlitten. Durch die Beschäftigung mit dem Garten und das soziale Miteinander finden sie jedoch zurück ins Leben. Eine Botschaft, die man auch auf die heutige Zeit gut übertragen kann.“

 

Für die Rezension des Bilderbuchs interessiert mich vor allem auch die Frage, ob bei der Kürzung des Textes nicht zu viel verloren gegangen ist. Schließlich umfasst das Bilderbuch 36 Seiten, die von mir rezensierte gekürzte Fassung hat hingegen einen Umfang von 192 Seiten. Kann eine solche Reduktion des Inhalts gelingen? In meinen Augen, leider nein. Für mich machen vor allem die Charaktere Mary und Colin das Werk aus. Sie sind mit viel Profil und Wiedererkennungswert gestaltet worden (vgl. meine Rezension zum Original). Für mich geht bei der Figurenkonzeption zu viel verloren. Es wird z.B. auch nicht erwähnt, warum Mary traurig ist. Mr. Craven mit seiner distanzierten Art kommt gar nicht vor. Und der kränkliche Colin in seiner herablassenden Art kommt mir auch zu kurz.

 

Mein Problem: Ich habe den Fehler gemacht, im Vorfeld der Rezension zum Bilderbuch noch einmal das Original zu lesen. Deshalb habe ich natürlich einen ganz anderen Blick auf das Buch. Ich bin nun vorgeprägt und weiß, was alles fehlt. Anderen Leser:innen werden die Kürzungen vielleicht gar nicht auffallen. Das, was im Nachwort steht, kommt für mich in den wenigen Zeilen nicht genügend zum Ausdruck: „Mary Lennox ist eine ungewöhnliche Hauptfigur, denn wir lernen sie zunächst als nicht gerade liebenswürdigen Charakter kennen. Sie wirkt unscheinbar, selbstsüchtig, mürrisch und zeigt kein Interesse an anderen Menschen“ (vgl. Nachwort). Für mich geht beim Bilderbuch zu viel verloren, ich bleibe lieber beim Original für Kinder ab 8 Jahren. Weniger kritische Leser als ich mögen in dem Buch aber auch die Möglichkeit sehen, Kinder schon frühzeitig (Altersempfehlung des Verlags: ab 4) an einen Klassiker heranzuführen.

 

Was aber absolut lobenswert sind, sind die vielen großformatigen, seitenfüllenden Illustrationen. Diese sind wunderschön und laden zur längeren und mehrfachen Betrachtung ein. Sie sind in meinen Augen das, was das Buch ausmacht.

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