Einprägsame
Figuren und humoriger Erzählton
Eines
Tages zieht die 7-jährige Lilly mit ihrer 5-jährigen Schwester Karlchen und mit
ihren Eltern in das Brezelhaus, das in einer kleinen Seitenstraße Hamburgs
steht. Und im Brezelhaus gibt es eine weitere Mitbewohnerin: die kleine Dame,
die bei Wind und Wetter ihre Safari-Ausstattung trägt und jederzeit „chamäleonisieren“
kann („Die kleine Dame spannt ihren Schirm auf und schwups ist es passiert.
Steht sie vor ihrem blau geblümten Ohrensessel, ist die kleine Dame vom Schirm
bis zur Sohle blau geblümt. Macht sie einen flotten Spaziergang an roten
Klinkerhäusern vorbei, tanzen rote Ziegel auf ihrem Kostüm“). Das
Figurenensemble wird ergänzt um einen missmutigen Hausmeister namens Herr
Leberwurst, der sich absolut kinderunfreundlich verhält („Aber Herr Leberwurst
spuckte nur auf seinen Putzlappen und polierte das Schild, das er im Torweg
aufgehängt hatte. Darauf stand: Kinder verboten!“).
Lilly
begegnet der kleinen Dame beim Spielen und der erste Kontakt verläuft amüsant.
Die kleine Dame spricht „Rückwärtzisch“. Der Text enthält nicht nur viel
Wortwitz (z.B. in Form von lustigen Versprechern), der Humor ist zudem
feinsinnig (nicht plump) und kindgerecht. Und die kleine Dame ist ein äußerst
charmantes Wesen mit einem interessanten Haustier: einem Chamäleon („Chaka ist
über tausend Jahre alt. Meine Ururgroßmutter hat ihm vor vielen Jahren das
Leben gerettet und zum Dank dafür ist er bei ihr geblieben“).
Als
Lilly ihren Eltern von der Begegnung mit der kleinen Dame erzählt, halten sie
die Erzählung Lillys für blühende Fantasie. Nur ihre Schwester Karlchen zweifelt
nicht an ihren Worten. Im weiteren Handlungsverlauf geht es im Wesentlich
darum, wie Lilly und die kleine Dame Freundschaft schließen und Lilly ihre Welt
erkundet. Und die Lebenswelt von der kleinen Dame wird durch den Ordnungssinn
des Hausmeisters bedroht. Können Lilly und die kleine Dame sich behaupten und
Herrn Leberwurst überlisten?
Was
das Buch in meinen Augen ausmacht, ist der humorige Erzählton und die
liebreizende Figur der kleinen Dame. Sie entfaltet unheimlich viel „Zugkraft“
und löst Faszination bei den jungen Zuhörer:innen aus. Und auch mit Herrn
Leberwurst hat die Autorin einen einprägsamen Bösewicht erschaffen, die
Aufmerksamkeit und Neugier erregt. Kurzum: Ein gelungenes Kinderbuch, mit dem
man schöne Vorlesestunden erleben kann.
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